Soldan Moot 2024
Erfahrungsbericht
A. Einführung in den Moot Court und Beteiligte
Das Team der Universität Potsdam nahm erfolgreich am Soldan Moot Court 2024 teil. Von Juli bis Anfang Oktober diesen Jahres traten wir, die Mooties Nora Hohrmann, Henrik Schulz, Henry Kochanowski und Leon Langer, unter Betreuung der Coaches Jan Breede und Christoph Lachner gegen 30 andere Teams aus ganz Deutschland an und erreichten bei den mündlichen Verhandlungen in Hannover das Halbfinale.
Der Soldan Moot Court ist ein jährlich stattfindender Wettbewerb zwischen deutschen juristischen Fakultäten, bei dem ein zivilrechtlich und vom anwaltlichen Berufsrecht geprägter, fiktiver Fall aufgerollt und verhandelt wird. Hauptzweck des Moot Courts ist ein erster, praxisnaher Einblick in die Arbeit von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten. Der diesjährige Fall befasste sich hauptsächlich mit Fragen der Anwaltshaftung im Regressprozess sowie eines beruflichen Tätigkeitsverbots aufgrund der Vertretung widerstreitender Interessen i.S.d. § 43a Abs. 4 der Bundesrechtsanwaltsordnung. Die Schirmherrschaft für die Universität Potsdam übernahmen Frau Professorin Hähnchen sowie Herr Professor Thöne.
B. Die Schriftsatzphase
Der Moot Court begann Anfang Juli mit der Veröffentlichung der Fallakte. Im ersten Monat befassten wir uns mit der Aufgabe, einen Klageschriftsatz zu verfassen. Daran anschließend hatten wir wiederum einen Monat Zeit, auf die Klage einer anderen Universität zu erwidern. Da die Fallakte dieses Jahr genau 62 Seiten umfasste, stellte es zunächst eine Herausforderung dar, diese zu durchdringen und eine sinnvolle Struktur für unsere Schriftsätze zu erarbeiten. Außerdem arbeiteten wir uns gemeinsam in uns zunächst völlig unbekannte Rechtsgebiete wie das anwaltliche Berufsrecht und das Versicherungsrecht ein.
Der Lehrstuhl Hähnchen stellt dem Team einen eigenen Raum zur Verfügung. Dieser Raum wurde in den heißen Phasen quasi täglich frequentiert. Entsprechend vertraut fühlte sich der Raum nach einiger Zeit an. Von sommerlich heiß und tief stehender Sonne bis herbstlich kühl und aufsteigendem Mond war alles dabei. Das intensive Arbeiten an den Schriftsätzen schweißte uns als Team sehr zusammen. Besonders prägend waren die Abgaben unserer Schriftsätze, die – trotz aller guter Vorsätze – stets kurz vor Mitternacht erfolgten. Hierbei wurde in den letzten Stunden vor Abgabe noch gemeinsam an allerlei Layout- und Kürzungsproblematiken geknobelt. Dafür war die Freude dann nach der erfolgreichen, fristgerechten Abgabe umso größer.
C. Pleadings und Pre-Moots
Nach den Schriftsatzphasen rückte der Fokus auf die mündlichen Verhandlungen. Erfahrung mit dem Plädieren und Verhandeln hatten wir alle nicht. Entsprechend kalt erwischten uns die Coaches, als es an einem Donnerstag Morgen plötzlich hieß: Wir verhandeln jetzt. Dafür teilte sich unser Team in Kläger- und Beklagtenseite auf. Während Henry und Henrik sich dazu entschieden, als Kläger aufzutreten, vertraten Leon und Nora die Beklagtenseite. Vom ersten sehr holprigen Pleading bis zum Wettbewerb in Hannover konnten wir unsere Argumentationstechnik und rhetorischen Fähigkeiten stark weiterentwickeln. Dies gelang uns insbesondere dadurch, dass wir uns in den letzten Wochen vor Hannover fast täglich intern zum Pleaden trafen. Hierbei half uns das Feedback und das Ausprobieren verschiedener Verhandlungsführungen durch unsere Coaches sehr weiter. Highlights der Vorbereitung auf Hannover waren zudem die Pre-Moots in Hamburg und Berlin, wobei der Pre-Moot in Berlin zum ersten Mal stattfand. Hier konnten wir das Pleaden gegen Teams anderer Universitäten üben, was für einen sehr bereichernden Argumentationsaustausch sorgte. Bei den Abendveranstaltungen in Hamburg und Berlin konnten wir uns mit den anderen Teams dann noch in entspannter Atmosphäre austauschen. In Berlin fand der Abend bei einigen Runden Bierball einen gebührenden Ausklang.
