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„Wassersicherheit ist eines der zentralen Anliegen für unsere Gesellschaft“ – Neues „WaterHub“ soll Forschung zu Wasserextremen vernetzen

Künstlerische Darstellung von Wasser
Prof. Thorsten Wagener, Ph.D. im Interview.
Photo : AdobeStock/Leigh Prather
Photo : Kevin Ryl
Prof. Thorsten Wagener, Ph.D. im Interview.

Zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Es beherrscht unser Leben, auch wenn wir das im Alltag gar nicht immer wahrnehmen. Aber wehe, es gibt zu viel oder zu wenig davon. Starkregen mit Überschwemmungen oder Sturzfluten können ebenso verheerende Auswirkungen haben wie langanhaltende Trockenheit. Im Zuge des Klimawandels treten Extremereignisse wie der Hitzesommer 2018 oder das Jahrhunderthochwasser im Ahrtal möglicherweise immer häufiger auf, recht sicher aber mit noch gravierenderen Folgen als in der Vergangenheit, da wir unseren Planeten dichter und weiträumiger besiedeln als je zuvor. Deshalb wollen die „Wasser-Forschenden“ der Universität Potsdam solche Extreme noch intensiver in den Blick nehmen – gemeinsam mit Institutionen aus der Region. Dabei helfen soll eine Plattform, die Forschende vernetzt und den Austausch mit Politik und Gesellschaft ermöglicht. Über die Ziele und Aufgaben dieses „WaterHub“ sprach Matthias Zimmermann mit dem Hydrologen Prof. Dr. Thorsten Wagener.

Künftig soll es in Potsdam ein „WaterHub“ geben. Wofür?

Der Hub wird Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen aus der gesamten Universität Potsdam sowie angegliederte Wissenschaftler aus führenden Institutionen zusammenbringen. Mit dem Potsdam WaterHub wollen wir eine dynamische Plattform bieten und Forschende aus allen Fakultäten und Disziplinen in ihrem Bemühen unterstützen, sich zu vernetzen, Ideen auszutauschen und innovative und interdisziplinäre Kooperationen zu entwickeln, um gemeinsam die immer komplexeren Wasserprobleme anzugehen, mit denen die Welt derzeit konfrontiert ist.

Darüber hinaus wollen wir mit der interessierten Öffentlichkeit, Medienvertretern, politischen Entscheidungsträgern und Verantwortlichen aus Wirtschaft und Industrie zu relevanten Wasserthemen in den Dialog treten und mit unserer Forschung und Innovation zu nachhaltigen Lösungen und zur Anpassung an den globalen Wandel beitragen.

Warum ist es jetzt Zeit für ein solches Zentrum?

Derzeit haben über 771 Millionen Menschen keinen Zugang zu angemessenem und sicherem Trinkwasser. Hochwasser und Dürren gefährden unsere Gesellschaft in immer größerem Maße.

Wassersicherheit heute und in Zukunft zu gewährleisten, ist eines der zentralen Anliegen für unsere Gesellschaft. Ein Treiber der Wasserunsicherheit ist eine Zunahme hydrometeorologischer Extreme im Zusammenhang mit Klima- und Landnutzungsänderungen, aber auch eine schlechte Wasserverwaltung und ein ungleicher Zugang zu Wasserdiensten machen Millionen von Haushalten unsicher.

Die heutigen Wasserherausforderungen sind ein hochkomplexes Ergebnis voneinander abhängiger politischer, technologischer und biophysikalischer Prozesse und Treiber angesichts einer ungewissen Zukunft. Solch komplexe Herausforderungen machen eine tiefergehende Vernetzung und Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen über disziplinäre Grenzen hinaus erforderlich.

Was genau soll dort geschehen?

Der WaterHub wird Wissenschaftler:innen mit wasserbezogenen Themen über den monatlichen Newsletter, regelmäßige universitäre und öffentliche Veranstaltungen und über Social-Media-Kanäle immer wieder die Gelegenheit bieten, sich miteinander auszutauschen, zu vernetzen, neue Ideen zu entwickeln, und ihre Forschung nach außen publik zu machen.

Was macht die Potsdamer Wasserforschung besonders?

Sie zeichnet sich dadurch aus, dass wir ein breites Spektrum exzellent abdecken. Wir haben Grundlagenforschung zu Prozessen, die Extremereignissen zugrunde liegen – mit Prof. Bronstert, Prof. Oswald und Prof. Korup – und wir haben Forschung, die sich damit beschäftigt, welche Auswirkungen diese Extreme auf unsere Gesellschaft haben. Hier ist vor allem Prof. Thieken zu nennen. Wir – u.a. meine eigene Arbeitsgruppe – beschäftigen uns außerdem mit den Unsicherheiten, die sich von Messungen über die Simulationsmodelle bis in die Entscheidungsfindung fortpflanzen. Damit decken wir alle Aspekte des Risikos durch Wasserextreme ab.

Darüber hinaus haben wir eine einzigartige Vernetzung in angeschlossene externe Forschungseinrichtungen der Leibniz- und Helmholtz-Stiftungen. Die Uni hat viele assoziierte Professuren und Privatdozenten, die uns in Forschung und Lehre auf eine noch breitere Basis stellen. Führende Wissenschaftler:innen wie Johan Rockström, Sabine Attinger, Bruno Merz und Kirstin Thonicke sind dadurch eng angebunden und arbeiten in vielen Projekten mit.

Wird der Hub irgendwo auch räumlich zu Hause sein?

Der Hub wird hauptsächlich ein virtuelles Zentrum sein, allerdings mit einem Büro und Personal im neuen Haus 32 auf dem Campus Golm.

Wann geht es los?

Wir hoffen, in Kürze einziehen zu können, damit wir loslegen können.

 

Mehr auf Twitter unter @UniPotsdamWater

Der Forscher

Prof. Thorsten Wagener, Ph.D. studierte Bauingenieurwesen an der Universität Siegen und der Delft University of Technology in den Niederlanden. Als Professor war er bereits an der Pennsylvania State University (USA) und der University of Bristol (Großbritannien) tätig. Seit Januar 2021 ist er Alexander von Humboldt-Professor für die Analyse hydrologischer Systeme an der Universität Potsdam.
E-Mail: thorsten.wageneruni-potsdamde


Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Wissen - Zwei 2023 „Exzellenz (PDF).