Breitblättrige Pereskie - Pereskia latifolia
Pflanze des Monats November 2009
Zwischenglieder - Archaeopteryx und Pereskien
Charles Darwins Buch „On the Origin of Species“ („Über die Entstehung der Arten“) erschien am 22. November 1859, also fast auf den Tag genau vor 150 Jahren. Die darin postulierte Evolutionstheorie setzte sich in der wissenschaftlichen Welt ziemlich schnell durch. Die Kirchen leisteten allerdings anhaltenden Widerstand, da Darwins Theorie die Bibel endgültig ihrer wortwörtlichen Wahrheit (in Gestalt des Schöpfungsberichts) entkleidete und ihr nur noch einen symbolischen Wahrheitsgehalt beließ. Aber auch etliche Wissenschaftler blieben skeptisch. Wenn Arten sich allmählich verändern, so wandten sie ein, wo sind denn all die Zwischenglieder („missing links“) geblieben, die es gegeben haben muss?
Schon Darwin selbst räumt in seinem Buch diese Schwachstelle ein. Sein wesentliches Gegenargument ist, dass nach seiner Theorie die heute lebenden Endglieder aller Evolutionsreihen ihren weniger weit entwickelten Ahnen ja überlegen seien, so dass diese Vorformen in der Regel ausstarben. Und wegen der großen Lückenhaftigkeit der Fossilbelege finde man die ausgestorbenen Zwischenglieder auch nur selten als Fossilien.
Aber weniger als drei Jahre nach dem Erscheinen von Darwins großem Buch wurde in Bayern das bis heute berühmteste Zwischenglied gefunden, der Urvogel Archaeopteryx. Dieses Tier zeigt sowohl Eigenschaften von Vögeln als auch von Dinosauriern und belegt so die Tatsache, dass die Vögel von Dinosauriern abstammen. Das Fossil wurde für eine enorme Summe vom British Museum gekauft und 1863 von Richard Owen für die Wissenschaft beschrieben. Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Owen, zu jener Zeit der renommierteste Zoologe Großbritanniens, war einer der führenden Gegner Darwins. In der vierten Auflage seines großen Buches zitiert Darwin denn auch genüsslich die Beschreibung des Urvogels durch seinen Gegner als Beleg für seine Theorie.
Auch unter den heute lebenden Organismen gibt es Zwischenglieder, zum Beispiel die Pereskien (Pereskia latifolia und weitere Arten aus der Gattung). Es handelt sich um urtümliche Kakteen, die noch viele Eigenschaften „normaler“ Pflanzen aufweisen, von denen die Kakteen abstammen. Pereskien wachsen als Sträucher oder kleine Bäume, haben also noch richtige Äste und Zweige anstelle der verdickten und gedrungenen Wasserspeicher der „echten“ Kakteen. Auch tragen sie richtige Laubblätter (latifolia heißt „die Breitblättrige“). Andererseits besitzen sie wie die übrigen Kakteen in Büscheln stehende Dornen. Daran und an dem sehr charakteristischen Bau der Blüten sind Pereskien eindeutig als Kakteen erkennbar, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht danach aussehen.