Das Konzept wurde mit externer Beratung und mit Hilfe von Fördermitteln aus der nationalen Klimaschutzinitiative des Bundes erstellt. Rund 80 konkrete Vorschläge kamen von Studierenden und Beschäftigten, die zuvor geholfen hatten, Einsparpotenziale von Treibhausgasen zu identifizieren: „Das Know-how so vieler Universitätsmitglieder und der überaus hilfreiche Wissensaustausch in gemeinsamen Workshops haben maßgeblich zur hohen Qualität der Analysen und der nun vorgeschlagenen Maßnahmen beigetragen“, so Kanzler Karsten Gerlof.
Die Universität Potsdam will in den kommenden Jahren ihre CO2-Emissionen deutlich redu-zieren und spätestens bis 2050 klimaneutral sein. Die Maßnah-men dafür wurden Anfang des Jahres in einem gemeinsam mit vielen Mitgliedern der Universität entwickelten Klimaschutzkonzept vorgestellt. Das vom Senat einstimmig verabschiedete Programm sieht die wichtigsten Handlungsfelder bei Liegen-schaften, Energieeffizienz und Erneuerbaren Ener-gien, universitärer Lehre, Green IT, Ernährung, Mobilität sowie Beschaffung und Entsorgung. Das Konzept wurde mit externer Beratung und mit Hilfe von Fördermitteln aus der nationalen Kli-maschutzinitiative des Bundes erstellt. Rund 80 konkrete Vorschläge kamen von Studierenden und Beschäftigten, die zuvor geholfen hatten, Einspar-potenziale von Treibhausgasen zu identifizieren: „Das Know-how so vieler Universitätsmitglieder und der überaus hilfreiche Wissensaustausch in gemeinsamen Workshops haben maßgeblich zur hohen Qualität der Analysen und der nun vorge-schlagenen Maßnahmen beigetragen“, sagt Kanz-ler Karsten Gerlof.
Für Klimaschutz sensibilisieren
In der Analyse zeigte sich, dass die CO2-Emissionen der Universität im Wesentlichen im Verkehrssektor und bei den Liegenschaften verursacht werden. 2018 wurden insgesamt 23.816 Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Wegen der Umstellung auf Ökostrom waren dies bereits über 20 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als noch fünf Jahre zuvor. Langfristig sollen weitere 51 Prozent eingespart werden. Viele der dafür entwickelten Maßnahmen kann die Universität allein durchführen, andere erfordern gemeinsames Handeln mit Partnern wie dem Studentenwerk, dem Landesbetrieb für Bauen und Liegenschaften oder den Anbietern des Öffentlichen Personennahverkehrs. „Um sicherzustellen, dass die Umsetzung des Konzeptes auch tatsächlich gelingt, wollen wir in den kommenden Monaten innerhalb und außerhalb der Universität verstärkt für Fragen des Klimaschutzes sensibilisieren und motivieren, sich aktiv zu beteiligen“, so Karsten Gerlof.
Vorlesungen zu Nachhaltigkeit und Klimawandel
Ein Weg dorthin führt über die Lehre. Das Klimaschutzkonzept sieht vor, alle relevanten Lehrangebote der Universität zu sammeln, die Studierenden kompakt zu informieren und die Lehrenden zu vernetzen. Interdisziplinäre Ringvorlesungen, etwa zu den UN-Nachhaltigkeitszielen oder zum Klimawandel, sollen die Themen noch stärker in der universitätsinternen Diskussion verankern und aus unterschiedlicher Perspektive aktuelle Forschungsergebnisse präsentieren. Dabei wird mit vielen Professuren der Universität und mit bestehenden Initiativen zusammengearbeitet.
