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Plakat Ringvorlesung

Ringvorlesung im Wintersemester 2022/23

Hintergrund: Vorgeschichte der Ringvorlesung – Das „Z“ in FaschiZmus

Zunächst war da der aktuelle Anlass: Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine wird seit dem 24. Februar 2022 im Zeichen eines Kampfes gegen herbeizitierte, mit historischen Kurzschlüssen und Falschaussagen begründeten „faschistische Kräfte“ in der Ukraine geführt. Demgegenüber haben gleich nach Beginn dieses Angriffskriegs Kommentator*innen in den Raum gestellt, dass die aktuelle russländische Politik selbst faschistische Züge trage: Eine verklärte, idealisierte Vergangenheit, Militarismus, Feindbild- und Sündenbockpropaganda, intendierte Ersetzung von „Nation“ durch „Volk“, die in offiziellen strategischen Statements Russlands als Merkmale dafür angeführt werden können. Und schließlich das viel diskutierte „Z“ als Symbol für den imperialistischen Krieg gegen die Ukraine.

 

Grundlegend:

Dr. Alexander Häusler (Düsseldorf) gibt einen historischen und begriffsgeschichtlichen Überblick zu „Faschismus“ und politisch „rechten“ Bewegungen. Aktuelle Phänomene aus dem äußeren und äußersten rechten Spektrum in Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich beschreibt er im Bezug darauf.

https://videoup.uni-potsdam.de/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=83cf8f31-08e7-48e5-ab24-b09900d907d9

 

 

Tagesaktuell: Erosion demokratischer Ordnungen:

Prof. Dr. Ireneusz Paweł Karolewski (Leipzig) zeigt die komplexen Tendenzen einer Erosion demokratischer Ordnungen („Demokraturen“), wobei er besonders die Entwicklungen in Polen und Ungarn in den Blick nimmt. Eine besondere Rolle spielt hier die Infragestellung der demokratischen Werteskala innerhalb der Europäischen Union.

https://videoup.uni-potsdam.de/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=de281951-2f4a-4871-a360-b09900d96d27

 

 

Fokus Osteuropa 1: Russland und die extreme Rechte in der EU:

Dr. Anton Shekhovtsov (Wien) skizziert die Beziehungen aktueller rechter europäischer Gruppierungen zu Russland und geht darauf ein, wie russländische Medien, allen voran der in vielen Sprachen agierende Sender RT, Desinformation betreiben. Ziel dieser Kampagnen ist das Unterlaufen demokratischer Werte und Ordnungen. Umgekehrt agieren extrem rechte Politiker*innen als Legitimator*innen russländischer Autokratie (z.B. als Wahlbeobachter*innen).

https://videoup.uni-potsdam.de/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=5eaf3195-1db0-42c3-857d-b09900db7ac3

 

 

Fokus Osteuropa 2: Tendenzen in der aktuellen russländischen Kultur:

Prof. Dr. Mark Lipovetsky (New York) analysiert Phänomene in der russischen Populärkultur und Literatur und fragt dabei, wie diese am Narrativ der aktuellen russländischen Staatspropaganda mitarbeiten, oder aber dieses unterlaufen.

https://videoup.uni-potsdam.de/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=cb06eb06-21df-412b-9cf3-b09900dbd91f

 

 

Fokus Osteuropa 3: Diskursgeschichtliche Schlüsselkonstellation:

Dr. Sabine Hänsgen (Bochum) stellt den für die Diskursgeschichte des Faschismus zentralen Kompilationsfilm „Der gewöhnliche Faschismus“ („Obyknovennyj fašizm“) von Michail Romm aus dem Jahr 1965 vor. Hänsgen führt die unterschiedliche Aufbereitung und Rezeption des Films, der zu einem wesentlichen Teil aus montiertem und kommentierten NS-Propagandafilmmaterial besteht, in der Sowjetunion, der BRD und der DDR aus und präsentiert somit drei Phänomene partieller strategischer Gegnerschaft zum Faschismus.

https://videoup.uni-potsdam.de/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=b1104e0a-40ff-456d-b6a2-b09900db1e19

 

 

Diagnose: Eine Minimaldefinition und die multiplen Bedrohungen demokratischer Ordnungen und Werte

Prof. Dr. Roger Griffin (Oxford) ist Historiker mit Schwerpunkt auf vergleichende Faschismusforschung. Er skizziert den inflationären Gebrauch von „Faschismus“ im aktuellen publizistischen und wissenschaftlichen Diskurs und stellt dem seine Minimaldefinition von Faschismus gegenüber. Demnach ist Faschismus eine populistische, ultranationale Ideologie, die im Kern von einer revolutionären Mission national-rassischer Wiedergeburt getragen wird. Auf keine aktuelle Erscheinung im rechten / äußerst rechten Spektrum treffe diese Diagnose zu. Griffin sieht die aktuelle Herausforderung und Gefahr in der vor allem von der äußeren und radikalen Rechten betriebenen Erosion demokratischer Werte. Polarisierungen, Angst vor dem Andersartigen und ein damit einhergehender Verlust demokratischer Streitkultur sind deren Symptome.

https://videoup.uni-potsdam.de/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=67c46212-e8c4-4c09-9521-b0a1007fd838

 

Minimalfazit

Auch wenn man Roger Griffins Minimaldefinition für Faschismus zustimmt, und auf Basis dieser Definition Faschismus weder im zeitgenössischen Russland noch für rechte und rechtsaußen stehende politische Parteien und Bewegungen feststellen kann: Einsichten in diskursgeschichtliche Konjunkturen des Faschismus sind die Grundlage dafür, argumentativ und operativ gegen besorgniserregende Entwicklungen anzudenken und aufzutreten. Hier geht es in erster Linie darum, die Demokratien und ihre Werte zu verteidigen.