Projektbeschreibungen: Internalisierende und externalisierende Störungen
Promotionsprojekt 2-1
Theory of Mind, Exekutive Funktionen und antisoziales Verhalten (2011–2014)
Ziel des Forschungsprojekts ist es zu untersuchen, inwiefern Defizite in der Erkennung mentaler Zustände anderer Personen (Theory of Mind) und eine verminderte kognitive Kontrolle von Gedanken und Handlungen (Exekutive Funktionen) als intrapersonale Risikofaktoren für antisoziales Verhalten angesehen werden können. Die beiden Risikofaktoren werden mit Hilfe verschiedener computergestützter Aufgaben erfasst. Die Kinder sollen durch Drücken von Tasten auf Stimuli, die ihnen auf einem Computerbildschirm mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen präsentiert werden (z.B. Fische, Esel), reagieren. Zur Erfassung des Konstrukts Antisoziales Verhalten sollen anerkannte Fragebogenverfahren eingesetzt werden, durch die die Einschätzungen der Eltern zum sozialen Verhalten ihres Kindes erhoben werden sollen.
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Elsner, Prof. Dr. Krahé & M.Sc. Gina Austin (Kohorte 1)
Theory of Mind, Exekutive Funktionen und antisoziales Verhalten (2014–2017)
Anknüpfend an das Vorgänger-Projekt werden mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung antisozialen Verhaltens von der mittleren Kindheit bis zur Adoleszenz untersucht. Dabei werden v.a. die Fähigkeit, mentale und emotionale Zustände anderer Personen zu erschließen (Theory of Mind, ToM), und höhere kognitive Prozesse (Exekutiven Funktionen, EF) genauer betrachtet. Zur Erfassung der beiden ToM-Komponenten (affektive und kognitive ToM) und der verschiedenen EF-Faktoren werden unterschiedliche Computerverfahren eingesetzt, bei denen jeweils mehrere abhängige Variablen erfasst werden, darunter die Reaktionszeit und die Korrektheit der Antworten. Antisoziale Verhaltensweisen der Kinder werden von den Eltern in entsprechenden Items der neuesten Version des CBCL eingeschätzt.
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Elsner, Prof. Dr. Krahé & Dipl.-Psych. Anna Katharina Holl (Kohorte 2)
Promotionsprojekt 2-2
Entstehung und Verfestigung aggressiver Verhaltensmuster im Jugendalter
Eine Vielzahl psychologischer Entwicklungsmodelle beschäftigt sich mit der Entstehung von aggressivem und antisozialem Verhalten im Jugend- und Erwachsenenalter. Die theoretische Basis des Projekts bildet das Entwicklungsmodell antisozialen Verhaltens von Patterson, De Baryshe und Ramsey (1989), das zwei Wege der Entstehung von Aggressionen bei Jugendlichen postuliert. Frühe Verhaltensauffälligkeiten bei jüngeren Kindern führen einerseits zu sozialer Zurückweisung durch sozial unauffällige Peers und andererseits zu schulischen Leistungseinbußen. Die Kinder assoziieren sich mit devianten, sozial auffälligen Peers sowie deren Normen und übernehmen diese. Das aggressive und abweichende Verhalten wird bestärkt und verfestigt. Die Wirkung der postulierten Prädiktoren konnte bereits in Studien belegt werden, es fehlte bisher jedoch eine längsschnittliche Untersuchung des gesamten Modells, in der das Zusammenwirken und mögliche Moderatoreffekte dieser Faktoren miteinander untersucht wurden.
Zudem wird das Entwicklungsmodell um zwei zusätzliche Faktoren erweitert. Zunächst soll geprüft werden, inwieweit der Konsum gewalthaltiger Medien die Auftrittsrate aggressiven Verhaltens sowie die schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen beeinflusst. Als zweite zusätzliche Variable wird die Kontrollüberzeugung der Kinder und Jugendlichen in das Modell mit aufgenommen. Angenommen wird, dass Jugendliche mit eher internalen Kontrollüberzeugungen in einem geringerem Ausmaß aggressives Verhalten als Reaktion auf die Zurückweisungserlebnisse durch die Peers und ihre schulischen Leistungsdefizite zeigen als Jugendliche mit dominierenden externalen Kontrollüberzeugungen.
