Mit der Verleihung der letzten Zertifikate des inzwischen 8. Durchgangs endet nun das 2016 gestartete Programm, mit dem die Universität Potsdam bundesweit für Aufsehen sorgte. Als erste Hochschule in Deutschland hatte sie vor neun Jahren ein Qualifizierungsprogramm für geflüchtete Lehrkräfte initiiert, das bundesweit zum Vorbild vieler ähnlicher Initiativen wurde. Dank der finanziellen Förderung des brandenburgischen Wissenschaftsministeriums und der engen Kooperation mit dem Bildungsministerium des Landes konnte das Angebot ausgebaut und über die Jahre immer wieder neu aufgelegt werden, dann auch für migrierte Lehrkräfte und für Geflüchtete aus der Ukraine. 133 Lehrkräfte haben das Refugee Teachers Program erfolgreich abgeschlossen. Viele von ihnen arbeiten inzwischen in brandenburgischen Schulen, so wie die syrische Grundschullehrerin Entisar Karkokli in Wittenberge, die als erste Absolventin des Programms in diesen Tagen den Beamtenstatus erhielt.
Karkokli gehörte 2016 zum ersten Jahrgang, an dessen besondere Anstrengungen die Gründerin des Programms, Prof. Dr. Miriam Vock, noch einmal erinnerte. Ursprünglich hatte sie nur 15 Plätze geplant und sah sich schon wenige Tage nach der Bekanntmachung mit einer Flut von über 600 Bewerbungen konfrontiert. Die Nachfrage sei enorm, sagte Vock und betonte, dass in Deutschland jährlich 2000 internationale Lehrkräfte dem Schuldienst verloren gingen, weil passende Qualifizierungen fehlten. Andererseits freue sie sich darüber, dass es heute deutschlandweit 17 Standorte mit Programmen nach Potsdamer Vorbild gebe, die sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben. v
Dr. Britta van Kempen, Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Europa, würdigte in ihrem Grußwort, dass das Refugee Teachers Program viel zur Reputation der Universität Potsdam beigetragen habe und den deutschen Studierenden vielfältige Begegnungen im Sinne der Internationalisierung „at home“ ermöglichte. Das Programm sei von Anfang an ein „lernendes Projekt“ gewesen, betonte dessen Leiterin Dr. Anna Aleksandra Wojciechowicz und fasste die wichtigsten Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Begleitforschung zusammen. Es gebe keinen Standardweg bei der Nachqualifizierung, es brauche spezialisierte Beratungen und maßgeschneiderte Angebote für die unterschiedlichen Bedingungen der nach Deutschland kommenden Lehrkräfte. Das bestätigten auch Dr. Christian Jennerich und Christian Marx vom Zentrum für Sprachen und Schlüsselkompetenzen, die die Vielzahl an unterschiedlichen Deutschkursen im Programm entwickelten und koordinierten und dabei auch die fachsprachliche Ausbildung in den Blick nahmen. „Wir wurden immer qualifizierter und immer erfolgreicher“, so ihr Fazit. Auf seinen guten und umfangreichen Erfahrungen aufbauend ist es der Universität Potsdam ein besonderes Anliegen – in enger Abstimmung mit dem Wissenschafts- und dem Bildungsministerium –, das bisherige Angebot künftig zu einem Zertifikatsprogramm International Teachers Studies auszubauen.
Weitere Informationen zum Refugee Teachers Program: https://www.uni-potsdam.de/de/zelb/innovation-entwicklung-und-evaluation/refugee-teachers-program