Leseflüssigkeit fördern – Projektbeschreibung
Ein zentrales Anliegen des Deutschunterrichts der Grundschule ist die Förderung der Leseflüssigkeit. Diese gilt in der internationalen Forschung als eigenständige Dimension der Lesekompetenz. Die Leseflüssigkeit ergibt sich aus vier Teilkompetenzen – der Dekodiergenauigkeit, Automatisierung, Lesegeschwindigkeit und Prosodie. Diese Teilkompetenzen bauen aufeinander auf. Nur wem es beispielsweise gelingt, Wörter automatisiert aus dem mentalen Gedächtnis abzurufen, ohne jeden einzelnen Buchstaben oder jede Silbe mühsam erlesen zu müssen, kann in einer zeitlich angemessenen Geschwindigkeit lesen. Dies ist wiederum Voraussetzung dafür, den Text prosodisch, das heißt mit angemessener Pausensetzung und Betonung, sowie sinnentnehmend zu lesen.
Bisher gibt es im deutschsprachigen Bereich kaum Erkenntnisse darüber, ab welchem Entwicklungsstand bzw. welcher Klassenstufe welche Teilkompetenzen in welchem Maße ausgebildet sind. Aus diesem Grund erheben wir in einer Längsschnittstudie von Klasse 2-6 den Verlauf von Leseflüssigkeit und identifizieren Grenzwerte und Risiken (EdeL).
Außerdem gehen wir davon aus, dass Schüler, bei denen die genannten Teilkompetenzen unterschiedlich entwickelt sind, von unterschiedlichen Förderverfahren profitieren. Welche Förderverfahren für welches Leistungsniveau angemessen sind, erheben wir in der Teilstudie Methodenvergleich (MeV).
Bei der Fördermethode „Lesen mit Hörbuch“ hört ein Schüler ein Hörbuch und liest gleichzeitig den Text in einem Buch mit. Diese Methode scheint im besonderen Maße sowohl für schwache als auch starke Leser zur Förderung aller vier Teildimensionen der Leseflüssigkeit geeignet. Inwieweit die individuelle Anpassung der Hörbuchgeschwindigkeit Voraussetzung für eine erfolgreiche Förderung ist, untersuchen wir im Teilprojekt „Leseflüssigkeit im Blick“ (LiB).
Das Ziel unserer Forschung ist die Förderung der Leseflüssigkeit mit einer Methode, die an das individuelle Leistungsniveau eines jeden Schülers angepasst werden kann.
Im Rahmen des durch die Telekomstiftung geförderten Projekts „Digitale Grundschule“ entwickeln wir eine Hörbuchapp und nähern uns so unserem Ziel.