Spargel-Bohne - Vigna unguiculata
Pflanze des Monats August 2010
Die längste Bohne der Welt
Wer ‚Bohne' sagt, meint meist die grünen Früchte der Garten-Bohne (Phaseolus vulgaris) oder ihre trockenen Samen. Diese Bohnen, als Busch- oder Stangen-Bohnen wachsend, stammen aus Amerika und waren in der Alten Welt vor Kolumbus unbekannt. Von hier stammen jedoch zahlreiche andere Bohnen-Arten, von denen manche schon seit Jahrtausenden in Kultur sind. Eine davon ist die Augen-Bohne (Vigna unguiculata). Sie stammt aus Mittel-Afrika und wird heute in allen tropischen Ländern kultiviert - in Afrika hauptsächlich kurzfrüchtige Sorten, in Asien häufig die Spargel- oder Schlangen-Bohne (Vigna unguiculata var. sesquipedalis), deren Schoten bis zu einem Meter lang werden und damit die längsten aller Bohnen sind.
Schoten? So werden grün geerntete Bohnenfrüchte umgangssprachlich bezeichnet. Aus botanischer Sicht ist das nicht korrekt, denn Bohnen gehören ebenso wie Erbsen, Linsen, Kichererbsen und Wicken zur Familie der Hülsenfrüchtler (Leguminosen), die keine Schoten, sondern eben Hülsen tragen. Schoten findet man dagegen bei Kreuzblütlern wie Raps, Kohl, Radieschen und Hirtentäschel. Der Unterschied liegt im Aufbau: Schoten entstehen aus zwei Fruchtblättern, zwischen denen sich noch eine Scheidewand befindet, sodass die Samen in zwei getrennten Fächern vorliegen, Hülsen dagegen nur aus einem Fruchtblatt mit einem Samenfach.
Alle Hülsenfrüchtler haben eine ganz besondere Eigenschaft: Sie besitzen Wurzelknöllchen. In diesen kleinen unterirdischen Verdickungen beherbergen sie Kolonien von Bakterien, die den in der Luft reichlich vorhandenen gasförmigen Stickstoff chemisch binden können. Pflanzen selbst können das nicht, einige Algen ausgenommen. Der gebundene Stickstoff kommt auch der Wirtspflanze zugute, mit der die Bakterien in intensivem Stoffaustausch stehen - eine echte Symbiose, also gegenseitige Abhängigkeit mit Vorteilen für beide Partner. Den Stickstoff benötigen Pflanzen wie alle Lebewesen vor allem für Eiweiße (Proteine). Da die Hülsenfrüchtler so reichlich Stickstoff zur Verfügung haben, sind auch ihre Samen eiweißreich. Das bekannteste Beispiel dafür ist die Sojabohne, es trifft aber auch auf alle Bohnen, Erbsen und Linsen zu. Die Pflanzen reichern außerdem den Boden mit Stickstoff an, im Garten ein willkommener Effekt, der gleich die nachfolgende Kultur mitdüngt.
Auch die Spargel-Bohne ist ein solcher Eiweiß-Lieferant. Mit ihrer langen Pfahlwurzel erträgt sie ferner große Dürre und hat daher besonders im Sahel und anderen Trockengebieten eine enorme Bedeutung für die Ernährung von Mensch und Vieh. Grün geerntete Bohnen werden als Gemüse zubereitet. Auch die grünen Triebspitzen können wie Spinat gedünstet, ferner die Pflanzenreste als Viehfutter verwendet werden. Die trockenen Samen werden zu Bohnenbrei gekocht. Die Samen sind ziemlich klein und besitzen eine schwarze Färbung um den weißen Nabel (botanisch Hilum) - die Stelle, wo das Samenkorn in der Hülse festgewachsen war. Daher kommt ihr amerikanischer Name "black-eyed pea" wie der deutsche "Augen-Bohne". Die Farbe der Samen kann ansonsten je nach Sorte schwarz, weiß, rot, braun oder grün sein. Wegen ihres großen Wärmebedarfs wird sie bei uns kaum angebaut.