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Grenzen überwinden mit digitaler Medizin – Lars Masanneck erhält den Absolventenpreis der Universitätsgesellschaft

Lars Masanneck am Rednerpult
Verabschiedung der Absolvent*innen 2024
Photo : Thomas Roese
Lars Masanneck bei der Verabschiedung der Absolvent*innen 2024
Photo : Thomas Roese
Verabschiedung der Absolvent*innen 2024

Was führt einen promovierten Arzt nach Abschluss seines Medizinstudiums eigentlich an die Digital Engineering Fakultät der Universität Potsdam? Laut Lars Masanneck war es vor allem ein Zufall. Und seine Leidenschaft für das Programmieren! Eine Leidenschaft, die ihn schon während seiner Studienzeit in Münster umtrieb, wo er gemeinsam mit Kommilitoninnen und Kommilitonen einen Verein gründete, dessen Ziel es war, Informatikstudierende und Medizinstudierende zusammenzubringen. Hier hörte er das erste Mal von einem Studiengang in Potsdam, in dem Ärzt*innen und Informatiker*innen gemeinsam studieren. „Der fachübergreifende Austausch war mir schon damals sehr wichtig. Denn gerade während meiner Forschung für die Doktorarbeit habe ich entdeckt, dass mich die gezielte Auswertung von Daten mehr fasziniert als das Pipettieren – und man dort ohne entsprechende Kenntnisse schnell an seine Grenzen stößt“, erläutert Lars Masanneck. Nach Abschluss seiner Promotion entschied er sich entgegen vieler Erwartungen gegen den geradlinigen Weg einer klassischen Mediziner-Karriere. Stattdessen nahm er voller Überzeugung „die Abzweigung“ nach Potsdam, um mit einem Master in Digital Health die spannende Verbindung von Gesundheitswesen und digitalen Technologien auszuloten. Es ist einer von fünf Master-Studiengängen, die an der vom Hasso-Plattner-Institut (HPI) und der Universität gemeinsam getragenen Digital Engineering Fakultät angeboten werden.

Spagat zwischen Klinikalltag und Forschung

Im August 2023 schloss Lars Masanneck sein Studium mit Auszeichnung ab und erhielt 2024 den Absolventenpreis. Für seine Masterarbeit untersuchte er den Nutzungstrend von Digital-Health- Technologien in klinischen Studien. In der Arbeit analysierte er daraufhin auch, welche Auswirkungen technische Fortschritte auf den Einsatz von neuen Technologien in klinischen Studien haben. „Das Schöne an Medizin ist ja, dass man verschiedene Bereiche vereinen kann: auf der einen Seite die Naturwissenschaften und die forschende Arbeit, bei der das Digitale eine immer größere Rolle spielt. Auf der anderen Seite aber auch die angewandte Arbeit mit den Menschen, bei der man mitten im Leben steht. Gleichzeitig habe ich die Zeit, als Arzt mit starkem Forschungsschwerpunkt auch Studien durchzuführen oder technisch etwas mitzuentwickeln. Diesen Spagat finde ich sehr spannend!“

Ein Spagat, der nicht immer leicht gelingt. Als Assistenzarzt in einer Klinik ist Lars Masanneck inzwischen sehr gefordert, wenn der Klinikalltag neben der ärztlichen Tätigkeit auch viel Zeit für Bürokratie, Problemlösungen aller Art und unbezahlte Überstunden verlangt. Fragt man Masanneck danach, wie er es schafft, nach einem vollen, oft schwer planbaren Tag im Feierabend noch an seinen Projekten weiterzuarbeiten, zu programmieren oder sich im Vorstand des Vereins Deutsche Gesellschaft für Digitale Medizin zu engagieren, entgegnet er nur lächelnd: „Langweilig ist mir nicht.“

Langsamer Wandel

Masanneck ist dabei eine unaufgeregte Freude am Gestalten anzumerken. Ein Vergnügen, Dinge zu verstehen und Verbindungen herzustellen, wo sie nicht erwartet werden. Und damit Grenzen zu überwinden, die in einer Zeit des Wandels schnell zu Hürden anwachsen können. Es sind diese „Grenzüberschreitenden“, die Masanneck faszinieren und während seiner Zeit an der Digital Engineering Fakultät in Potsdam oft inspiriert haben: Ob es Juristinnen und Juristen waren, die einen Designkurs absolvierten oder der Tischler und Architekt, der programmieren lernte, um die Möglichkeiten des Designbaren zu erweitern und User Experience mitzudenken: Es ist dieses Denken, das Masanneck auszeichnet und das Bestreben, den Wandel auch im Berufsfeld der Medizin mitzugestalten. Ganz im Sinne des Trends der Digitalisierung möchte er dazu beitragen, das Berufsfeld attraktiver zu machen – insbesondere mithilfe digitaler Technologien. Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen während der Pandemie, durch die sich in der Gesellschaft ungemein viel verändert hat. „Im Gesundheitssystem gehen diese Prozesse aber nur schleppend voran. Wir arbeiten in einem Feld, wo nicht jeder Homeoffice machen kann, dennoch werden digitale Prozesse und Möglichkeiten, die Arbeit attraktiver zu gestalten, häufig nicht genutzt. Es ist wichtig, den Menschen zu zeigen, wie eine digitale Lösung den Arbeitsalltag erleichtern kann, um einer Antihaltung entgegenzuwirken.“ Für Lars Masanneck ist es die Aufgabe des Gesundheitssystems und der Forschenden, solche Lösungen wissenschaftlich zu testen und zu entscheiden, was sich letztlich sinnvoll einsetzen lässt. „Ich glaube, je mehr Menschen bereit und fähig sind, andere Perspektiven einzunehmen, desto besser gelingt es, gemeinsam bestimmte Probleme zu lösen – im Großen wie im Kleinen. Und genau das habe ich in Potsdam häufig erlebt! Hierher zu gehen war die absolut richtige Entscheidung. Das Studium hat mir unglaublich viel Spaß gemacht und mir sehr viele Chancen für ein vielfältiges Berufsleben geboten, wie ich sie ohne diesen Schritt wohl nicht hätte.“

Für den Moment ist Lars Masanneck angekommen. Als Assistenzarzt in der Klinik für Neurologie in der Universitätsklinik Düsseldorf schätzt er die Arbeit in einer tollen Arbeitsgruppe und die Unterstützung durch Vorgesetzte. Einen starren Karriereplan verfolgt er jedoch bis heute nicht. Was ihn antreibt, sind vielmehr Ideen davon, wie gute Wissenschaft und Medizin auch sinnvoll in die Versorgung transferiert werden können. „Das zu verwirklichen, wäre wirklich mein Traum“, sagt Lars Masanneck so leicht, als wäre es schon fast geschafft. Er wird dranbleiben, so viel ist sicher.


Lars Masanneck studierte Medizin in Münster mit Auslandsaufenthalten in Spanien, den USA und Australien. Nach seiner Promotion kam er 2020 für einen Master in Digital Health an die Universität Potsdam. Für seine Abschlussarbeit wurde er mit dem Absolventenpreis 2024 der Universitätsgesellschaft e.V. ausgezeichnet. Aktuell ist er Assistenzarzt und Clinician Scientist in der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Düsseldorf.

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2024 „Europa“ (PDF).