7:00 Uhr
Der Arbeitstag von Franka Bierwagen beginnt mit dem obligatorischen E-Mail-Check. Erst einmal schauen, was seit dem letzten Abend alles reingekommen ist ... „Wir treten auch für den Gesundheitsschutz oder den Datenschutz ein“, sagt sie und nennt dabei nur einen Bruchteil der Aufgaben, die sie als Vorsitzende des Gesamtpersonalrats im Blick hat. Ihr Gremium und sie geben auch Acht auf Barrierefreiheit, Gleichstellung, Unfallmeldungen, Arbeitsschutz und -sicherheit. Eine E-Mail ploppt auf: Franka Bierwagen soll am Vormittag spontan zu einer Besprechung beim Hauptpersonalrat im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg vorbeischauen. Dort bekommt sie detaillierte Informationen, die alle Hochschulen in Brandenburg betreffen.
Für Susanne Gnädig startet der Tag mit einer Anfrage der GEW-Studis. Ein studentischer Tarifvertrag soll entstehen, liest sie in der Mail. Nur den Mindestlohn für studentische Beschäftigte? Das ist den Engagierten der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu wenig. Die Personalrätin gibt es gleich an die betroffenen Beschäftigten weiter.
10:00 Uhr
Zwei Beratungsanfragen beschäftigen Susanne Gnädig heute. Sie kommen aus dem akademischen Personal und betreffen arbeitsrechtliche Fragen oder Konflikte. Worum es genau geht? Darüber verrät sie nichts. Das Schweigegebot nehmen alle Personalratsmitglieder sehr ernst. Für Fall zwei fehlt noch ein konkreter Termin. Susanne Gnädig ist digital oder analog erreichbar. „Meine Arbeit ist stark vom persönlichen Kontakt geprägt. Viele Beschäftigte wollen ihre Anfrage ungern über digitale Kanäle besprechen“, räumt die Personalrätin ein. „Sie kommen auch in der Pandemie lieber direkt vorbei.“ Oft reicht es den Betroffenen schon, über ihre Probleme am Arbeitsplatz zu sprechen. Schlechte Arbeitsbedingungen nähmen gerade die befristet Beschäftigten zu selbstverständlich hin. Das frustriert Susanne Gnädig. Wenn sie sich ärgert, hilft manchmal nur, die Laufschuhe anzuziehen und eine Runde zu joggen.
Den geplanten Fototermin für die Personalratswahl im Mai muss Franka Bierwagen opfern. Sachen „dazwischenschieben“ gehört zum Alltag. Aber der Austausch mit den brandenburgischen Kolleginnen und Kollegen beim Hauptpersonalrat ist immer wichtig. To-do für später: ein neues Datum mit dem ZIM vereinbaren. Für die Mittagspause hat sie sich zu einem Informationsgespräch mit einer potenziellen Wahlkandidatin verabredet.
13:30 Uhr
Nach dem Mittag hat Franka Bierwagen endlich Zeit für ein Meeting mit ihren studentischen Beschäftigten. Gemeinsam arbeiten sie daran, Studieninteressierte für Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. „Es ist immer ein Spagat“, meint Franka Bierwagen, „trotzdem möchte ich den ‚Fuß in beiden Bereichen haben‘.“ Im Idealfall teilt sich die Referentin die Woche auf: Von Montag bis Mittwoch arbeitet sie für den Gesamtpersonalrat, den Rest für die MINT-Studienorientierung. Oft kommt es anders. Flexibilität bleibt dabei das Zauberwort.
Susanne Gnädig geht es genauso: Am Nachmittag wertet sie eine Umfrage zur Arbeitsbelastung aus. Genügt die vereinbarte Arbeitszeit, um die Aufgaben in Forschung und Lehre gut zu bewältigen? „In der Vertrauensarbeitszeit entsteht viel vertrauliche Mehrarbeit.“ Das darf nicht sein. Konkrete Forderungen müssen her, wie die Uni zukünftig mit den wachsenden Lehrverpflichtungen umgehen soll. Gleichzeitig bekommt sie von einer ihrer Studentinnen aus der Fachdidaktik Englisch einen Unterrichtsentwurf. In zwei Stunden möchte sie ihr dazu eine Auswertung geben.
16:00 Uhr
Susanne Gnädig und Franka Bierwagen treffen sich bei einem Gewerkschaftstermin zu den anstehenden Personalratswahlen wieder. Gleich zwei Sitzungen finden hintereinander statt. Netzwerken muss sein
19:00 Uhr
Die letzten Mails vor dem Feierabend beantworten beide im Homeoffice. Susanne Gnädig gibt ihrer Lehramtsstudentin letzte Hinweise für ihr Konzept am Telefon. Und dann heißt es: Laptop aus und Familienleben an! Mit den Kindern Hausaufgaben machen oder mit dem Hund eine Gassirunde gehen. Denn bei allem Engagement sollten auch Personalrätinnen ihre geregelten Arbeitszeiten einhalten
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2022 „Diversity“ (PDF).