Projektbeschreibungen: Spracherwerb
Die Einflüsse variablen Inputs auf Worterwerb und Worterkennung bei Kleinkindern
Sonderforschungsbereich (SFB 1287): Die Grenzen der Variabilität in der Sprache: Kognitive, grammatische und soziale Aspekte
Sprache ist in hohem Maße variabel. Individuen können ganz unterschiedliche sprachliche Strukturen produzieren oder Äußerungen unterschiedlich interpretieren. Die Variabilität von Sprache unterliegt aber auch gewissen Grenzen. Genau diese möchte der Sonderforschungsbereich „Die Grenzen der Variabilität in der Sprache: Kognitive, grammatische und soziale Aspekte“ analysieren. Dabei begreift er Variabilität als einen Raum möglicher, teils unbewusster sprachlicher Entscheidungen, die einem Individuum oder einer Sprachgemeinschaft zur Verfügung stehen. Grenzen zeigen sich dann, wenn bestimmte linguistische Verhaltensweisen relativ beständig auftreten – und dies auch über Sprachen und Sprechergemeinschaften hinweg. Mit seinen Arbeiten will der Verbund Erkenntnisse über den Aufbau des Sprachsystems gewinnen.
Projektkoordination: Isabell Wartenburger
ProjektleiterInnen: Barbara Höhle, Adamantios Gafos (Projekt C03)
Fördermittelgeber:Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG
Bewilligungszeitraum: 2017 – 2025
Projekt-Internetseite: www.uni-potsdam.de/sfb1287
Die kritische Periode für assoziatives Lernen von nicht-benachbarten Abhängigkeiten in verbalem und nicht-verbalem Material
Forschergruppe 2253: Grenzüberschreitung: Das Zusammenspiel von Sprache, Kognition und Hirnstrukturen in der frühkindlichen Entwicklung
Um ihre Muttersprache scheinbar mühelos innerhalb weniger Jahre zu erwerben, müssen Kinder mit bemerkenswerten Sprachlernfähigkeiten ausgestattet sein. Die Fähigkeit, abstrakte Abhängigkeiten zwischen nicht-benachbarten Elementen zu erkennen und zu verallgemeinern, ist bereits sehr früh vorhanden. Im Alter von 3- bis 4-Monaten können Babys bereits nach einer kurzen Gewöhnungsphase grammatische von ungrammatische Abhängigkeiten unterscheiden. Im Gegensatz dazu zeigen Erwachsene diese Fähigkeit nur dann, wenn sie explizit dazu aufgefordert werden, die Grammatikalität zu beurteilen, nicht aber beim passiven Zuhören. Daher stellt sich die Frage, wie sich der Lernprozess zwischen Babys und Erwachsenen unterscheidet. Ein Ansatzpunkt hierbei ist die verzögerte Reifung präfrontaler Hirnareale. Die dort lokalisierte Funktion der kognitiven Kontrolle ist im erwachsenen Gehirn vorhanden, aber noch nicht im Gehirn von Babys und könnte zu den Unterschieden in den Lernprozessen führen. Demnach ist der assoziative Lernprozess, lokalisiert in Kortexarealen des Schläfenlappens, in Babys noch nicht der kognitiven Kontrolle des präfrontalen Kortex unterworfen und aus diesem Grunde effizienter als in Erwachsenen.Wir untersuchen, wann innerhalb der ersten drei Lebensjahre ein Verschiebung von vorwiegend assoziativem zu eher kontrolliertem Lernen stattfindet. Darüber hinaus werden wir aufdecken, ob das Lernen von nicht-benachbarten Abhängigkeiten demselben Entwicklungsverlauf in der linguistischen (Italienisch als nicht-Muttersprache) und der nicht-linguistischen (Tonsequenzen) Domäne folgt. Parallele Befunde in beiden Domänen in Abhängigkeit des Alters würden auf einen Domänen-übergreifenden Lernmechanismus verweisen.
Projektkoordination: Barbara Höhle
ProjektleiterInnen: Barbara Höhle, Angela Friederici (MPI Leipzig) (Projekt P1)
Fördermittelgeber:Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG
Bewilligungszeitraum: 2015 – 2022
Projekt-Internetseite:www.crossing-project.de
Die Wahrnehmungseinengung in Sprach- und Gesichtererkennung bei Kleinkindern
Forschergruppe 2253: Grenzüberschreitung: Das Zusammenspiel von Sprache, Kognition und Hirnstrukturen in der frühkindlichen Entwicklung
Mit Wahrnehmungseinengung ist eine Feinabstimmung der Unterscheidungsfähigkeit auf diejenigen sensorischen Informationen gemeint, denen Kinder tagtäglich in ihrem Umfeld begegnen. Im Laufe dieses Prozesses verlieren Kinder die Diskriminationsfähigkeit für Reize, die in ihrer Umgebung nicht zur Verfügung stehen oder die für sie von keiner Relevanz sind. Die Wahrnehmungseinengung wurde bislang vor allem im Bereich Gesichter- und Lautdiskrimination untersucht und hat für beide ähnliche Entwicklungsverläufe ergeben. Dennoch wurden beide Bereiche häufig nur unabhängig voneinander betrachtet. In diesem Projekt verfolgen wir das Ziel, das Phänomen der Wahrnehmungseinengung im ersten Lebensjahr aus einem interdisziplinärem Blickwinkel zu beleuchten, mit dem Fokus auf der visuellen und der auditiven Domäne. Zentrale Forschungsfragen dabei sind, ob die Mechanismen der Gesichter- und Lauterkennung auf einer Domänen-übergreifenden oder einer Domänen-spezifischen Verarbeitung beruhen sowie, ob es Unterschiede in den Bedingungen gibt, die die Wahrnehmungseinengung bei Sprach- und Gesichtererkennung beeinflussen. Im Einzelnen betrachten wir die Erkennung von Gesichtern mit demselben oder einem anderen ethnischen Hintergrund, die Lauterkennung sowie die Übereinstimmung von Gesichtern und Stimme. Die Untersuchungen beinhalten EEG und Blickbewegungsmessungen von 6-, 9- und 12-Monate alten Babys, die als Querschnitts- und als Längsschnittstudien angelegt sind.
Projektkoordination: Barbara Höhle
ProjektleiterInnen: Barbara Höhle, Gudrun Schwarzer (Gießen) (Projekt P6)
Fördermittelgeber:Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG
Bewilligungszeitraum: 2015 – 2022
Projekt-Internetseite:www.crossing-project.de