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Stefan Koch

Lehrer

für Geschichte und Politik/Wirtschaft an der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Garbsen

 

Was haben Sie studiert?

Ich habe nach meinem Grundwehrdienst im Jahr 2003 an der Universität Leipzig das Studium der Politikwissenschaften und Geschichtswissenschaften für das höhere Lehramt begonnen. Dies beinhaltete auch die Fächer Erziehungswissenschaften, einschließlich pädagogischer Psychologie und allgemeiner Didaktik. Zusätzlich dazu musste ich mein Latinum ableisten, um Geschichte in der gymnasialen Oberstufe unterrichten zu können.
 

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Im 12. Jahrgang hatten wir auf unserer Schule die Möglichkeit, Studieninformationstage an Hochschulen wahrzunehmen. Mit einigen Mitschüler*innen habe ich dann den Informationstag der Uni Leipzig besucht. Da mir die Stadt und die Uni wirklich gefallen haben, war für mich klar, dort studieren zu wollen. Ein konkretes Fach oder einen Studiengang hatte ich noch nicht im Auge. Zur Abi-Zeit war dann für mich klar, dass es Geschichte und Politik sein soll. So kam es, dass ich mich für diese beiden Fächer in Kombination mit dem Lehramt eingeschrieben habe. Meine Motivation dahinter war, dass ich nach dem Studium unbedingt auch in die Arbeitswelt eintauchen wollte. Zudem waren meine Lehrer*innen Vorbilder für mich, sodass ich mir diesen Beruf für mich persönlich gut vorstellen konnte. Also studierte ich bis 2008, ging dann zum Referendariat nach Nordrhein-Westfalen und wechselte nach dem Ref nach Niedersachsen.
 

Welche drei Sachen haben Sie zuletzt erledigt?

Zuletzt war ich als Begleitung einer Kollegin mit einer 11. Klasse in Berlin auf Studienfahrt. Hier habe ich natürlich vor allem die Organisation der einzelnen Programmpunkte mitgestaltet und die Betreuung der Gruppe übernommen.
Nach der Fahrt stand dann am Wochenende die Planung der neuen Schulwoche auf dem Programm, vor allem die Detailplanung für meinen Politik-Leistungskurs. Am ersten Tag nach der Fahrt startete der normale Schulalltag. Hier standen vor allem Gespräche mit meiner Kerngruppe (8. Jahrgang), Organisation einer Schulwanderung und der Fachunterricht in einem Politik-Grundkurs im Mittelpunkt.
 

Welche Fächer unterrichten Sie?

Ich unterrichte schwerpunktmäßig meine studierten Fächer Politik/Wirtschaft und Geschichte. Da ich an einer IGS arbeite, sind in der Sekundarstufe I die Fächer Geschichte, Politik und Erdkunde in einem Fach (Gesellschaftslehre) zusammengefasst. Hierfür muss ich also auch Grundkenntnisse im Fach Erdkunde vermitteln. Da man jedoch im Schulalltag teilweise auch Fächer unterrichtet, in denen man nicht ausgebildet ist, unterrichte ich zusätzlich noch Werte und Normen im 11. Jahrgang sowie Arbeitslehre und Verbrauchererziehung im 8. Jahrgang.
 

Sind Sie gerne zur Schule gegangen?

Tatsächlich bin ich gern zur Schule gegangen. Sonst hätte ich wahrscheinlich auch diesen beruflichen Weg nicht eingeschlagen.
 

Was haben Sie als Lehrer in der Schule Neues gelernt?

Vor allem habe ich gelernt, dass nicht nur die Wissensvermittlung und das didaktische Aufarbeiten von Themen zum Alltag gehören. Sehr viel Zeit muss man in die Organisation des Schulalltags investieren (Elterngespräche, Schülergespräche, Fahrten, Fachkonferenzen, Fortbildungen). Zudem habe ich gemerkt, dass Schule auch sehr stark von Improvisation geprägt ist. Oftmals gelingt Unterricht, oder Projektarbeit nicht so wie gewünscht. Hier ist spontane Kreativität und schnelle Lösungsfindung gefragt. Auch der Umgang mit Kolleg*innen und Schüler*innen gestaltet sich vollkommen anders, als man es als Schüler oder Referendar gewohnt ist. Man erhält einen ganz anderen Einblick in die Welt der Schule und muss auch hier seine Position neu finden.

 

„Ich sehe meine Aufgabe nicht nur darin,
den Schüler*innen
Wissen zu vermitteln,
um sie auf einen Abschluss vorzubereiten.

Vielmehr bin ich in der Position, die
Schüler*innen auf das Leben vorzubereiten.“

 

Was ist Ihnen wichtig zu lehren?

Ich sehe meine Aufgabe nicht nur darin, den Schüler*innen Wissen zu vermitteln, um sie auf einen Abschluss vorzubereiten. Vielmehr bin ich in der Position, die Schüler*innen auf das Leben vorzubereiten. Dazu gehört es auch, Grenzen aufzuzeigen (geistige, wie physische) oder neue Horizonte zu eröffnen. Ich möchte, dass meine Schüler*innen sich in der Gesellschaft zurechtfinden und möglichst das Beste aus ihrem Leben machen. Sie sollen sich mit der bunten, weltoffenen Gesellschaft kritisch auseinandersetzen können. Dabei sollen ihre Leitlinien Toleranz, Respekt, Frieden, Freiheit und Demokratie sein.
 

Was fordert Sie an Ihrem Beruf heraus?

Die größte Herausforderung ist wohl, dass eigentlich jeder Tag anders verläuft. Zwar plant man seinen Unterricht, strukturiert die Unterrichtstage durch, aber es kann dann doch plötzlich alles anders kommen: es fällt Unterricht aus, die SchülerInnen machen nicht so mit wie geplant, es fehlt an Arbeitsmaterial und und und.
Zudem ist auch der tägliche Erziehungsauftrag sehr herausfordernd, vor allem in der Sekundarstufe I. Gerade an der IGS, an der diverse Schüler*innen mit unterschiedlichsten Voraussetzungen unterrichtet werden. Eine weitere positive Herausforderung ist auch, dass ich gerade im Fach Politik immer auf dem Laufenden bleibe und mich in den verschiedenen Schwerpunktthemen weiterbilden muss.

 

Ihre Tipps für Berufseinsteiger*innen?

Ich kann nur raten sich während des Studiums ein genaues Bild von den Aufgaben einer Lehrerkraft zu machen. Hierfür empfiehlt es sich sehr, vor oder auch während des Studiums, Praktika an Schulen zu absolvieren. Hierbei kann man mit den Lehrenden vor Ort Gespräche führen und auch den Arbeitsalltag an diversen Schulformen kennen lernen. Auch die unterschiedlichen Anstellungsverhältnisse (und damit auch Besoldungen) in den Bundesländern sollte man sich genauer anschauen.

 

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Lehrtätigkeit, Stefan Seidler!

Das schriftliche Interview wurde im März 2017 geführt.

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