Maraike Hofer, Museum für Naturkunde Berlin
Wo arbeitest du und was ist deine Aufgabe?
Ich bin Mitarbeiterin in den Mineralogischen Sammlungen des Museums für Naturkunde in Berlin. Die Stelle selber nennt sich Sammlungspflege. Im Moment steht bei uns in der Sammlung noch vieles unter dem Banner der Digitalisierung. Viele der fast 300.000 Objekte in der Sammlung sind schon sehr lange am Museum und müssen katalogisiert, bestimmt und fotografiert werden.
Welches waren deine vorherigen beruflichen Stationen?
Anfang 2018 war ich fertig mit dem Studium in Potsdam. Bis dahin habe ich bereits über 3 Jahre in der Sammlung des Instituts für Geowissenschaften als studentische Hilfskraft gearbeitet. Danach habe ich eine Stelle in einem kleinen Forschungsunternehmen in Adlershof bekommen. Nachdem der Vertrag dort ausgelaufen ist, musste ich mich neu umsehen und habe natürlich auch immer die Stellenausschreibungen der bekannten Institutionen in Berlin und Brandenburg durchforstet. Zunächst bin ich auf eine Stelle am Museum gestoßen, bei der man Insekten fotografieren musste, die aber nur auf 6 Monate begrenzt war. Ich habe mich ganz unbeholfen dort beworben und konnte mich tatsächlich durchsetzen. Meine Arbeit als Sammlungs-Hiwi in Potsdam hat mir da auf jeden Fall auch einen Vorteil verschafft.
Wie bist du zu deinem jetzigen Job gekommen?
Die Stelle bei den Insekten war quasi mein Sprungbrett in die Mineralogie. Während der kurzen Zeit in der Abteilung wurde auch meine jetzige Stelle ausgeschrieben und ich habe mich sofort dafür beworben. Meine Chancen waren nicht allzu schlecht, da ich ja schon Sammlungserfahrung hatte und das Museum auch schon kannte.
Was hat dich da an dem Job gereizt?
Die Hiwi-Stelle an der Uni hat mir schon viel Spaß gemacht und ich habe mir immer gedacht, dass ich gerne wieder in einer Sammlung arbeiten würde, wenn sich das jemals ergeben sollte. Ich mag das breite Feld an Mineralen und Gesteinen, an dem ich arbeite. Im Studium lernt man vor allem am Anfang haufenweise Minerale kennen und kommt mit nur sehr wenigen davon später noch in Kontakt. Hier kann ich mich mit allem noch einmal in Ruhe beschäftigen. Auch war für mich immer klar, dass ich keinen reinen Bürojob haben möchte, bei dem ich nur vor dem PC sitze.
Welche sind die wichtigsten Fähigkeiten, die man für diese Arbeit mitbringen sollte?
Es ist auf jeden Fall sinnvoll, Wissen über Minerale und Gesteine zu haben. Wichtig ist auch, die Objekte wertzuschätzen und dementsprechend zu behandeln. Das meiste liegt hier schon seit über 100 Jahren und manches ist sehr empfindlich. Es ist besser, nicht zu grobmotorisch veranlagt zu sein.
Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei dir aus?
Mein Fokus liegt auf den Kästen mit Objekten: Die Sammlungsstücke müssen gereinigt, mit Inventarnummern beklebt und in eine Datenbank eingetragen werden. Häufig wird diese Arbeit aber auch unterbrochen beispielsweise durch Öffentlichkeitsarbeiten wie Führungen oder das Heraussuchen von Proben für Anfragen. Auch Meetings finden hin und wieder statt, die nehmen aber keinen sehr großen Zeitraum ein.
Was gefällt dir an deinem Beruf und was fordert dich am meisten heraus?
Wie oben schon erwähnt mag ich die Vielfalt an Objekten, mit denen ich arbeite, denn das entspricht auch meiner ursprünglichen Motivation, das Fach Geowissenschaften zu studieren. Das wollte ich nie aus dem Blickwinkel verlieren. Vieles habe ich auch schon wieder vergessen und muss es auffrischen. Zu meiner Arbeit gehört es, alte Etiketten zu lesen. Das kann manchmal schwierig sein, weil sie handgeschrieben sind und nicht immer einfach lesbar. Aber auch daran ist es möglich, sich zu gewöhnen und einzuarbeiten. Und natürlich ist es auch ziemlich cool, jeden Morgen erstmal alleine an den Dinos vorbeizulaufen.
Wie viel von dem erlernten Wissen aus deinem Studium brauchst du in deinem Job?
Alles aus dem Mineralogischen- und Gesteinsbestimmungsbereich. Vieles geht aber auch verloren. Mathe brauchte ich zum Glück bisher nicht. Wenig benötige ich aus dem, was ich in meiner Bachelor- und Masterarbeit an Wissen angehäuft habe. Das finde ich etwas schade, weil es sehr spannende Themen waren. Zum Beispiel habe ich meine Masterarbeit über Mantelgesteine geschrieben, die an einem Vulkan in Kolumbien als Xenolithe gesammelt wurden.
Wie denkst du rückblickend über dein Geowissenschaftenstudium an der Uni Potsdam?
Ich mochte das Studium sehr. Es war genau mein Interessengebiet. Ich bin auch sehr froh, dass ich mich von Kursen wie Mathe oder Physik nicht hab abbringen lassen, sondern jetzt die schönen Seiten der Geowissenschaften genießen kann. Insgesamt bin ich sehr froh, dass ich mich für dieses Studium entschieden habe und habe auch das Gefühl, in Potsdam eine gute Ausbildung bekommen zu haben.
Hast du Tipps für unsere Absolvent*innen für einen erfolgreichen Berufseinstieg?
Lasst euch nicht davon abbringen, euren Wunschberuf zu verfolgen. Mit einem Hochschulabschluss ist man sehr qualifiziert. Es kann sein, dass man erst einmal etwas weniger Tolles arbeitet, das nicht so viel Spaß macht. Trotzdem kann sich die Situation jederzeit ändern. Wer viele Bewerbungen verschickt, bekommt am Ende auch irgendwo eine Rückmeldung. Und ist man erst einmal drin in der Arbeitswelt, ergeben sich immer wieder Möglichkeiten.
Link zu einem Video, das Teile von Maraike Hofers Arbeit beschreibt: