Ist das schon der Frühling?
Pflanze des Monats Februar 2016
Der Haselstrauch
Die Frage ist ja berechtigt: Hat denn der Frühling schon begonnen?
Die Meisen und Kraniche sind offenbar dieser Meinung, ebenso wie Schneeglöckchen und Haselsträucher.
Die korrekte Antwort aber lautet: Es kommt drauf an.
Der astronomische Frühlingsbeginn fällt in diesem Jahr auf den 20. März, der meteorologische wie in jedem Jahr auf den 1. März, Antwort also in beiden Fällen: Nein.
Nach der phänologischen Definition gibt es drei Stufen des Frühlings: Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling. Die Phänologie ist die Lehre von der Entwicklung der Natur im Jahreslauf,
und die drei Stufen sind jeweils durch entsprechende Entwicklungsstadien definiert. Der Vorfrühling beginnt mit der Blüte von Schneeglöckchen und Hasel, hat also in diesem Jahr tatsächlich bereits angefangen.
Achten Sie doch beim Sonntagsspaziergang neben den auffälligen männlichen Haselkätzchen auch einmal auf die winzigen, karminroten weiblichen Blüten.
Daraus entstehen die Haselnüsse. Der Blühbeginn des Haselstrauchs (Corylus avellana, nach je einem lateinischen und einem italienischen Wort für Haselnuss) wird an zahlreichen Stellen genau dokumentiert .
Die längste phänologische Beobachtungsreihe - 120 Jahre - stammt aus Geisenheim am Rhein.
Dort begann der Vorfrühling diesmal bereits am 14. Dezember – seit Beginn der Aufzeichnungen der zweitfrüheste Termin überhaupt (nur 2001 lag er noch früher, nämlich am 4. Dezember 2000).
Für die Region Potsdam-Berlin fiel der Termin in diesem Jahr in die letzte Januardekade und damit ähnlich wie schon 2012 und 2015 gut 2 Wochen vor das langjährige Mittel,
aber noch später als 2007 und 2014, als der Vorsprung sogar rund vier Wochen betrug. Besonders späte Jahre waren demgegenüber 1996 (über 6 Wochen Rückstand) und 2006 (über 5 Wochen).
Ob das schon der Klimawandel ist, mag jeder selbst entscheiden. Der Haselstrauch war schon einmal sehr früh dran am Ende eines Winters.
Nach der letzten Eiszeit verwandelte sich Mitteleuropa aus einer baumlosen Tundra zurück in Waldland. Zuerst wanderten Kiefern und Birken ein, Schnellausbreiter mit fliegenden Samen.
Als nächstes, in unserer Region vor reichlich 9.000 Jahren, erschien dann - der Haselstrauch.
Obwohl die dicken Haselnüsse für eine flotte Ausbreitung denkbar ungeeignet sind, ist der Befund an zahlreichen untersuchten Stellen eindeutig.
Die mittlere Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug hurtige 1,5 km pro Jahr. Mögliche Erklärungen für das verblüffende Tempo sind samenversteckende Tiere (Eichhörnchen, Eichelhäher),
Drift der Nüsse in Flüssen und der Mensch, der womöglich als Jäger und Sammler die Hasel für den Wintervorrat gezielt mitbrachte und außerdem durch absichtlich gelegte Waldbrände die Sträucher gegenüber den Bäumen begünstigte.