Lehrerinnen und Lehrer auszubilden, die nicht nur Fächer, sondern Kinder und Jugendliche unterrichten, war eine der Visionen, die Wolfgang Edelstein in den Gründungssenat der Universität Potsdam einbrachte. Der renommierte Erziehungswissenschaftler und langjährige Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung war nach Potsdam gekommen, um sich hier für ein neues Modell der Lehrerbildung zu engagieren. „Sein Verständnis von der Profession reichte über das didaktisch kluge Vermitteln von Wissen hinaus. Vielmehr ging es ihm darum, Bildungsprozesse anzuleiten, die Persönlichkeitsentwicklung aller Schülerinnen und Schüler zu fördern und auch die sozialen Bedingungen des Lernens zu berücksichtigen“, sagt der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther.
Frühzeitig sollten die Studierenden Erfahrungen mit der Schulpraxis sammeln und sich zugleich in Forschungsprojekte und berufswissenschaftliche Diskurse einbringen. So standen neben dem Fachstudium von Beginn an Studien der Pädagogik, Psychologie, Erziehungs- und Sozialwissenschaften, die die Didaktik durchdringen sollten. Das Modell berücksichtigte auch die positiven Aspekte der Lehrerbildung der DDR, die ab dem ersten Semester auf den Beruf vorbereitete und permanent Theorie und Praxis verband. Schon damals, Anfang der 1990er Jahre, war es Edelstein und der Senatskommission wichtig, dass die Lehrerbildung als eine fakultätsübergreifende Querschnittsaufgabe verstanden wird. Das Modell galt deutschlandweit als ein fortschrittlicher und weitblickender Entwurf. An der Universität Potsdam wurde es zum Erfolgsmodell für die Lehrerbildung, auf dem alle späteren Anstrengungen aufbauen konnten bis hin zur Gründung des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung. „Dass sich die Universität an der bundesweiten Qualitätsoffensive Lehrerbildung mit dem ‚Potsdamer Modell: Professionalisierung, Schulpraktische Studien und Inklusion‘ beteiligt, dürfte Wolfgang Edelstein in seinem Engagement bestätigt haben“, so der Vizepräsident für Lehre und Studium, Andreas Musil.
„Seine Empfehlungen waren forschungsbasiert“, hebt der Entwicklungspsychologe Bernd Schellhas hervor. „Wolfgang Edelstein hat eine einzigartige Längsschnittstudie zur Entwicklung von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter geleitet, die uns tiefe Einblicke in die sozialen und psychologischen Bedingungen schulischen Erfolgs gegeben haben“, so Schellhas.
Nach seiner Emeritierung engagierte sich Wolfgang Edelstein besonders für die demokratische Schulentwicklung, so etwa als Gründer und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik. Zudem beschäftigte er sich mit der Prävention von Rechtsextremismus und Gewalt und setzte sich für mehr Demokratie an Schulen ein. „Die Bildungswissenschaft hat Wolfgang Edelstein als exzellentem Forscher, innovativem Praktiker und glühendem Visionär der Demokratiebildung sehr viel zu verdanken“, sagt der Potsdamer Erziehungswissenschaftler Wilfried Schubarth.
Für sein Werk und außerordentliches Engagement wurde Wolfgang Edelstein unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, dem „Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreis für Demokratie lernen und erfahren“ sowie dem Theodor-Heuss-Preis ausgezeichnet.