Schwarze Binse - Juncus atratus
Pflanze des Monats Juni 2007
Die Schwarze Binse (Juncus atratus) ist eine große, aber unscheinbare Pflanze. Bis zu einem Meter hoch und manchmal in dichten Horsten wachsend, hat sie unauffällig schnittlauchartige Blätter und Stängel mit zahlreichen dunkel gefärbten (daher der Name), kleinen Blüten. Wie viele andere Binsenarten kommt sie vor allem im Feuchten vor, in diesem Fall besonders in Flusstälern, denn sie liebt Überschwemmungen.
Schon immer war diese Pflanze in Mitteleuropa selten. Inzwischen gehört sie hier zu den besonders stark gefährdeten Arten. In ganz Westpolen, Westdeutschland und Österreich ist sie ausgestorben. Neben Ostpolen und Tschechien gibt es nur in Brandenburg und Sachsen-Anhalt noch einige größere Bestände in Mitteleuropa.
In den Steppengebieten Südosteuropas ist sie dagegen nicht so selten. Untersuchungen am Umweltforschungszentrum in Halle haben jedoch gezeigt, dass Pflanzen von dort mit den mitteleuropäischen nicht identisch sind. Wenn die Schwarze Binse bei uns also ausstürbe und man dann Pflanzen aus Südosteuropa hierher bringen wollte, könnte es sein, dass die Unterschiede ihre Wiederansiedlung bei uns unmöglich machten; und auf jeden Fall wäre es nicht mehr ganz dieselbe. Der gesetzliche Naturschutzauftrag umfasst denn auch die Erhaltung der gesamten Vielfalt der heimischen Pflanzen (sowie der Tiere, Pilze und Mikroorganismen) und ihrer Lebensräume.
Der Potsdamer Botanische Garten nimmt diesen Schutzauftrag sehr ernst. Im Rahmen eines vom Landesumweltamt Brandenburg koordinierten Verbundprojekts werden rund 50 heimische Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht oder besonders selten sind, in Kultur erhalten – neben der Schwarzen Binse zum Beispiel Lungen-Enzian, Busch-Nelke und Märkisches Schwingelschilf. Die Bestände sind „Eiserne Reserve“ für den Fall ihres Aussterbens in der Natur.