Außerdem hatten wir die tolle Möglichkeit, bei einem Pleading mit Anwältinnen der Kanzlei Streitbörger unsere Verhandlungstechnik durch hilfreiche, praxisnahe Tipps noch weiter auszubauen. Hierfür wurden wir in den Kanzleiräumen in Potsdam mehr als nur freundlich empfangen. Bereits beim Erstellen unserer Klageschrift standen uns die Anwältinnen der Kanzlei Streitbörger mit wertvollen Ratschlägen zur Seite und luden uns auch zur ausführlichen Besprechung in die Kanzlei ein. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar.
D. Verhandlungen in Hannover
Am 9. Oktober reisten wir schließlich nach Hannover für die mündlichen Verhandlungen. Nach einem gelungenen Begrüßungsabend folgten am Donnerstag und Freitag die Verhandlungen in der Gruppenphase gegen die Teams der Universitäten Greifswald, Erlangen, Bayreuth und Leipzig. Von den insgesamt 31 Teams kamen lediglich die besten acht in das Viertelfinale weiter, weshalb ein überzeugendes Auftreten von Anfang an entscheidend war. Nach vier packenden Verhandlungen in der Gruppenphase hieß es, auf die Verkündung der Viertelfinal-Paarungen am Samstagmittag zu warten. Das Feedback der Jurorinnen und Juroren ließ uns hierbei zuversichtlich auf die KO-Phase blicken.
Vor der Verkündung am Samstag genossen wir jedoch noch den Bankett-Abend, der dieses Jahr im Welfenschloss der Leibniz Universität Hannover stattfand. Bei leckerem Essen und toller Musik der BRAK-Brothers konnten wir so noch einmal besonders die Zeit in Hannover genießen und weitere Kontakte knüpfen.
Am nächsten Tag folgte schließlich die Verkündung, auf die wir gespannt blickten. Umso größer war die Freude, als wir als letztes Team des Viertelfinales in der Verhandlung gegen das Team II der FU Berlin aufgerufen wurden. Für Nora und Leon ging es in einer intensiven Verhandlung um den Einzug in das Halbfinale. Die Anspannung bei der anschließenden Verkündung der Halbfinal-Paarungen war größer denn je – ebenso der Jubel, als unser Einzug in das Halbfinale verkündet wurde. So ging unsere Reise weiter und im zweiten Halbfinale traten Henrik und Henry gegen den späteren Gesamtsieger, das Team II der Universität Leipzig an. Eine ausgewogene und ebenso intensive Verhandlung später wurde zwar unser Ausscheiden bekannt gegeben, nichtsdestotrotz überwog der Stolz über das Erreichte. So gingen vier Tage wertvoller Erfahrungen zu Ende und wir fuhren erschöpft, aber glücklich nach Potsdam zurück.
E. Fazit und Ausblick
Die letzten Monate haben uns als Team zusammengeschweißt, aber auch jeden Einzelnen fachlich sowie persönlich wachsen lassen. Der Wettbewerb ermöglichte uns einen authentischen Einblick in den Anwaltsberuf und ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich mit anderen Mooties zu vernetzen (und vielleicht in der Zukunft das ein oder andere Mal vor Gericht wiederzusehen). Das Ziel der Veranstalter, bei den Studierenden das Interesse zu wecken, später als Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt zu arbeiten, wurde bei uns vollumfänglich erfüllt.
Interessierten Studierenden empfehlen wir von ganzem Herzen, an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Eine Teilnahme ist dabei schon ab dem zweiten Fachsemester möglich, Vorkenntnisse vor allem im Bereich des anwaltlichen Berufsrechts sind nicht erforderlich. Zwischen den intensiven Schriftsatzphasen und den anschließenden Pleadings bleibt auch – ein gewisses Engagement vorausgesetzt – genug Zeit, Urlaub zu machen und universitären Verpflichtungen (z.B. Hausarbeit) nachzukommen. Wertvolle Fähigkeiten für eine Teilnahme sind Improvisationsvermögen, ein Bewusstsein für Eigenverantwortung, ein ausgeprägter Teamgeist sowie Durchhaltevermögen.
