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Coaching, psychologische und psychosoziale Beratung

Ganz grundsätzlich arbeiten (psycho-)soziale und psychologische Berater*innen und Coaches mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, um diese zu persönlichen Fragestellungen und Problemen zu beraten und sie bei der Bearbeitung persönlicher Konflikte zu unterstützen. Je nach Beratungsansatz, Kontext und Spezialisierung kann die Beratung dabei übergreifend erfolgen oder auf ein konkretes Themengebiet (z. B. Schuldner*innen- oder Sozialberatung etc.) begrenzt sein. 

Die Bezeichnung "Berater*in" ist in Deutschland nicht gesetzlich geschützt, was dazu führt, dass der Begriff auf dem Arbeitsmarkt für ganz unterschiedliche Kontexte von Verkauf bis Consulting verwendet wird, bei denen es sich strenggenommen nicht um eine interessenfreie und unvoreingenommene Beratung im eigentlichen Wortsinne handelt. Aber auch innerhalb des eigentlichen psychosozialen Beratungsfeldes sind die Begrifflichkeiten und Übergänge fließend. Mögliche Beratungsthemen sind neben Erziehungs-, Studien- und Berufsfragen auch Themen zur Aufarbeitung persönlicher Erlebnisse (etwa Beratung bei Schwangerschaftsabbrüchen) sowie politische und soziale Fragestellungen (z. B. Nachteilsausgleiche für diskriminierte Zielgruppen). Beratung kann freiberuflich oder in eine Institution eingebunden (bspw. Kirche, Beratungsorganisation, Schule, Hochschule, etc.) erfolgen. Gemein ist all diesen Formen der (psycho-)sozialen und psychologischen Beratung, dass sie auf freiwilliger Basis und zweckungebunden geschehen und ein zuvor definiertes Beratungsziel verfolgen.
Abzugrenzen sind die sozialen und prozessorientierten Formen der Beratung bzw. des Coachings von Berufsfeldern, in denen es um eine reine Fachberatung ohne Berücksichtigung der psychosozialen Komponente geht (z. B. Abfall-, Energie-, Finanzberatung), zumal es sich hierbei häufig eher um verkappte Verkaufs- oder zumindest interessengeleitete Gespräche handelt.  Auch ist diese Art der Beratung nicht zu verwechseln mit dem Consulting, also z. B. der Politik- oder Unternehmensberatung.

Schwieriger zu unterscheiden ist die (psycho-)soziale Beratung von der psychologischen Beratung - liegen die Unterschiede zwischen beiden häufig weniger im Beratungskontext, als mehr im spezifischen Können und Wissen bzw. Ausbildungshintergrund der Berater*innen begründet. So legt Psychologische Beratung  den Fokus rein auf die Gefühlswelt der Klient*innen, ihre persönlichen Probleme sowie auf psychische Grenzsituationen, Belastungen oder auch soziale Konflikte, die diese erfahren. Wie die psychosoziale Beratung findet sie meist  in ganz alltäglichen Kontexten statt und wird beispielsweise durch Vereine, Gemeinde- und Bildungseinrichtungen (Schulpsycholog*innen, psychologische Beratung z. B. an Hochschulen und im Studierendenwerk, etc.) oder Hilfs- und Beratungsorganisationen (beispielsweise in der Schwangeren-, Geflüchteten-, oder Konfliktberatung) angeboten, zum Teil auch digital oder telefonisch. Ziel einer psychologischen Beratung ist, wie bei der (psycho-)sozialen Beratung, letztendlich keine verbindliche Handlungsanweisung, sondern das Hinführen der Person(en) an eine für sie geeignete Lösung. Im Unterschied zur psychosozialen Beratung konzentriert sich die psychologische Beratung hierbei ausschließlich auf die Psyche und Persönlichkeit der Klient*innen, etwa ihre Verhaltensmuster oder Glaubenssätze. Psychosoziale Beratung hingegen vereint sowohl das beratungsspezifische Handlungswissen (Gesprächsführungs- und Fragetechniken sowie Beratungsmethoden) als auch themenbezogenes Fachwissen oder die Bearbeitung konkreter Fragestellungen innerhalb des jeweiligen Themengebiets, in dem sie stattfindet (z. B. Auffinden geeigneter Arbeitsfelder, Unterstützung bei Antragstellungen, juristisches Wissen über Asylverfahren, etc.). 
Abzugrenzen ist die psychologische Beratung widerum von der Psychotherapie, die in erster Linie der Behandlung psychischer Erkrankungen dient und daher primär im klinischen Bereich angesiedelt ist. So sieht die Psychotherapie auch den Einsatz von Medikationen zur Behandlung der Patient*innen vor.  Zudem steht Psychotherapeut*innen nach der staatlichen Approbation ein größeres Interventionsrecht zu, zum Beispiel bei Suizidalität von Patient*innen. Aus diesem Grund wird auch nur eine Psychotherapie von der Krankenkasse finanziert, eine psychologische Beratung dagegen nicht. 
Die Grenzen zwischen Therapie, Beratung und psychologischer Beratung sind je nach Anstellung also häufig fließend, ebenso wie die geforderten Zugangswege. So wird für Stellen, die primär psychologische Beratung bieten sollen, fast immer auch ein Studienabschluss in der Psychologie gefordert, bei manchen Stellen, die Beratung und evtl. daraus resultierende Therapie aus einer Hand anbieten möchten, sogar zuweilen die Approbation als Psychotherapeut*in. In sozialen Einrichtungen (wie Wohngruppen, Schulen, Altersheimen aber auch Sucht-, Obdachlosen- oder Geflüchtetenunterkünften) hingegen ist oft ein Einstieg mit einem Abschluss in Sozialer Arbeit oder Pädagogik möglich, da die Tätigkeit eine Mischung aus Beratungs- und Betreuungsleistungen umfasst.

