Granatapfel - Punica granatum
Pflanze des Monats Oktober 2008
Von Granatäpfeln und anderen Waffen
Botanisch gesehen galt der Granatapfel (Punica granatum) lange als eine ziemlich isolierte Erscheinung. Er gehört zur Gattung Punica, nach der später auch eine bestimmte Fruchtsaftmarke benannt wurde, auf die wir noch zurückkommen werden. Zur Gattung Punica gehört nur noch eine weitere Art, die ausschließlich auf der kargen Insel Sokotra im Indischen Ozean vorkommt.
Die Blüten der Granatäpfel besitzen eine höchst ungewöhnliche Eigenschaft, nämlich einen doppelten Kreis von Fruchtblättern. Die Fruchtblätter sind jene Organe, an denen die Samen wachsen und die bei der Reife die Frucht bilden. Bei den übrigen Blütenpflanzen gibt es nur einen einfachen Kreis von Fruchtblättern oder eine nicht in Kreisen angeordnete Vielzahl davon. Beim Granatapfel bilden beide Fruchtblattkreise gemeinsam die kugelrunde, dunkelrote Frucht. Wegen dieses einzigartigen Merkmals hat man die beiden Punica-Arten lange als eigenständige Pflanzenfamilie angesehen. Heute rechnet man sie allerdings zu den Weiderichgewächsen. Es ist also vorbei mit der Isolation.
Der Name „Granatapfel“ leitet sich von der römischen Bezeichnung „malum granatum“ ab, was „gekörnter Apfel“ bedeutet. „Granatum“ stammt ab von „granum“, zu deutsch Korn, und bezieht sich auf das gekörnte Fruchtfleisch mit den vielen Samen. Auf denselben Wortstamm geht übrigens auch das Wort „Granate“ zurück, welches also eine Waffe bezeichnet, die in viele kleine Körner detoniert. Die Eigenschaft, eine Fülle saftiger Körner zu enthalten, steckt wohl auch hinter der Bedeutung des Granatapfels als Symbol für Reichtum, Überfluss und Fruchtbarkeit.
Der Granatapfel ist eine sehr alte Kulturpflanze, auch wenn sein Anbau im vorderen Orient erst seit etwa 5.000 Jahren belegt ist. Schon vor 4.000 Jahren wurde er dann in Ägypten als Grabbeigabe verwendet. Man vermutet, dass es sich auch bei dem „Baum der Erkenntnis“, welcher nach dem Ersten Buch Mose im Paradies stand und von dem bekanntlich eine große Versuchung ausging, um einen Granatapfelbaum gehandelt hat. Dies lässt sich aber nicht sicher belegen, einerseits natürlich, weil der Rückweg ins Paradies versperrt ist, so dass wir nicht nachsehen gehen können, andererseits wegen Unklarheiten in der Bedeutung mancher althebräischer Wörter. Es gab damals noch keine Botaniker und somit auch keine wissenschaftlich exakte Nomenklatur.
Sicher ist jedoch, dass die Frucht bei den Römern auch „Punischer Apfel“ oder „Phönizischer Apfel“ hieß (lateinisch „malum punicum“), da sie sie hauptsächlich aus der phönizischen Niederlassung Karthago in Nordafrika einführten und die Karthager bei den Römern „Punier“ genannt wurden. Bekanntlich wurde die Handelsmetropole Karthago von den Römern in den drei Punischen Kriegen letztlich dem Erdboden gleichgemacht, nachdem zwischenzeitlich der Punier Hannibal den Römern fast den Todesstoß versetzt hätte. Da er jedoch nur Elefanten, aber keine Granaten zu seiner Verfügung hatte, behielten am Ende die Römer die Oberhand.
Wir können aus alledem den Schluss ziehen, dass eine Punica-Oase eine Wasserstelle in der nordafrikanischen Wüste ist, wo Granatapfelbäume vorkommen, nicht unbedingt aber auch Elefanten oder anderes Kriegsgerät. Wir können ferner vermuten, dass Hannibal seinen Krieg vielleicht gewonnen hätte, hätten seine Elefanten die Römer mit Granatäpfeln bombardiert. Denn die römischen Legionäre wären zweifellos der Versuchung erlegen, diese köstlichen Früchte sofort zu verzehren, und wären so leichte Beute für die Punier gewesen. Für eine friedlichere Zukunft dieser Welt sei daher zum Schluss die Ersetzung aller militärischen Arsenale durch Elefanten und Granatäpfel empfohlen