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Unterwegs in Kenia – 16. Februar 2018: „Elmentaita – Ort des Staubes“

Reisetagebuch: Potsdamer Geowissenschaftler auf Exkursion im Ostafrikanischen Riftsystem

Der „Katerit“ Aschekegel | Foto: Henry Wichura
Foto : Henry Wichura
Der „Katerit“ Aschekegel

Wir trinken unseren Morgenkaffee mit Blick auf den Elmentaita-See. Rosafarbene Streifen schimmern im Uferbereich und weit bis in die Seemitte hinein. Mit dem Fernglas erkennen wir, dass es sich bei diesen Streifen um Flamingokolonien handelt; der Lebensraum von Flamingos sind alkalische Seen. Das zeigt uns, dass der Elmentaita-See kein Süßwassersee ist, sondern dass in ihm basische Wasserbedingungen vorherrschen. In nächster Umgebung des Sees befinden sich mehrere vulkanische ringförmige Aschekegel, die teilweise von tektonischen Störungen durchzogen sind. Die Kegel sehen aus wie kleine Vulkane, und wir wollen uns dieses Phänomen näher ansehen, denn das geologische Puzzle, das vor uns liegt, scheint komplizierter als gedacht.

Aus der Ferne zeigen die Aschekegel an ihren Hängen kleine Stufen und Verebnungsflächen. Wir vermuten, dass es sich dabei um Strandterrassen und Sedimentablagerungen handeln könnte, die während früherer Seespiegelhochstände entstanden sind. Um dies zu bestätigen, schauen wir uns diese Ablagerungen genauer an und besteigen den Aschekegel „Katerit“. Während des Aufstiegs entdecken wir auf Höhe des vermuteten Seespiegelhochstandes tatsächlich gut erhaltene Schneckenfossilien der Gattung Turritella in beige gefärbten, feinkörnigen Seesedimenten. Mithilfe der Radiokarbondatierung wurde das Alter dieser Fossilien auf 9.000 Jahre bestimmt. Dies beweist, dass die frühere Ausdehnung des Elmentaita-Sees einst viel größer war und sogar eine Verbindung mit dem nordwestlich gelegenen Nakuru-See bestand.
Am Nachmittag besuchen wir die Diatomitablagerungen von Kariandusi nahe des Ostufers von Elmentaita. Verglichen mit jenen vom Vormittag reichen diese Ablagerungen viel weiter in die Vergangenheit zurück: Auch vor etwa 960.000 Jahren gab es im Keniarift eine ausgedehnte Seenlandschaft, deren Überreste wir hier in Kariandusi untersuchen. Da diese Diatomite besonders rein sind und aus den Skeletten abgestorbener Kieselalgen bestehen, werden sie hier abgebaut und beispielsweise zu Filtern in der Getränkeindustrie weiterverarbeitet. Wir diskutieren die Ablagerungsbedingungen dieses früheren Süßwassersees. Damals verliefen von den Riftschultern zum See Flussläufe, durch welche Steinwerkzeuge von Hominiden (Homo erectus) nach Kariandusi gespült wurden. Diese frühsteinzeitlichen Werkzeuge, unter anderem Faustkeile zur Häutung von Tieren, wurden vom berühmten Anthropologen Louis Leakey bereits in den 1920er Jahren beschrieben.
Den Abend beschließen Kurzvorträge unserer Masterstudierenden über ausgewählte Themen zur geologischen Geschichte Ostafrikas und ergänzende Diskussionen unter den Exkursionsteilnehmern.
 

Hintergrundinformationen zur Reise der Potsdamer Geowissenschaftler gibt es hier.

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