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Neue Impulse in der Diabetesforschung – Maximilian Kleinert ist neuer Heisenberg-Professor an der Universität Potsdam und am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke

Prof. Maximilian Kleinert
Maximilian Kleinert
Photo : Ernst Kaczynski
Erhält seit April 2024 eine Heisenberg-Professur: Prof. Dr. Maximilian Kleinert.
Photo : Ernst Kaczynski
Kleinert ist Experte für den menschlichen Stoffwechsel und seine Störungen, wie etwa Diabetes.

Wie körperliche Bewegung sich auf den menschlichen Organismus auswirkt und wie wichtig sie deshalb ist: Dieses Thema zieht sich als roter Faden durch die Forschungen von Maximilian Kleinert. Nun kann er es im Wintersemester, wenn er die Vorlesung „Energiestoffwechsel“ an der Uni Potsdam übernimmt, auch den Studierenden nahebringen. Möglich macht dies die Heisenberg-Professur, mit der ihn die Deutsche Forschungsgemeinschaft seit April fördert.

„Das ist schon ein Erfolg“, sagt der 42-Jährige. Ziel der Professur ist weniger eine Projekt- als eine Personenförderung. „Bei der Bewerbung musste ich zeigen, ob ich das Potenzial für eine Professur habe, also dass ich bereits Drittmittel eingeworben, als Letzt-Autor publiziert und Kooperationen geschlossen habe.“

Kleinert leitet am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke seit 2021 die Abteilung „Molekulare Physiologie der Bewegung und Ernährung“. Von der Förderung in Höhe von mehr als 600.000 Euro profitieren das DIfE und die Universität zugleich: „Die Heisenberg-Professur ist nicht nur renommiert. Sie finanziert meine Professoren-Stelle in den ersten fünf Jahren.“ Ein Teil der Summe sei außerdem für Sachmittel vorgesehen.

Forschen gegen Diabetes

Kleinert wird nun weiter an dem forschen, was ihn schon lange interessiert: Wie lässt sich die menschliche Muskulatur so beeinflussen, dass die Gefahr verringert wird, an Diabetes zu erkranken – oder dass die bestehende Krankheit zurückgedrängt werden kann?

Der Wissenschaftler, der mit seiner Familie in Berlin lebt, will sich dabei drei Aspekten widmen: Zum einen dem gesundheitsfördernden Aspekt von Sport, relevant für Typ-2-Diabetiker: „Der Muskel gehört zu den Hauptorganen, die Blutglukose aufnehmen“, erklärt er. „Diabetiker können unter anderem mit ihrer Muskulatur nicht genug Blutzucker aufnehmen, so dass der Level im Blut zu hoch ist.“ Treiben sie aber Sport, könne der Muskel Zucker völlig normal absorbieren. „Zu verstehen, wie das auf der Signalebene funktioniert und welche Proteine daran beteiligt sind, ist spannend. Wir glauben, dass manche Signalwege versteckt sind, die wir auf lange Sicht außerdem pharmakologisch aktivieren könnten.“

Zum anderen untersucht Kleinert die Rolle der Ernährung, genauer gesagt mittelkettige Fettsäuren: „Sie sind normalerweise wenig in der Nahrung vorhanden, könnten aber, wenn wir sie hinzufügen, gesundheitsfördernd wirken.“ Und nicht zuletzt gehe es darum, mit Hilfe neuer Methoden bestimmte Gene im Muskel zu aktivieren, so dass dieser die Glukose besser aufnimmt. „Insgesamt versuchen wir, gewichtsreduzierende Effekte zu erzielen, weil Diabetiker häufig mit Adipositas zu kämpfen haben.“

In seiner Forschung nutzt er unterschiedliche Methoden, um der Wirkung von Bewegung auf den Grund zu gehen. Am Potsdamer Institut werden Messungen an Mäusen vorgenommen, die auf einem Laufband oder -rad rennen. „Mäuse laufen freiwillig pro Tag fast zehn Kilometer – was unglaublich ist angesichts der Größe des Tiers.“ In Kopenhagen und München, wo er vorher tätig war, standen Humanexperimente im Vordergrund: „Die Leute mussten radeln, und wir haben Muskelbiopsien genommen.“

Von Berlin nach Austin und zurück

Sport hat für den Forscher bereits früh eine große Rolle gespielt. Der gebürtige Berliner besuchte in Köpenick ein Sportgymnasium, spielte Fußball und ging im Schüleraustausch für ein Jahr ins texanische Austin. Zum Studium zog es ihn erneut dorthin: „Austin ist eine liberale Uni-Stadt mit fast 100.000 Studierenden.“ Nach dem Bachelor im Fach Kinesiologie, also Bewegung und Sport, machte er kurzerhand noch den Master in Sportphysiologie – und beschäftigte sich mit Glukose, die als Glykogen im Muskel gespeichert wird und Sporttreibenden die Energie liefert. „Der Master war meine erste bewusste, erwachsene Entscheidung.“

Nach dem Studium wollte Kleinert wieder in die Nähe seiner Familie und promovierte an der Universität Kopenhagen. „Dort gab es inhaltlich ähnliche Schwerpunkte wie in Austin“, sagt er rückblickend. „Für Stoffwechselforschung ist Kopenhagen ein Traum. Ein Grund dafür ist ein dort ansässiger großer Pharmakonzern, der in den 1920er-Jahren als einer der ersten Insulin für die Anwendung bei Patienten produzierte und seit Jahrzehnten in die Stoffwechselforschung investiert.“

Auch die weiteren Karriereschritte waren mit „spannenden Fragen“ verbunden. 2017 wechselte Kleinert ans Deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt am Helmholtz Zentrum München. Er untersuchte neue Pharmakotherapien gegen das sogenannte Metabolische Syndrom, also Bluthochdruck, Übergewicht sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen. Dann folgte seine Stelle am DIfE.

Studierende fürs Forschen begeistern

„Meine Forschungen habe ich immer mit Drittmitteln selbst organisiert“, erzählt der Stoffwechsel-Experte. „Darauf bin ich stolz, aber es war auch stressig.“ Nun könnte das Hangeln von Projekt zu Projekt ein Ende haben, hofft er. Denn die Heisenberg-Professur verpflichtet sein Potsdamer Institut zu prüfen, ob die Professur nach fünf Jahren verstetigt wird. Das Einwerben finanzieller Mittel geht allerdings weiter – nicht für ihn, sondern für seine Mitarbeitenden: „Ich bin ja mittlerweile für Doktoranden, Postdocs und auch Master-Studierende verantwortlich.“

In den kommenden Wochen will er seine Vorlesungen konzipieren: „Ich habe ein bisschen Respekt davor“, räumt er ein: „Ich habe früher schon einzelne Vorlesungen übernommen und dabei gemerkt, wie viel Zeit man für die Vorbereitung braucht.“ Zu lehren und anderen etwas zu erklären sei ganz anders als selbst etwas rudimentär zu verstehen. „Aber es macht auch Spaß, alles bis ins letzte Detail zu durchdenken. Die Uni bietet außerdem eine gute Plattform, um Studierende für die eigene Forschung zu gewinnen.“

Weitere Informationen zur Heisenberg-Professur der Deutschen Forschungsgemeinschaft:
https://www.dfg.de/de/foerderung/foerdermoeglichkeiten/programme/einzelfoerderung/heisenberg

Prof. Dr. Maximilian Kleinert studierte Kinesiologie und Sportphysiologie in Austin (USA). Seit 2024 ist er Heisenberg-Professor in Potsdam.
E-Mail: maximilian.kleinertdifede