Evidenzbasierte Praxis
Die evidenzbasierte Praxis (EBP) in der Sprachtherapie integriert die individuellen Wünsche des Patienten und die klinische Expertise des Praktikers mit den Erkenntnissen aus der Therapie- und Grundlagenforschung. Unsere Projekte in diesem Bereich zielen auf die Weiterentwicklung und Vermittlung evidenzbasierter Handlungsweisen ab. Konzepte der EBP tragen in vielfältiger Weise dazu bei, Prozesse der klinischen Entscheidungsfindung in der Sprachtherapie zu erleichtern und die Qualität von Entscheidungsprozessen in der Rehabilitation zu verbessern.
Ein besonderer Fokus in unseren Projekten liegt auf patientenorientierten Vorgehensweisen, für die realistische und an den Lebensumständen orientierte Therapieziele mit theoretischem Wissen über Sprachverarbeitungsmechanismen miteinander verzahnt werden. Patientenorientierte Aspekte spiegeln sich dabei u.a. in der Verwendung von individualisiertem Therapiematerial und in der Auswahl einer für den Betroffenen geeigneten evidenzbasierten Behandlungsmethode wider.
Dem kognitiv-neuropsychologischen Ansatz folgend berücksichtigen unsere Studien zu sprachtherapeutischen Interventionen bereits seit langem grundlegende Konzepte der EBP. Neben der Erprobung neuer Therapiemethoden interessieren wir uns dabei auch für die Weiterentwicklung von Therapiedesigns, statistischen Methoden und Verfahren zur Wirksamkeitsprüfung. Schließlich dienen die Therapiestudien dazu, die Anwendbarkeit evidenzbasierter Vorgehensweisen insbesondere im klinischen Alltag zu beurteilen.
Die seit Bestehen des Studiengangs Patholinguistik in Potsdam gesammelten Erfahrungen in der Entwicklung von wissenschaftlich begründeten Evidenzen für die Sprachtherapie fließen sowohl in die Lehre als auch in die praktische Ausbildung mit ein. Somit erwerben die Studierenden Wissen um EBP nicht nur in der Theorie, sondern lernen von Beginn an ihr sprachtherapeutisches Handeln evidenzbasiert auszurichten.
Ergebnisse und Beiträge
Menze, C. & Stadie, N. (2022). Evidenzbasierte Praxis: Handlungskompetenzen im externen Praktikum des BSc Patholinguistik. In: S. Tan, S. Düring, A. Wilde, H. Wunderlich & T. Fritzsche (Hrsg.) Spektrum Patholinguistik Band 15. Schwerpunktthema: Interdisziplinär behandeln – Multiprofessionelle Zusammenarbeit in der Sprachtherapie, Potsdam: Universitätsverlag. pp. 151-155.
Stadie, N. (2016). Evidenz im sprachtherapeutischen Alltag: Methodisches VorgehenIn: M. Grohnfeldt (Hg.) Kompendium der akademischen Sprachtherapie und Logopädie, Stuttgart: Kohlhammer. pp. 31-47.
Butler, R., Frank, L., & Stadie, N. (2015). Studium trifft Praxis! Evidenzbasiertes Handeln bei der Therapie erworbener Sprachstörungen im externen Praktikum. Posterpräsentation, 9. Herbsttreffen Patholinguistik, Potsdam, Deutschland.
Schröder, A. & Stadie, N. (2011). Tools for implementing research-oriented single subject designs into every-day clinical settings. Posterpräsentation Science of Aphasia Conference, Barcelona, Spain, September 2011.
Stadie, N. & Schröder, A. (2011). Forschungsbasiertes Vorgehen im klinischen Alltag: Werkzeuge für die Planung, Durchführung und Evaluation von Sprachtherapie. Posterpräsentation Jahrestagung der Gesellschaft für Aphasieforschung und -behandlung (GAB), Konstanz, Deutschland, November 2011.
Stadie, N., & Schröder, A. (2009). Kognitiv orientierte Sprachtherapie. Methoden, Material und Evaluation bei Aphasie, Dyslexie und Dysgraphie. München: Elsevier Urban und Fischer.
Weitere Beiträge finden sich bei den Projekten: Aphasie, Lexikalische Verarbeitung und semantisches Wissen sowie Satzverarbeitung.