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Scham und Selbstekel bei Psychosomatischen Erkrankungen

Scham und Selbstekel bei Hautkrankheiten

Unter den zehn häufigsten Erkrankungen weltweit zählen drei Hauterkrankungen. Laut Augustin et al. (2011) sind die häufigsten entzündlichen Hautkrankheiten Schuppenflechte und Neurodermitis, welche auch den Fokus dieser Studie bilden. Diese Erkrankungen gehen häufig mit signifikantem psychischen Leidensdruck und tlw. komorbiden psychischen Störungen einher. Dabei ist es in der hautärztlichen Praxis oft schwierig adäquat auf psychische Belastung einzugehen und diese zu explorieren. In früheren Studien wurde deutlich, dass Hautärzte oft die psychologischen Belastungen die mit Hautkrankheiten einhergehen, übersehen können. Hierzu zählen beispielsweise starkes emotionales Erleben durch Scham und Ekel, was wiederum zu verminderter Zufriedenheit mit der Behandlung führen kann. Zur Reduktion der psychischen Belastung und Förderung hilfreicher Verhaltensweisen wird deswegen immer häufiger eine parallele psychotherapeutische Behandlung empfohlen.

Ein neuerer Ansatz ist die (selbst-) mitgefühlsbasierte Therapie (Compassion Focused Therapy) (Gilbert, 2010), die bereits erfolgreich in der Behandlung von schamassoziierten Erkrankungen und somatischen Erkrankungen eingesetzt wird (Austin et al., 2021). Diese erscheint vielversprechend für die Behandlung von Ekel und Scham bei Menschen mit Hauterkrankungen. Der aktuellen Forschungsstand wurde in einem Review-Artikel, zusammengefasst (Fink-Lamotte & Stierle, 2022Fink-Lamotte et al., submitted).

Ziel des Forschungsvorhabens soll es sein,  (selbst-) mitgefühlsbasierte Interventionstechniken bei Menschen mit Hautkrankheiten im Hinblick auf ihr Potential zur Veränderung von hautbezogenem Ekel und hautbezogener Scham zu überprüfen. Hautbezogene Scham beinhaltet eine negative Evaluation der eigenen Haut, was sich insbesondere in Minderwertigkeitsgefühlen ausdrückt. Das Selbst wird als Ganzes entwertet und als inadäquat, wertlos und inkompetent sowie sozial unattraktiv betrachtet. Unter Selbstekel wird die Abscheu gegen das äußere Erscheinungsbild bezeichnet. 

Kooperationspartner

  • Christian Stierle, Prof. Dr., Fresenius Hochschule Hamburg

 

 

Eingesetzte Interventionen (Verwendung frei verfügbar)

Zur experimentellen Induktion von Scham und Ekel bei Hauterkrankungen

Zur Intervention bei Scham und Selbstekel bei Hauterkrankungen

Scham und Selbstekel bei Sexuellen Funktionsstörungen

In diesem Projekt wird der Zusammenhang zwischen Ekel und sexuellen Störungen untersucht, wobei Ekel als ein wichtiger emotionaler Faktor bei der Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedener psychischer Störungen betrachtet wird. Bisherige Forschungsergebnisse, vor allem bei Personen mit genito-pelviner Schmerzstörung (GPPPD), legen nahe, dass Ekel sexuelle Erregung hemmen und einen negativen Kreislauf auslösen kann, der zur Vermeidung sexueller Reize führt. Dieser Zusammenhang wurde bisher jedoch nicht experimentell getestet, und es gibt einen Mangel an Forschung zu anderen häufigen Störungen wie der erektilen Dysfunktion (ED). Kognitive Bewertungen sexueller Situationen spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung emotionaler Reaktionen wie sexueller Erregung und Angst, wurden aber in Bezug auf Ekel noch nicht untersucht.

Konkret soll experimentell untersucht werden, wie kognitive Bewertungen sexueller Situationen Ekel verstärken und zu Vermeidung von sexuellen Reizen führen können, insbesondere bei Personen mit genito-pelviner Schmerzstörung (GPPPD). Die Studie umfasst mindestens 190 Teilnehmer, die in drei Gruppen aufgeteilt werden: GPPPD, erektile Dysfunktion (ED) und Kontrollgruppe. Durch Selbstberichte und Szenario-basierte Aufgaben werden kognitive Bewertungen erfasst und die Reaktionen auf sexuelle Reize gemessen. Es wird angenommen, dass eine bessere Kenntnis dieser Zusammenhänge die Behandlung von Patienten mit GPPPD und ED verbessern könnte.

Kooperationspartner:

  • Umut Özdemir, Psychologischer Psychotherapeut in eigner Praxis
  • Julia Velten, Ruhr-Universität Bochum

Beiträge:

Brinkmann, F., Oezdemir, U., & Fink-Lamotte, J. (geplant). Nasty, icky, filthy, and sticky? The role of disgust and cognitive appraisals in sexual dysfunctions. Poster soll auf der IASR in Berlin vorgestellt werden.