Solarstrom und Geothermie
Die Universität bezieht seit 2014 Ökostrom und deckt bei Neubauten Teile des Wärme- oder Kältebedarfes aus erneuerbaren Energien. So verfügen die neuen Drittmittelgebäude in Golm und Griebnitzsee über Photovoltaik bzw. Geothermieanlagen. Schon bei früheren Renovierungen wurde die Chance genutzt, Photovoltaik zu installieren, etwa am Haus 14 und an der Sporthalle in Golm. Zudem speist die Anlage der studentischen Initiative UniSolar Potsdam e.V. am Golmer Haus 6 Solarstrom ins öffentliche Netz ein. Mit finanziellen Anreizen fördert die Universität auch das Sparen von Heizenergie. Diese Beträge sollen wiederum für eine bessere technische Ausrüstung oder die fachliche Weiterbildung der Beschäftigten eingesetzt werden. Hinweise zum Energiesparen gibt das Hochschulgebäudemanagement, zum Beispiel für den Austausch von Leuchtmitteln, Thermostaten oder Kühlgeräten.
Ressourcen sparen
Nicht immer aber muss ein älteres, noch funktionierendes Gerät durch ein neues ersetzt werden. Generell sollen Ressourcen gespart werden, Recyclingprodukte genutzt und bestimmte Stoffe wiederverwendet werden. In den Büros gilt es, komplett auf Recyclingpapier umzustellen. Über die Standardeinstellung bei Druckern auf doppelseitigen Ausdruck lassen sich große Mengen an Papier sparen. Außerdem können papierintensive Prozesse, wie etwa bei Klausuren oder in der internen Kommunikation, zunehmend digitalisiert werden.
Nachhaltig mobil sein
Die Möglichkeiten der IT und der Videotechnik der Uni sollen künftig viel stärker als bisher für kleine Konferenzen und Besprechungen genutzt werden, auch um Dienstfahrten zu reduzieren. Bei Reisen im In- und Ausland wird angeregt, Kurz- und Mittelstreckenflüge durch Bahnfahrten zu ersetzen. Ein universitätsinterner Klimafonds, der aus Abgaben für Flugreisen gespeist wird, soll Mittel für klimafreundliche Projekte zur Verfügung stellen. Auf dem Weg zu mehr nachhaltiger Mobilität will die Universität mit ihren städtischen Partnern die Infrastruktur für das Fahrradfahren und die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr weiter verbessern. Konkrete Maßnahmen sind die Optimierung des Bus- und Bahnfahrplans, ein Mobilitätskonzept, die Anschaffung von Dienstfahrrädern für Beschäftigte und ein vergünstigtes Firmenticket im Verkehrsverbund VBB.
Müll vermeiden
Nicht zuletzt widmet sich das Klimaschutzkonzept dem Thema Müll, der mit umgerechnet 486 Tonnen CO2 ins Gewicht fällt, etwa 2,8 Prozent der CO2-Bilanz der Universität. Über die zentrale Beschaffung von Inventar, IT-Geräten und Verbrauchsmaterialien aber auch durch Aufklärung und bewusstes Verhalten soll Müll reduziert werden. Papier-, Bio-, Kunststoff-, Glas und Restmüll gilt es konsequent zu trennen. Als Pilotprojekt werden in den Fluren mehrerer Gebäude Getrennt-Sammler aufgestellt. Für große Mengen gibt es bereits an allen Unistandorten spezielle Container. Sondermüll kann wöchentlich am zentralen Chemikalienlager abgegeben werden. Für Mobiliar, Tonerkartuschen und Druckmodule existiert eine interne Wertstoffbörse.
Um alle Maßnahmen koordinieren zu können, wurden erneut Fördermittel für ein sogenanntes Klimaschutzmanagement beantragt. „Aber auch in der nun folgenden Umsetzung des Konzeptes bleibt es dabei: Nur wenn eine große Zahl an Unimitgliedern mitwirkt, wird ein merklicher Effekt zu erzielen sein“, sagt Kanzler Karsten Gerlof und setzt auf das Engagement von Beschäftigten und Studierenden.
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2020 „Bioökonomie“.