Auftragsforschung im historiografischen Elfenbeinturm?
Das Projekt nimmt die historische Publikationstätigkeit des Militärgeschichtlichen Forschungsamts (MGFA), der Vorgängerinstitution des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), seit seiner Gründung 1957 bis zum Umzug von Freiburg nach Potsdam 1994 in den Blick. Anhand ausgewählter Einzelpublikationen und Reihenveröffentlichungen soll der Einfluss dieser Ressortforschungseinrichtung auf den fachwissenschaftlichen Diskurs in der Historikerzunft und in der geschichtsinteressierten Öffentlichkeit untersucht werden.
Das Vorhaben versteht sich als eine mediengeschichtliche Erweiterung der Behördenforschung. Es will erstens Aufschlüsse über die Verortung des MGFA im Wissenschaftsbetrieb der Bundesrepublik geben, das eines der größten von den in den 1950er Jahren neugegründeten außeruniversitären historischen Forschungsinstituten ist (vgl. IfZ 1949; IEG 1950; KGParl 1952, DHI Paris, 1958). Das Projekt will zweitens Mechanismen der Wissenschaftskommunikation und des Wissenstransfers einer Ressortforschungseinrichtung des Bundes mit den ihr spezifischen Herausforderungen offenlegen. Dabei soll es Auskunft über die Spielregeln wissenschaftlicher Verlagspraxen geben. Drittens soll es ermöglichen, den geistig-kulturellen, geschichtspolitischen Wandel einer Forschungsdisziplin zu betrachten, die sich zunächst von überkommenen Vorstellungsmustern traditioneller Militärgeschichte befreien, ihren Forschungsgegenstand neu definieren und sich dabei nicht nur national, sondern auch international behaupten musste – und das vor dem Hintergrund der „Last der Vergangenheit“ sowie des deutsch-deutschen Systemkonflikts im Kalten Krieg.