Nach einer gelungenen Teilnahme besteht darüber hinaus die Möglichkeit, mit der gewonnenen Erfahrung die nachfolgenden Teams u.a. als Coach zu begleiten, um so die erfolgreiche Teilnahme der Universität Potsdam am Soldan Moot Court auch für die zukünftigen Auflagen nachhaltig zu sichern.
Wir bedanken uns bei unseren Coaches Jan und Christoph und allen anderen Unterstützenden für die vergangenen Monate und freuen uns schon sehr darauf, nächstes Jahr bei der nächsten Ausgabe des Soldan Moot Courts wieder dabei zu sein!
Das Team
Das von Prof. Dr. Susanne Hähnchen und Prof. Dr. Meik Thöne, M.Jur. (Oxford) betreute Soldan Moot Court Team 2024 stellt sich vor:
Nora Hohrmann studiert Jura an der Universität Potsdam im 6. Semester. Neben dem Studium arbeitet sie in einer Kanzlei für Wirtschafts- und Insolvenzrecht. Sie verbrachte ihr 5. Semester im Rahmen des Erasmusprogramms in Bergen, wodurch sie interessante Einblicke in das europäische Binnenmarkt- und Wettbewerbsrecht erlangte. Darüber hinaus entdeckte sie dort ihre Liebe zum Wandern und Eisbaden.
Nora Hohrmann
Teilnehmerin
Henry Kochanowski studiert im 10. Semester an der Universität Potsdam und befindet sich derzeit in der Examensvorbereitung. Er ist Absolvent des Schwerpunktes Wirtschaftsrecht und engagiert sich in der studentischen Rechtsberatung. Herr Kochanowski verbrachte ein Erasmus-Semester in Warschau und war bis zu diesem Zeitpunkt Mitarbeiter eines Lehrstuhls. In seiner Freizeit rudert er und vertritt die Universität bei der Deutschen Hochschulmeisterschaft.
Henry Kochanowski
Teilnehmer
Leon Langer studiert seit 4 Semestern an der Universität Potsdam und befindet sich derzeit im Hauptstudium. Er arbeitet als Werkstudent in einer Kanzlei für Arbeitsrecht und ist seit Oktober 2022 Stipendiat in der Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Neben dem Studium verbringt er gerne Zeit mit seinem Hund und verfolgt verschiedene Sportarten.
Leon Langer
Teilnehmer
Henrik Schulz studiert seit 10 Semestern an der Universität Potsdam und befindet sich nach Abschluss des Wirtschaftsrechts-Schwerpunktes derzeit in der Examensvorbereitung. Neben dem Studium ist er im Rahmen einer Werkstudententätigkeit bei einer Wirtschaftsrechtskanzlei mit Schwerpunkt in der Insolvenzverwaltung tätig. In seiner Freizeit sucht er einen Ausgleich zum Studium in sportlichen Aktivitäten, insbesondere beim Handball.
Henrik Schulz
Teilnehmer
Jan Breede studierte Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin und der Keio Universität Tokyo. Seit November 2023 ist er als Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Rechtsgeschichte (Prof. Dr. Susanne Hähnchen) tätig und arbeitet an einem rechtshistorischen Promotionsthema. Neben dem Photographieren liest er und spielt gerne Brettspiele.
Jan Breede
Coach
Christoph Lachner ist akademischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Rechtsgeschichte (Prof. Dr. Susanne Hähnchen). Er studierte Rechtswissenschaft an der Universität Bielefeld und arbeitet aktuell an einer rechtshistorischen Dissertation zum Eherecht. In seiner Freizeit engagiert er sich mit seinem Hund im Bundesverband Rettungshunde e.V., unter anderem als Kassenwart und Gruppenführer.
Christoph Lachner
Coach
Sponsoren:innen & Unterstützer:innen
Wir bedanken uns herzlich bei unseren Sponsoren:innen und Unterstützer:innen: