Altern ist ein komplexer, physiologischer Prozess, der zum Verlust von Zellstabilität, -integrität und funktion beiträgt und schließlich zum Tod des Organismus führt. Die dem Alterungsprozess zugrundeliegenden Mechanismen sind vielschichtig und durch die Wechselwirkung verschiedener Vorgänge gekennzeichnet, wobei insbesondere Oxidationsprozesse zum Alterungsprozess per se und zur Ausprägung typischer Alterungserscheinungen wie Reduktion der Nieren- und Lungenfunktion und einer generell verminderten Widerstandsfähigkeit sowie zur Entstehung altersbedingter Erkrankungen beitragen. Die Gesamtheit der individuellen Alterungsphänomene wird dabei auch als Alterungsphänotyp bezeichnet.
Die Dynamik des Alterungsprozesses ist individuell sehr verschieden und die Lebenserwartung und Zahl der sogenannten gesunden Lebensjahre (Lebensjahre ohne Erkrankungen oder „Health Span“) unterscheiden sich deutlich. In diesem Zusammenhang wurden einige genetische Komponenten identifiziert, die mit einer gesteigerten Lebenserwartung und Health Span verbunden sind, deren Bedeutung insgesamt jedoch eher gering ist. Einen deutlich größeren Einfluss auf den individuellen Alterungsphänotyp haben hingegen Umweltfaktoren (z.B. durch Toxin- und Strahlenbelastung) und der Lebensstil, wobei insbesondere die Ernährung als bedeutende Komponente identifiziert wurde.
Die Effekte von verschiedenen Ernährungsverhalten auf den Alterungsprozess und Alterungsphänotyp sind dabei komplex. So trägt einerseits eine chronische Überernährung mit übermäßiger Energiezufuhr zur gesteigerten Bildung von reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies (engl. Reactive Oxygen Species, ROS; Reactive Nitrogen Species, RNS) bei, die wiederum Oxidationsprozesse begünstigen und so zur Entstehung altersbedingter Erkrankungen wie kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 führen. Andererseits werden durch die Nahrung auch antioxidative Mikronährstoffe v.a. in Form von Vitaminen (Vitamin E, Vitamin C) und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen (z.B. Phenole wie Resveratrol in Rotwein, Alliin in Knoblauch) zugeführt, die sich günstig auf den allgemeinen oxidativen Status auswirken.
Durch Oxidationsprozesse werden die verschiedensten Makromoleküle des Organismus in ihrer Struktur und Funktion modifiziert. In diesem Zusammenhang scheint jedoch insbesondere die Oxidation körpereigener Proteine als physiologischer Sensor und Mediator zu fungieren und die Anpassung des Stoffwechsels an ein verändertes inneres Milieu und veränderte Umweltbedingungen zu ermöglichen.