Komplexität muss nicht unbedingt in langen Texten ausgedrückt werden. Oft reicht nur ein Satz, um eine gesamte Erzählwelt und seine Figuren entstehen zu lassen. Antike Philosophen und Ärzte haben sich in sehr kurzen Sentenzen und Aphorismen ausgedrückt, künstlerische Werke stellten ein Thema in nur in einem Schriftbild dar (Emblem). Und im Zeitalter der Sozialen Medien wie Twitter oder Instagram werden Kurzgeschichten des Alltags neu erfunden.
Das Seminar hat sich in einem transkulturellen Vergleich, den unterschiedlichen Kleinformaten der Erzählkunst in Spanien, Lateinamerika, Deutschland sowie den USA gewidmet. Zunächst wurden die unterschiedlichen Bezeichnungen zwischen „microrrelato”, „short fiction”/„short story”/„flash fiction” und „Kurzgeschichte” miteinander verglichen. Unser Ziel war es, den kleinsten gemeinsamen Nenner dieser unterschiedlichen Gattungsbezeichnungen zu finden. Gibt es kulturelle Unterschiede? Welche wechselseitige Einflüsse lassen sich zwischen den einzelnen Autor*innen wahrnehmen? Literaturtheoretische Fragen zur Textgattung wurden dabei mit der Einzelanalyse kombiniert.
Entstanden ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Podcast-Formaten, die das Thema in seiner gesamten kulturen Breite beleuchten und spannende Thesen aufstellen. Die Projekte reichen von der Analyse alter und neuer klassischer Autor*innen der Kurzgeschichte (Bukowski, Kaschnitz, Vila-Matas, Cortazar, Poe, Borges, Kafka, Woolf, Atwood, Kehlmann) bis hin zu medialen Cross-Over Themen wie den "Poets of Instagram", den Corona-Memen im Social Web, den kleinsten Bild-Erzählungen auf Twitter, dem Zusammenhang von Rap und Kurzgeschichte, den Graffiti-Erzählungen aus Lateinamerika und und und....
Ob als Monolog, Dialog oder Streitgespräch, ob auf Englisch, Spanisch oder Deutsch – jedes Format ist einzigartig und beweist die Kreativität des Mediums und das Potential der Studierenden, in der Präsentation von literarischen Analysen neue Wege zu gehen.
Viel Spaß beim Reinhören, Eure
Patricia Gwozdz