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Partei-, Parlaments- und Ministerialarbeit

Für einen Berufseinstieg im Politikumfeld, bieten sich zunächst zwei grundsätzlich verschiedene Karrierewege mit eigenen Zugangslogiken. Während Stellen für die Mitarbeit im Hintergrund der Parteien, Parlamente oder Ministerien ganz normal auf den Seiten der einzelnen Institutionen und den entsprechenden Jobbörsen ausgeschrieben werden, erfordert eine Tätigkeit in der direkten politischen Repräsentanz, also die Übernahme eines politischen Amtes, meist längeren Atem, strategische Vorbereitung und den teilweise mühsamen Weg durch die Institutionen.

Am Beginn der politischen Karriere steht meist der Eintritt in eine Partei. In einer Parteiendemokratie wie Deutschland werden Parteien als zentrale Orte der politischen Willensbildung angesehen und übernehmen somit eine Schlüsselfunktion im Prozess der politischen Entscheidungsfindung. Sie sollen langfristige politische Programme entwickeln und den Nachwuchs für politische Ämter rekrutieren und ausbilden. Auf allen parlamentarischen Ebenen ist es theoretisch möglich, sich auch ohne Parteizugehörigkeit wählen zu lassen, was aber in der Praxis nur sehr selten gelingt. Insbesondere die Nominierung bzw. Wahl als Bundestagsabgeordnete*r scheint ohne eine Fraktionszugehörigkeit mit der damit verbundenen finanziellen und organisatorischen Unterstützung sehr schwierig bis unmöglich.
Organisatorisch sind Parteien meist in Orts-, Kreis-, Regional-, Landes- und Bundesverbände untergliedert, die dann in den jeweiligen parlamentarischen Ebenen die Politik gestalten. Die meisten Parteimitglieder engagieren sich ehrenamtlich in ihrer Partei, z. B. in den verschiedenen Arbeitskreisen. Um hauptamtlich in einer Partei zu arbeiten, muss man in ein Amt gewählt werden, was meist eine langjährige, vorherige Mitarbeit voraussetzt. Zur Förderung ihres Nachwuchses betreiben die meisten Parteien eigene Nachwuchsförderungs- oder Mentoringprogramme.

Für parlamentarische Laufbahn über alle Ebenen hocharbeiten

Der Einstieg in die parlamentarische Laufbahn gelingt am einfachsten auf kommunaler Ebene, z. B.  über die Rats- und Fraktionsarbeit in Stadt(teil)- und Gemeinderäten sowie das Bürgermeister*innenamt. Wer hier Rats- und Fraktionsarbeit leisten möchte, muss zunächst in den Kommunalwahlen gewählt werden. Die Mitgliedschaft in Gemeinde- oder Stadteilräten erfolgt in der Regel ehrenamtlich, so dass es dafür lediglich eine Aufwandsentschädigung gibt. In kleineren Kommunen wird zudem auch das Bürgermeister*innenamt häufig ehrenamtlich übernommen. Auch auf Landesebene ist die Mitarbeit als Landtagsabgeordnete*r möglich. Landtagsabgeordnete bereiten z. B. die monatlichen Plenarsitzungen vor- und nach, treffen Entscheidungen über Gesetzesentwürfe und Anträge, bringen politische Forderungen vor, führen die Landtagswahlen durch und wählen den oder die Ministerpräsident*in, der/die dann wiederum die Landesminister*innen ernennt und so die Landesregierung bildet. Die genauen Voraussetzungen für die Übernahme eines politischen Amtes auf kommunaler oder Landesebene werden durch die gesetzlichen Bestimmungen der jeweiligen Länder und Kommunen geregelt und sind somit nicht bundesweit einheitlich.
Für die Übernahme eines Amtes in den Organen der Europäischen Union muss man zuvor zwingend ein Minister*innenamt auf Bundesebene innehaben. Auch um in der Bundespolitik mitzuarbeiten muss man sich in der Regel zunächst auf kommunaler oder Landesebene einen Namen gemacht haben, so dass man sich in diese Ämter gewissermaßen durch die parlamentarischen Ebenen hocharbeitet. Diese sogenannte „Ochsentour“ kann sehr mühsam sein, bietet jedoch auch Vorteile. Neben einem reichen Erfahrungsschatz sind dies vor allem das frühe Networking und der Kontakt mit potentiellen Wähler*innen. Einige Parteien bieten zudem eigene Förderprogramme an, in denen relevante Themen wie z.B. Rhetorik geübt werden. Unter Umständen ist auch ein schnellerer Einstieg als Quereinsteiger*in ins politische System möglich, z. B. als Referent*in eines/einer Abgeordneten. Doch auch hierfür scheint vorheriges Networking unabdingbar, denn es macht nur Karriere, wer gesehen und als Kandidat*in vorgeschlagen wird.

