„Dem Sport beruflich weiter verbunden sein zu können, ist natürlich klasse“, sagt Ronald Verch. Über zwei Jahrzehnte konnte der disziplinierte und ehrgeizige Kanurennsportler im Canadier Erfolge feiern: 2010 wurde er Weltmeister über 5000 Meter. Hinzu kamen eine WM-Silber- und zwei Bronzemedaillen. Er siegte zweimal bei Europameisterschaften, holte einmal EM-Silber und zweimal Bronze.
Sein größtes sportliches Vorbild war stets Canadierfahrer Andreas Dittmer, dreimaliger Olympiasieger und achtmaliger Weltmeister. „Seine Art zu trainieren und seine Rennen zu gestalten, hat mich immer sehr beeindruckt“, sagt Ronald Verch, dem Erfolg wichtig ist, „um Zufriedenheit für die geleistete Arbeit zu erlangen“. Er weiß allerdings auch, dass Misserfolge auf dem langen Weg zum Erfolg dazugehören. „Für mich sind sie immer Ansporn gewesen, das eigene Handeln zu reflektieren, um es beim nächsten Mal besser zu machen“, sagt er und nennt ein Beispiel: Schon 2006 hatte er parallel zum Sport ein Bachelor-Studium im Fach Chemie begonnen, nach knapp acht Wochen aber wieder abgebrochen. Im Jahr darauf startete er noch einmal neu. Diesmal in den Ernährungswissenschaften. Die bessere Wahl, wie sich herausstellte. Nach erfolgreichem Bachelorabschluss wechselte er in das Master/PhD-Programm Clinical Exercise Science, wo er sich mit körperlicher Bewegung in Prävention und Rehabilitation, aber auch im Gesundheits-, Breiten- und Spitzensport befasste.
Wie bei den meisten aktiven Leistungssportlern zog sich das Studium auch bei Ronald Verch in die Länge. Dann aber, nach Beendigung der sportlichen Karriere, war auch der Master geschafft. Aktuell steht die Doktorarbeit auf dem Plan. „Beruflich wollte ich immer, wie mein Vater, eine Promotion schaffen. Da bin ich auf einem guten Weg.“ Verch erforscht, ob elektrische Muskelstimulation in der Lage ist, eine eigentlich unterschwellige körperliche Aktivität wie das Gehen zu intensivieren, um für Typ2-Diabetiker, die trotz Empfehlung meist kein reguläres Ausdauertraining machen können, einen positiven Effekt zu erzielen. „Noch ist dafür ein bisschen was zu tun“, sagt er, keinen Zweifel daran lassend, dass er auch diese Hürde nehmen wird.
Will dem Spitzensport fördern
Als jemand, der eine duale Karriere durchlebt und durchlaufen hat, liegt ihm die Förderung des Spitzensports sehr am Herzen. Perspektivisch soll er sich darum kümmern, Bundeskaderathleten an der Universität Potsdam eine gute Vereinbarkeit von Training, Wettkampf und Studium zu ermöglichen. Auch der studentische Wettkampfsport gehört zu seinen Aufgaben. Für ihn ein noch eher unbekanntes Terrain, das aber viel Potenzial habe: „Diese Herausforderung und die Möglichkeit, sich hier persönlich weiterzuentwickeln, macht es für mich spannend.“
Aktuell aber durchkreuzt Corona so manche Pläne. Die Pandemie ist für den Hochschulsport mehr als eine Herausforderung. Im vergangenen Sommer hatte sich der Fokus klar auf Outdoor-Aktivitäten verschoben. Sogar Zumba, Pilates und Salsakurse wurden im Freien durchgeführt, um der Enge der Sporträume zu entfliehen. „Corona hat dafür gesorgt, dass die Leute noch lieber aufs Wasser wollten als sonst schon“, sagt Ronald Verch. Der Hochschulsport reagierte schnell und organisierte mehr Kurse – vor allem im Stand-UP-Paddling, Kanu und Windsurfen. „Beim Windsurfing kommt sich keiner zu nahe, da hat die Nachfrage unsere Kapazitäten um das Sechsfache überschritten. Überraschend gefragt war auch Kanu-Polo. Nur Drachenboot ging schlecht, sicherlich auch, weil hier viel zu viele Menschen in einem Boot sitzen“, so Verch, der im Wassersportzentrum genau überlegen musste, wie die Abstands- und Hygieneregeln umgesetzt werden konnten. Bislang ist er mit dem Ergebnis zufrieden: „Es war toll, wie verantwortungsvoll und sensibel alle Beteiligten mit der Situation umgegangen sind. Vermutlich waren sie froh, endlich wieder Sport treiben zu können, und wollten dies nicht aufs Spiel setzen.“
Einiges allerdings ließ sich nicht retten. Die Paddeltour fiel wortwörtlich ins Wasser. Abgesagt wurde auch das alljährliche Klitschnass-Festival im Waldbad Templin. Ein großes Wassersportvergnügen, nicht nur für die Uni, sondern auch für die Potsdamer Bevölkerung. Doch aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Und so hofft Ronald Verch auf den nächsten Sommer.
Klitschnass-Festival
Tauziehen im Drachenboot, Polo mit dem Kanu und Gladiatorenkämpfe in Badehosen – all das ist möglich beim Klitschnass-Festival, zu dem das Zentrum für Hochschulsport an der Universität Potsdam alljährlich im Sommer in das Waldbad am Templiner See einlädt. Ein Strandevent mit ungewöhnlichen Sportspielen im, am und auf dem Wasser. Dazu gibt es Schnupperworkshops von Acro Yoga bis Zumba, viel Live-Musik und eine Beach Party, auf der bis in den späten Abend getanzt und gefeiert werden darf.
www.uni-potsdam.de/de/hochschulsport/veranstaltungen/klitschnass-festival
Wassersportzentrum Hermannswerder
Das Wassersportzentrum der Universität Potsdam liegt vis-à-vis der Halbinsel Hermannswerder am nördlichen Ufer des Templiner Sees. Für das umfangreiche Kursangebot stehen dort Ruderboote, Kajaks, Kanus, zwei Drachenbote, einige Windsurfsegel sowie eine kleine Flotte neuer Segelboote zur Verfügung, die nicht nur für Einsteiger, sondern auch für Fortgeschrittene geeignet sind.
www.uni-potsdam.de/de/hochschulsport/sportprogramm/wassersportzentrum-hermannswerder
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Transfer 2020/21 (PDF).