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Nachruf auf Prof. Dr. Roland Weiße

Fachbereich Physische Geographie, Brandenburgische Landeshochschule / Pädagogische Hochschule Potsdam (heute Institut für Umweltwissenschaften und Geographie der Universität Potsdam)

Wenige Tage vor Vollendung seines 95. Geburtstages erreichte uns die Nachricht vom Ableben Prof. Dr. Roland Weißes. Mehr als drei Jahrzehnte wirkte Professor Weiße im Fachbereich der Physischen Geographie der Brandenburgischen Landeshochschule bzw. der Pädagogischen Hochschule Potsdam. Seine ehemaligen Mitarbeiter*innen, Kolleg*innen und Schüler*innen erinnern sich an einen freundlichen und liebenswerten Menschen, der nicht nur in seinem unmittelbarem wissenschaftlichen Umfeld Spuren hinterlassen hat, sondern darüber hinaus auch vielfache Arbeitskontakte zu Nachbardisziplinen und auch zu Institutionen außerhalb des Hochschulbetriebes unterhielt, die ihn über das eigene Institut hinaus bekannt machten.

Noch zu der Generation gehörend, die den 2. Weltkrieg als Soldat erleben musste, wurde er zunächst als Flakhelfer und in den letzten Kriegsmonaten auch als Frontsoldat eingezogen. Verwundung und Gefangenschaft in der Sowjetunion prägten die Weltsicht und Einsichten von Roland Weiße.

Seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn waren seine Interessen, auch beeinflusst durch seine akademischen Lehrer Gellert, Seim und Zedlitz, auf die Geomorphologie, insbesondere die Glazialmorphologie, gerichtet. Prof. Weiße wurde auch ein über den deutschen Sprachraum hinaus anerkannter und geschätzter Quartärmorphologe. Seine wissenschaftliche Zusammenarbeit beschränkte sich nicht nur auf Institutionen im Inland, sondern erstreckten sich auch auf Einrichtungen auf Osteuropa, insbesondere aus der damaligen Sowjetunion und Polen. Er galt als hervorragender Kenner regionaler Strukturen des Quartärs, vor allem in den heutigen ostdeutschen Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Von bleibendem Wert sind seine viel beachteten Forschungsergebnisse zum Bau und zu Strukturen glazialer Formenkomplexe, insbesondere von Grundmoränen. Auch heute werden Forschende, die sich mit Glaziallandschaften auseinanderzusetzen haben, die Erkenntnisse von Professor Weiße beachten müssen.

Bemerkenswert in seiner akademischen Laufbahn war auch das Bestreben, die Ergebnisse seiner in der Grundlagenforschung angelegten Arbeiten für mögliche Nutzer anwendungsbereit aufzubereiten. Bekannt wurde dies durch praxisbezogene Untersuchungen, sowohl zum Erosionsschutz im Obstbau und in der Landwirtschaft, als auch in der jahrelang währenden sehr fruchtbaren Zusammenarbeit mit Potsdamer Archäologen.

Neben der scheinbar auf das Detail ausgerichteten Arbeitsweise, die möglichst alle Strukturen bei seinen Feldarbeiten zu erfassten versuchte, war doch sein ganzes Augenmerk auf ihre Verallgemeinerung ausgerichtet. Die systematisierende Geomorphologie war immer ein Schwerpunkt seiner Arbeit, und so war es nur folgerichtig, dass er sich auch verstärkt in der Lehre mit philosophischen Problemen unseres Faches auseinandersetzte.

Auch nach seiner Emeritierung blieb Prof. Weiße wissenschaftlich tätig. Er publizierte weiterhin, so wie er es in seiner gesamten akademischen Laufbahn immer gemacht hatte, Ergebnisse, die auf eigene Untersuchungen im Gelände gegründet waren. Mit Interesse verfolgte er Arbeiten seiner Kolleginnen und Kollegen und war offen für anregende Gespräche, die zu weiterführenden Ideen und Projekten anregten.  

Seine ehemaligen Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen und Schüler*innen gedenken in großer Dankbarkeit Roland Weißes. Seine Menschlichkeit und sein wissenschaftliches Werk bleiben uns in Erinnerung.

Autor: Wolfgang Krüger

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Online-Redaktion

Stefanie Mikulla