Einstieg ins Politikumfeld auch jenseits der politischen Ämter möglich

Jenseits der politischen Ämter fallen in den Parteien und allen politischen Institutionen von den Gemeinderäten bis zum Bundestag eine Vielzahl weiterer Aufgaben für die Verwaltung und Organisation des politischen Apparats an. So gibt es dort, wie auch in nahezu allen öffentlichen Institutionen, politischen Organisationen, Lobbyvereinigungen, Interessensvertretungen, u.s.w. die sogenannten Wissenschaftlichen bzw. Parlamentarischen Dienste bzw. wissenschaftliche Referent*innenstellen. Auch sie können unter glücklichen Umständen ein Sprungbrett für den Quereinstieg in die direkte politische Arbeit sein. Je nach Bundesland unterscheiden sich diese wissenschaftlichen Dienste hinsichtlich ihrer Bezeichnung („Parlamentarischer Beratungsdienst“, „Wissenschaftlicher Dienst“ oder „Gesetzgebungs- und Beratungsdienst“), ihrer Aufgaben und der personellen Ausstattung. Sie sind in verschiedene Themenressorts unterteilt und dienen der Erarbeitung unabhängiger Informationen für die Abgeordneten und Beschäftigten des politischen Betriebs, die teilweise auch für die Öffentlichkeit einsehbar sind. Zu ihren Aufgaben gehören die Erarbeitung von Gesetzesentwürfen und Formulierungshilfen, die Bearbeitung von Anfragen und Anträgen oder das Anfertigen von Gutachten und Themendossiers.

Da oft juristische Einschätzungen gebraucht werden, werden in den wissenschaftlichen Diensten sehr oft Volljurist*innen gesucht, doch auch für Absolvent*innen anderer Studienfächer bieten sich hier Stellen. Unabdingbar für eine Einstellung sind sehr gute Kenntnisse des politischen Systems sowie der aktuellen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geschehnisse und Debatten sowie eine hohe Expertise im eigenen Fachgebiet und die Fähigkeit sich schnell in neue Themen und Fragestellungen einzuarbeiten und die Ergebnisse pointiert darzustellen.
Neben der wissenschaftlichen Arbeit fallen im politischen Betrieb von Personalmanagement bis Finanzverwaltung weitere Aufgaben an, sodass sich hier Stellen für alle Ausbildungsniveaus und Fachrichtungen finden, im akademischen Bereich beispielsweise als Redenschreiber*in, Übersetzer*in, Social Media Manager*in oder in der IT.

Während die normalen Verwaltungsstellen in der Regel parteiungebunden sind, ist für die Mitarbeit in den Fraktionen sowie bei einzelnen Abgeordneten (die ja meistens einer Fraktion zugeordnet sind) die entsprechende Parteinähe bzw. Parteizugehörigkeit meist ein Muss.
Wer sich für Stellen im politischen System interessiert, findet diese in der Regel über die Homepages der jeweiligen Partei bzw. Institution oder die entsprechenden Stellenbörsen (s.u.). 

Hier finden Sie Informationen für eine Mitarbeit in den Europäischen Institutionen oder Internationalen Organisationen.
 

Portrait von Philipp Richter

Dr. Philipp Richter

Referent im Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg

Blick über den Tellerrand

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