Blog #35 MetaKLuB auf der 6. Jahrestagung der „Initiative kulturelle Integration“
Demokratie stärken und den Zusammenhalt in Vielfalt fördern
Am 15. Mai waren wir auf der 6. Jahrestagung der „Initiative kulturelle Integration“ in Berlin, deren Sprecher Olaf Zimmermann (Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats) auch Mitglied in unserem MetaKLuB-Expert*innen-Beirat ist.
Wir waren gespannt, welche Rolle Kulturelle Bildung und die ländlichen Räume in dieser Berliner Diskussion im Europäischen Haus direkt am Brandenburger Tor spielen würden.
Die kurze Antwort: sie spielte keine große Rolle. Diese lag hauptsächlich an den diesjährigen Schwerpunktsetzung. Gleichzeitig gab es aber über den Tag hinweg eine Reihe wichtiger Anknüpfungspunkte an unsere Arbeit und den Verweis auf Kulturelle Bildung in These 11 der „15 Thesen zu Zusammenhalt in Vielfalt“. Dort heißt es, unter anderem:
„Kulturelle Bildung und politische Bildung sind Schlüsselfaktoren der Integration, sie öffnen den Zugang zum gesellschaftlichen und zum kulturellen Leben. Mit ihnen wird überdies der Umgang und das Aushalten von Differenzen und Spannungen eingeübt.“
Zentrales Thema in der gesamten Veranstaltung war der Aufstieg des Rechtsextremismus, sowohl in öffentlichen Kommunikationsräumen wie auch im Vereinsleben und der lokalen Politik. Dieser Aufstiegt erhöht nicht nur „Differenzen und Spannungen“, er fordert auch die Gesellschaft als Ganzes heraus. Aber nicht unbedingt überall gleich. So hob im ersten Panel Claus Grewenig, Vorstandsvorsitzender des Verbands Privater Medien (VAUNET), in einer Debatte um die Rolle von Kommunikation hervor, dass Medien bei ihrer Berichterstattung explizit die Unterschiede zwischen Stadt-Land berücksichtigen und hervorheben sollten.
Olaf Zimmermann erinnerte auf einem weiteren Panel das Publikum daran, dass die meiste Kultur kommunale Kultur ist. Gerade deshalb sind die kommenden Kommunal- und Landtagswahlen wichtig. Kultureinrichtungen—und, aus unserer Sicht, damit auch die Kulturelle Bildung—stünden mit Blick auf die Umfragen vor der Herausforderung, nach den Wahlen mit rechten oder rechtsradikalen Politikern und Politikerinnen arbeiten zu müssen (siehe auch Interview von Zimmermann mit dem MDR Anfang des Jahres).
Diese Herausforderung, die wir auch schon auf unserer Transfertagung im März ausführlich diskutiert hatten, waren auch Inhalt von vielen weiteren Beiträgen.
Rechte Gruppen würden schon heute Vereine gründen und durch einige Kirchengemeinden gehe ein Riss zwischen Befürwortern rechtsextremer Parteien und Mitgliedern, die diese ablehnen, so Annekatrin Klepsch, Bürgermeisterin in Dresden und Mitglied im Kulturausschuss beim Deutschen Städtetag. Auch die Vertreterin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michaela Röhrbein, beobachtete, dass selbst in westdeutschen Bundesländern Sportvereine und deren Vorstände zum Teil durch solche Gruppen dominiert würden.
Die Sprechenden machten deutlich, dass der Erhalt von Begegnungsräumen vor Ort wichtig sei. Gleichzeitig gehe es auch darum, dass man die Werte von „Zusammenhalt in Vielfalt“ auch in die Kultur- und Sportvereine hineintrage und dort das Feld nicht denen überlasse, die die vielfältige und demokratische Gesellschaft untergraben wollen.
Unsere Forschung zu Kultureller Bildung in ländlichen Räumen hat dazu gezeigt, vor welchen Herausforderungen viele Dörfer oder Kleinstädte in ländlich geprägten Räumen stehen können: wenn die Kulturelle Bildung vor Ort an wenigen zentralen Institutionen oder sogar Einzelpersonen hängt, dann öffnen sich bei Wegfall von Förderung oder Wegzug von Aktiven Leerstellen, die durch nationalistische oder gar völkische Gruppen mit eigenen Angeboten gefüllt werden können. Darauf wies auch Matthias Quent, Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal explizit in seinem Impulsvortrag hin.
Was heißt das für uns im MetaKLuB?
Erstens, Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen bleibt relevant, auch wenn sie nicht immer im Vordergrund steht. Es ist wichtig, sie im Sinne der Initiative kulturelle Integration und ihrer 15 Thesen zu stärken. Wir können und dürfen sie deshalb nicht losgelöst von lokalen und regionalen politischen Prozessen oder der Arbeit in den Bereichen Sport, Kirchen oder Medien verstehen. Sie ist, wenn sie gestärkt ist, ein Baustein unter vielen bei der Arbeit an einer vielfältigen Demokratie.