Geschichte des Archivs
Im Dezember 2001 endet mit der Veröffentlichung der 38. Lieferung die Entstehungsgeschichte des Brandenburg-Berlinischen Wörterbuchs, deren Anfänge bis in das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zurückreichen. Das insgesamt 4-bändige Wörterbuch bietet einen umfassenden Einblick in die Verwendung des märkischen Niederdeutsch in Brandenburg und bewahrt damit einen Dialekt, der heute aufgrund unterschiedlichster Gründe langsam zu verschwinden droht. Da sich die Erhebungen jedoch nicht auf die märkischen Mundartgrenzen beschränkten, die über das Land Brandenburg hinaus auch nach Sachsen-Anhalt reichen, sondern die Gebiete der drei Bezirke Potsdam, Frankfurt/Oder und Schwerin der ehemaligen DDR umfassen, enthält das Archiv auch Quellen und Daten zu Berlin sowie aus dem Süden des Landes Brandenburg, der einen breiten Übergangssaum zum Mitteldeutschen bildet.
Das dem Wörterbuch zugrundeliegende umfangreiche Archiv wurde 2002 von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig an den Lehrstuhl für Sprachgeschichte am Institut für Germanistik der Universität Potsdam übergeben, um sowohl der Forschung als auch der Öffentlichkeit für weitere Forschungszwecke zur Verfügung zu stehen.
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begann der Berliner Oberlehrer Hermann Teuchert mit den ersten Sammlungen für ein zunächst nur einbändig geplantes Wörterbuch. Mit seiner Berufung an die Rostocker Universität endete zwar zunächst die Weiterarbeit, seine zahlreichen Belege stellte er dem Wörterbucharchiv später aber zur Verfügung.
1939 übernahm Anneliese Bretschneider den Auftrag, eine neue Sammlung aufzubauen, und widmet sich trotz Ausbruch des 2. Weltkrieges zunächst intensiv der Auswertung verschiedener Mundartatlanten bzw. regionaler Literatur. Ungeachtet des Verlustes eines Großteils der in die Prignitz ausgelagerten Bestände beschloss die Deutsche Kommission an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Jahre 1949 auf ihren Antrag hin, das Brandenburg-Berlinische Wörterbuch in die Reihe der von dieser Kommission betreuten Mundartwörterbücher aufzunehmen. Unter der Leitung von Ernst Hadermann wurden die organisatorischen Voraussetzungen für die Sammlungen geschaffen und zu diesem Zweck im Jahre 1950 eine neue Arbeitsstelle in den Räumen der Landeshochschule Potsdam eingerichtet. Wie andere Mundartwörterbücher der DDR wurde das BBW ein Forschungsunternehmen der Deutschen Akademie der Wissenschaften und dieser in wissenschaftlicher und organisatorischer Hinsicht angeschlossen. Anneliese Brettschneider leitete das Wörterbuch von 1956 bis 1959; 1959 zog die Arbeitsstelle auch von Potsdam nach Berlin um.
Von 1959 bis 1979 stand das Wörterbuch unter Leitung von Gerhard Ising, der in mehrfacher Hinsicht als „Glücksfall“ gelten kann, war doch die Wörterbucharbeit in den 60er und 70er Jahren mehrfach infrage gestellt worden und die Fortführung des Brandenburg-Berlinischen Wörterbuchs insbesondere seinem Engagement zu verdanken. Die ersten Lieferungen konnten schließlich 1965 veröffentlicht werden. Unter der Leitung von Joachim Wiese wurde die Arbeit am Wörterbuch mit nur wenigen Mitarbeitern im Jahr 2001 erfolgreich beendet.