2. Interdisziplinäre deutsch-baltische Nachwuchstagung in Vilnius, 18./19.10.2024
Die deutschbaltische Literatur ist – so begann Gero von Wilpert seine Deutschbaltische Literaturgeschichte – eine „kleine Literatur, eine Literatur der Vergangenheit und eine Literatur ohne Zukunft, eine Literatur, die im Aussterben ist und die es nur noch so lange geben wird, wie Menschen sich ihrer annehmen, sie lesen und vielleicht gar erörtern.“ Möglicherweise würde der 2009 verstorbene Germanist staunen, wie lebhaft an estnischen und lettischen Universitäten heute eben diese deutschbaltische Literatur – als Teil einer Baltischen Literatur in deutscher Sprache – von jungen Germanist:innen akademisch erörtert wird. Auch wenn unter den Student:innen der Geschichte an den baltischen Universitäten die Deutschkenntnisse rückläufig sind und die meisten sich eher der jüngeren Geschichte zuwenden, gibt es hier – wie auch in anderen kulturwissenschaftlichen/- geschichtlichen Fächern – eine Vielzahl von Nachwuchswissenschaftler:innen, die sich mit Themen befassen, die den deutsch(baltisch)en Anteil an Geschichte und Kultur der baltischen Länder berühren. Ebenso entscheiden sich auch an deutschen Universitäten Student:innen und Doktorand:innen – immer wieder dafür, „baltische Themen“ zu erforschen.
An all diese Nachwuchswissenschaftler:innen richtet sich die Interdisziplinäre deutsch-baltische Nachwuchstagung (IDBN), die ihnen jährlich einen Ort bieten soll, eigene Forschungsergebnisse zu präsentieren, miteinander zu diskutieren und sich zu vernetzen. Die Reihe „Digitalen Hochschulschriften zum Baltikum“ (HSB) der Carl-Schirren-Gesellschaft bietet die Möglichkeit zur Online-Publikation der Vorträge, darüber hinaus ist die Aufzeichnung der Vorträge und Veröffentlichung auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Kulturforums östliches Europa (DKF) angedacht.
Die Tagungssprache ist deutsch, englische Beiträge sind ebenfalls willkommen.
Programm
Samstag, 19.10.
10:00-10:15 Begrüßung durch Assoz. Prof. Dr. Vaiva Zeimantiene
10:15-11:00 Keynote: Vilnius und die literarische Moderne in Deutschland
Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D'Aprile
11:00-11:30 Kaffeepause
11:30-13:00 Panel I:
Maximilian Marotz: Reisen Wismarer Bürger ins Baltikum im 16. Jh.
Rūdolfs Rubenis: Das soziale Porträt der Deutschbaltischen Studenten an der Universität Lettlands in der Zwischenkriegszeit
Paula Sekača: Die Suche nach und die Rechtfertigung von deutsch-lettischen Beziehungen und Verbindungen in den Kulturzeitschriften „Laikmets“ und „Latvju Mēnešraksts“ (1942-1944)
13:00-14:30 Mittagspause
14:30-16:00 Panel II:
Tomas Vytautas Kotovičius, Vilnius: Zwischen Faszination und Ideologie: Zum deutschsprachigen Schrifttum über Vilnius aus der Zeit des Ersten Weltkriegs
Mariola Ana Krukovska: Vilnius / Wilna / Wilno als multilingualer urbaner Raum im Roman von Alfred Döblin „Reise in Polen“
Amanda Beser, Potsdam: Ein baltisches Jagdrätsel und seine kriminologische Narration: Siegfried von Vegesack Der Pastoratshase (1957)
16:00-16:30 Kaffeepause
16:30-17:30 Panel III:
Rūta Matimaitytė: Wolf Children (Wolfskinder): Cultural Memory in the Baltic and Nordic countries
Mann Loper: Portrayal of Baltic Germans in Estonian and Latvian history textbooks: the interwar era compared to 1990s
Anna Lauska (per Teams): Lettische und deutsch-baltische Gerichte als Spiegelbild der Interaktion dieser Kulturen in Erinnerungen und lettischen und deutsch-baltischen Kochbüchern aus dem 20. und 21. Jh.
18:00 Abendessen und Ausklang