Hans Delbrück und die Preußischen Jahrbücher (1883–1919)
Hans Delbrück gehörte unbezweifelt zu den bedeutendsten Publizisten und einflussreichsten Wissenschaftlern des Deutschen Kaiserreichs und auch der Weimarer Republik. Trotz seiner breiten Rezeption auch in der neueren Forschung stellt eine umfassende Analyse von Delbrücks Wirken und Wirkung im Kaiserreich, jenseits der Behandlung je einzelner Teilaspekte seiner wissenschaftlichen Arbeit als Militärhistoriker, Weltgeschichtssschreiber und Althistoriker, ein Desiderat der Geschichtswissenschaft dar.
Eine systematische, quellenkritische Studie zur Schließung dieser Forschungslücke verlangt, die Zeugnisse von Delbrücks prägendem publizistischem Wirken durch die einflussreichen Preußischen Jahrbücher und diejenigen seiner Aktivitäten als breit vernetzter Kommunikator, gleichwertig einander gegenüberzustellen. In dieser Verbindung offenbart der Quellenbestand sein hermeneutisches Potential, indem er historisch-vergleichbare Zugänge zu den unterschiedlichen Diskursfeldern und -medien bietet, welche den politischen Kommunikationsraum des Kaiserreichs ausmachten. Solcherart lassen sich drei, forschungspraktisch fruchtbar miteinander verschränkte Erkenntnisziele verfolgen:
Mittels der Methoden moderner, historischer Biographik lässt sich am Beispiel Hans Delbrücks tief in diese Topographie der politischen Kommunikation im langen 19. Jahrhundert eintauchen und allgemeine Erkenntnisse über ihre Mechanismen, ihre Argumente und die verhandelten Ideen gewinnen.
Gleichzeitig lassen sich für einen ganz konkreten, von seinen Zeitgenossen für ausgesprochen einflussreich gehaltenen, politischen Intellektuellen, Motive, Ideenentwicklung und Strategien im Kontext seiner wissenschaftlichen und politischen Netzwerke herausarbeiten.
Darüber hinaus bietet Delbrücks beherrschende Stellung in Bezug auf die Preußischen Jahrbücher, welche ihren sichtbaren Ausdruck in dem Umstand findet, dass Delbrücks persönlicher Nachlass für die Jahre 1883 bis 1919 als Redaktionsarchiv dieser Zeitschrift gelten muss, die Chance, ohne die biographische Perspektive aus dem Blick zu verlieren, die noch ungeschriebene Geschichte jenes bedeutenden Periodikums während der Jahrzehnte des Deutschen Kaiserreichs zu ergründen.