Mit Vorerfahrung und beruflicher Weiterqualifizierung Einstieg auch ohne Psychologiestudium möglich

In anderen, offeneren Beratungsfeldern wie z. B. der Berufs- und Bildungsberatung, steht dieses Berufsfeld mit einer entsprechenden (Weiter-)qualifizierung noch weiteren Zielgruppen offen. Auch gibt es Spezialisierungen und angrenzende Tätigkeitsfelder, wie die Mediation, die Supervision, die Trauma- und Suchtbewältigung oder auch die Ernährungsberatung.
Hierfür, ebenso wie für die verschiedenen Beratungsschulen (z.B. systemisch, personenzentriert, lösungsorientiert oder verhaltensorientiert), gibt es eine große Zahl an spezialisierten, meist kostenpflichtigen Weiterbildungen, die in ihren Zulassungsvoraussetzungen, ihrem Renommée und der Anerkennung in der Praxis variieren. Bei Interesse für solche Weiterqualifizierungen empfiehlt es sich, die Empfehlungen der gängigen Dachverbände oder öffentlichen Weiterbildungsberatungen zu konsultieren und zu prüfen, ob diese für den Einstieg in potentielle Tätigkeitsfelder einen Mehrwert bieten würden. Auch sollte man sich vor Beginn ein klares Bild der Lerninhalte machen und diese mit den eigenen Lernzielen und dem vorhandenen Vorwissen abgleichen. Für einen Einstieg in das Berufsfeld empfiehlt es sich, - insbesondere für Quereinsteiger*innen ohne psychologischen oder pädagogischen Studienhintergrund - möglichst frühzeitig Beratungserfahrungen zu sammeln, um so bei späteren Bewerbungen eine Qualifikation vorweisen zu können. Dies ist unter anderem im Ehrenamt, wie z. B. in Seelsorge- oder Asylorganisationen, aber auch in universitären Gremien, wie dem AStA oder den Fachschaften möglich. Meist bieten diese Organisationen auch eigene (kostenfreie) Weiterbildungen oder "on-the-job-trainings" an, um ihre (ehrenamtlichen) Mitarbeiter*innen auf die Tätigkeit vorzubereiten, was niedrigschwellige erste Erfahrungen ermöglicht.

Verwandt zur Beratung ist das Coaching, für das man in der Regel eine kostenpflichtige Weiterbildung zum/zur Coach absolviert. Im Gegensatz zur Beratung, die von der akuten Problemlösung über die Bereitstellung von Sachinformationen bis hin zu persönlichen Entwicklungsthemen reichen kann, findet Coaching immer auf Prozessebene statt und hat die Weiterentwicklung im Hinblick auf ein zuvor klar definiertes Entwicklungsziel im Fokus. Coaches fungieren dabei vornehmlich als moderierende Gesprächspartner*innen und erarbeiten mit Hilfe unterschiedlicher Methoden gemeinsam mit den Klient*innen Problemlösungs- und Bewältigungsstrategien. Im Fokus steht dabei der Gedanke der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Je nach Anliegen gibt es verschiedene spezialisierte Arten von Coaching, wie z. B. Karrierecoaching, Konfliktcoaching oder Kommunikationscoaching. Im Gegensatz zu Berater*innen arbeiten Coaches fast immer freiberuflich als Selbständige.

 

Portrait Michael Körner

Michael Körner

ist Berater bei der Beauftragen des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur und berät Betroffene der SED-Diktatur zu den Themen Rehabilitierung und Stasi-Akten.

Portrait-Bild von Daniel Zeis

Daniel Zeis

ist Leiter der ambulanten Suchtberatungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete des AWO Bezirksverbandes Potsdam

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