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Krahé, Prof. Dr. Warschburger & Dipl.-Psych. Janis Jung (Kohorte 1)
Promotionsprojekt 2-3
Ärgerregulation und Aggression in der mittleren und späten Kindheit
Dieses Projekt beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Ärgerregulationsfähigkeiten und aggressivem Verhalten in der mittleren Kindheit. Es gibt eine Reihe von Studien, die zeigen konnten, dass eine mangelnde Fähigkeit zur Ärgerregulation bei Kindern mit aggressivem Verhalten assoziiert ist. Dieses Ergebnis bezieht sich in vielen Studien auf eine relativ allgemeine Regulationsfähigkeit. Studien, in denen spezifische kindliche Regulationsstrategien erfasst wurden, konnten zeigen, dass verschiedene Strategien unterschiedlich mit aggressivem Verhalten zusammenhängen. Eine solche differenzierte Untersuchung ist notwendig, um effektive Präventions- und Interventionsmaßnahmen entwickeln zu können. Daher soll in dieser Studie im Rahmen eines Längsschnittdesigns untersucht werden, ob individuelle Unterschiede bezüglich des Einsatzes spezifischer Ärgerregulationsstrategien ein Prädiktor für aggressive Verhaltenstendenzen sind. Da angenommen wird, dass sich defizitäre Ärgerregulation negativ auf die Peer-Akzeptanz auswirkt, soll zudem auch die wechselseitige Bedingtheit von sozialer Zurückweisung durch die Peers und aggressivem Verhalten betrachtet werden und auf den zugrundeliegenden Einfluss mangelnder Affektregulierung zurück geführt werden.
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Krahé & Dipl.-Psych. Helena Rohlf (Kohorte 1) und
Prof. Dr. Krahé, Dr. Busching & M.Sc. Fabian Kirsch (Kohorte 2)
Promotionsprojekt 2-4
Dysfunktionale Kognitionen bei Depression im Kindes- und Jugendalter
Der thematische Schwerpunkt dieses Promotionsprojekts liegt in der Bedeutung von dysfunktionalen Kognitionen als intrapersonale Risikofaktoren auf die Entwicklung von depressiven Symptomen oder gar einer depressiven Störung im Kindes- und Jugendalter. Insbesondere sollen hierbei die im Erwachsenenalter empirisch gut bestätigten kognitiven Theorien der Depression auf ihre Anwendbarkeit auf das Kindes- und Jugendalter längsschnittlich überprüft werden.
In der Forschungsliteratur zu diesem Thema gibt es noch einen sehr großen Bedarf an Längsschnittstudien innerhalb dieses Altersbereichs (Lakdawalla, 2007). Insbesondere sollen nun verschiedene Aspekte der kognitiven Theorie von Beck (1967, 1976), überprüft werden: Zum einen ist noch nicht hinreichend geklärt, ob dysfunktionale Kognitionen tatsächlich Ursache, Epiphänomen oder Konsequenzen von Depressionen sind. In diesem Zusammenhang sollen auch nichtlineare Zusammenhänge einschließlich eines Schwellenmodells kognitiver Vulnerabilität, in dem dysfunktionale Kognitionen nur in hohen Ausprägungsbereichen eine Wirkung als Vulnerabilitätsfaktor für Depression entfalten, getestet werden. Um fundierte Grundlagen für Präventionsansätze zu schaffen, ist zum anderen zu klären, ob die gefundenen Zusammenhänge mit dysfunktionalen Kognitionen spezifisch für die Entwicklung depressiver Symptome sind, oder ob ihnen eine ähnliche Bedeutung für andere Störungsbereiche, beispielsweise Lern-/Leistungsstörungen oder Ess-und Gewichtsprobleme, zukommt.
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Esser & Dipl.-Psych. Fidan Sahyazici-Knaak (Kohorte 1) und
Prof. Dr. Esser, Prof. Dr. Krahé, Dr. Wyschkon & M.Sc. Susanne Meiser (Kohorte 2)