Eine, die aus ihrem Innovationsmanagement kein Betriebsgeheimnis machte und für eine Befragung sofort ihre Tür öffnete, war Alexandra- Irina Nicolae. Interessante Vorschläge in die richtigen Bahnen zu lenken, ist quasi ihr Beruf. Sie arbeitet in der Ideenschmiede, der Ideas Engineering Section der Axel Springer Gruppe. Zusammen mit Entwicklern, Designerinnen, KI-Experten und Produktmanagerinnen hebt sie Medienprojekte auf die nächsthöhere Stufe und sucht nach modernsten technologischen Lösungen, die sowohl den Geschäftsanforderungen als auch den Nutzerbedürfnissen gerecht werden. Wie das Team dabei vorgeht, zeigte sie Jennifer Haase an konkreten Beispielen und gewährte ihr so Einblick in die besondere Arbeitsweise und Innovationskultur ihrer Abteilung.
Für die Doktorandin war dies ein Vertrauensbeweis, ohne den sie ihre Studie nicht hätte durchführen können. Dass sie bei Alexandra-Irina Nicolae so viel Unterstützung fand, hatte ein wenig auch damit zu tun, dass die heutige Managerin selbst einmal an der Universität Potsdam studierte. Warum nicht sollte sie als Alumna ihrer Alma Mater etwas zurückgeben und – wie in diesem Fall – ein konkretes Forschungsprojekt voranbringen? Viel zu sehr war sie selbst an dem Thema und natürlich auch an den Ergebnissen interessiert. „Innovation braucht permanenten Austausch und den muss man pflegen“, sagt die Frau aus der Praxis, die jede Gelegenheit nutzt, Studierende als Praktikanten einzubeziehen oder mit Forschenden wie Jennifer Haase Wissen und Expertise zu teilen. Letztlich können alle nur gewinnen, ist sie sich sicher.
Alexandra-Irina Nicolae weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Während eines USA-Aufenthalts im Rahmen des Axel Springer Silicon Valley Fellowships hatte sie selbst all ihr Recherchetalent einsetzen müssen, um zu erfahren, wie aus einer Idee ein Prototyp und daraus ein Produkt wird. Positiv fand sie hingegen, dass in der amerikanischen Gesellschaft „unternehmerisches Denken schon in der Grundschule kultiviert wird“. Und so versteht sie ihre eigene Arbeit inzwischen auch als „Kulturinitiative“, die im Unternehmen eine Atmosphäre schafft, in der vielversprechende Ideen reifen können. Egal, ob sie vom Praktikanten oder aus dem Management kommen. „Das Wichtigste ist“, meint Jenifer Haase, „dass es jemanden gibt, der die Sache in die Hand nimmt und den Prozess gut steuert“, denn, so die Überzeugung der Wissenschaftlerin: „Ideen sind planbar!“ Von der Intention über das Brainstorming und den Kreativprozess bis zur Evaluierung und der Planung der nächsten Etappe seien es immer wieder dieselben Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Innovation. „Das kann man strukturieren. Woher soll sonst die Effizienz kommen?“
Ihre Beobachtungen aus der „Vogelperspektive“ hat die Forscherin ausgewertet und als Empfehlungen zur Prozessoptimierung an das Team der Ideas Engineering Section weitergegeben. „Es ist wichtig, Feedback zu bekommen“, weiß Alexandra- Irina Nicolae. „Gut, eine Expertin wie Jennifer vor Ort zu haben, die unsere Arbeit durch eine andere Brille betrachtet. Man muss sich ständig fortbilden, neugierig bleiben“, sagt die Frau aus der Praxis zur Frau aus der Wissenschaft. Kein Zweifel, dass die beiden in Verbindung bleiben.
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Transfer - 2022/2023 (PDF).