Knubbel aus Madagaskar
Pflanze des Monats März 2016
Der Kurzstämmige Dickfuß
Madagaskar, die viertgrößte Insel der Erde, besitzt eine völlig eigene Tier- und Pflanzenwelt.
Am bekanntesten sind wahrscheinlich die Lemuren und die Baobabs. Hier geht es jedoch um einen Dickfuß.
Die Eigenständigkeit Madagaskars begann in der Kreidezeit. Vor 150 Millionen Jahren spaltete sich der künftige indische Subkontinent von Afrika ab;
vor etwa 90 Millionen Jahren dann trennte sich Madagaskar von Indien. Rund 400 km vor der südostafrikanischen Küste blieb es in dem sich bildenden Indischen Ozean liegen.
Vor 65 Millionen Jahren schließlich endete die Kreidezeit mit dem Aussterben der Dinosaurier und vieler anderer Tier- und Pflanzengruppen.
Vermutlich starben diese Gruppen damals auch auf Madagaskar aus; das ist allerdings schwer zu belegen, weil es dort kaum Fossilien gibt.
Die heute anzutreffenden Tiere und Pflanzen gehören jedenfalls ganz überwiegend zu Gruppen, die es vor 65 Millionen Jahren noch gar nicht gab;
die Vorfahren der Lemuren, Baobabs und Dickfüße müssen deswegen später auf die Insel gekommen sein.
Sie haben dort aber eine ganz eigene Entwicklung genommen: alle rund 100 Lemurenarten, fünf von sieben Baobabs und 20 der 25 Dickfuß-Arten gibt es nur auf Madagaskar.
Der merkwürdigste aller Dickfüße ist Pachypodium brevicaule („Kurzstämmiger Dickfuß“). Er wird bis zu einen Meter dick, aber nur halb so hoch und sieht im nichtblühenden Zustand „wie ein Haufen Kartoffeln“ aus.
Aus dem überbreiten Stamm, der Wasser für Trockenperioden speichert, entwickeln sich einfache Laubblätter und leuchtend gelbe Blüten.
Die abgebildete Pflanze ist 14 Jahre alt und erst 10 cm breit, bei sehr guter Pflege. In der Natur besiedelt die Art exponierte Felsstandorte im zentralen Hochland der Insel.
Es sind nur 10 wilde Populationen bekannt. Ihr anhaltender Rückgang ist vor allem auf Brände, Bergbau und illegales Sammeln zurückzuführen.
Da die Dickfüße gärtnerisch gut vermehrbar sind, hat die zuletzt genannte Gefährdungsursache zum Glück an Bedrohlichkeit verloren.
Alle Dickfüße sind in den Anhängen des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) gelistet, daher ist für die Ausfuhr dort und die Einfuhr hier ein staatliches Zertifikat nötig,
das die Unbedenklichkeit für die Arterhaltung bestätigt.
Madagaskar, das erst seit rund 2.000 Jahren auch von Menschen bewohnt wird, gehört zu den ärmsten Ländern der Welt.
Ein großer Teil der Landbevölkerung ist nach wie vor auf die Nutzung natürlicher Ressourcen angewiesen. Wegen des starken Bevölkerungs¬wachstums nehmen der Raubbau an Wäldern und Trockenbuschland,
die Überweidung und die Erosion fruchtbaren Bodens immer bedrohlichere Ausmaße an – bedrohlich für das Überleben der einmaligen Natur, aber letztlich auch für die Menschen.