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Profi mit Profil – Marvin Dogue ist Profisportler und studiert BWL an der Uni Potsdam

Marvin Dogue. | Foto: Kevin Ryl
Photo : Kevin Ryl
Marvin Dogue
Als moderner Fünfkämpfer liebt er die Abwechslung. Der Sport ist das wichtigste für Marvin Dogue – ihm ordnet er Studium und Freizeit unter. Anders könnte der 24-Jährige wohl auch nicht so erfolgreich sein. 2017 war er bereits Deutscher Meister, dieses Jahr will er es in die Auswahl für die Olympischen Spiele in Tokio schaffen. In der Weltrangliste ist er derzeit der bestplatzierte Deutsche. Um sich optimal auf die Olympia-Qualifikation vorzubereiten, hat Dogue, der an der Universität Potsdam Betriebswirtschaftslehre studiert, entschieden, ein Freisemester zu nehmen. „Man muss Prioritäten setzen. Für mich steht der Sport an erster Stelle. Im Sport bin ich zeitlich begrenzt, ich kann ihn nicht ewig machen. Das Studium darf sich daher auch etwas ziehen“, sagt er.

Dogue betreibt Modernen Fünfkampf – eine anspruchsvolle Sportart, die sich aus den Disziplinen Fechten, Schwimmen, Reiten und Laser-Run, also Laufen und Schießen, zusammensetzt. Angefangen hat er mit neun Jahren. Damals war der bayrische Verband der modernen Fünfkämpfer auf Nachwuchssuche an Schulen unterwegs und scoutete Kinder, die gut laufen und schwimmen konnten. Marvins älterer Bruder Patrick fiel auf und die Mutter entschied, dass der Sport bestimmt beiden energiegeladenen Söhnen gut tun würde. Sie sollte richtig liegen, denn beide sind bis heute dabei. Patrick Dogue ist bereits für Olympia qualifiziert, Marvin möchte unbedingt nachziehen. Auf die Frage, ob die ganze Familie Dogue sehr sportlich sei, schüttelt Marvin lachend den Kopf: „Mein Großvater ist pfälzischer Weinliebhaber. Sportlich ist der gar nicht.“ Auch Dogues Mutter musste in den Sport erst hineinwachsen, wurde in den Anfangsjahren zur Trainerin ihrer Söhne, ohne selbst jemals modernen Fünfkampf betrieben zu haben. Zugleich sei sie keineswegs verbissen gewesen, stand auch hinter ihm, als er überlegte, den Sport nicht mehr zu betreiben. 

Wann aus dem Hobby eines Kindes Leistungssport wurde, kann Marvin Dogue nicht genau sagen. „Das war ein fließender Übergang. Ich habe in der 10. Klasse auch mal darüber nachgedacht, den Sport an den Nagel zu hängen. Aber es war mir dann doch zu langweilig, einfach nur Abi zu machen, dann zu studieren und arbeiten zu gehen“, so der BWL-Student. „Der Sport ermöglicht mir auch Reisen und viele neue Eindrücke, die ich ohne ihn nicht hätte. Dann nach dem Abi stand die Entscheidung an. Ich bin Sportsoldat geworden und dann ist man eigentlich Profisportler.“ Für ihn persönlich ist sein wichtigster Erfolg bisher eine Bronzemedaille beim 4. Weltcup 2019. „Da ist der Knoten geplatzt. Vorher hab ich international in der Staffel Erfolge errungen, also gemeinsam mit einem Teamkollegen, aber ab da wusste ich, dass ich es auch alleine schaffen kann. Es war ein Katalysator dafür, was jetzt passiert.“ 

Zu den schönsten Erfahrungen, die ihm der Sport ermöglicht, zählt Marvin Dogue das Kennenlernen verschiedenster Kulturen. So erzählt er begeistert von seinen Rivalen – Koreanern, die ihr Essen immer selbst zubereiten, weil das gesünder ist, und Mexikanern, die bei jeder Temperatur ohne T-Shirt unterwegs sind. Nicht nur deshalb liebt er seinen Sport. „Ein Läufer hat irgendwann seine Bestzeit erreicht. Ich kann mich, weil ich nicht so gut bin, wie jemand der einer Einzeldisziplin nachgeht, immer verbessern. Das und die Abwechslung der Disziplinen machen den Sport für mich aus.“ 

Dogue ist als Jugendlicher nach Potsdam gekommen. Unzufrieden mit der Schule in Erding, wo er aufgewachsen ist, entschied er gemeinsam mit seiner Familie, an eine Sportschule zu wechseln. Auch München stand zur Debatte, wo er ausschließlich Schwimmer gewesen wäre, aber letztlich wurde es das Sportinternat in Potsdam, das einen Schwerpunkt auf den Modernen Fünfkampf legt. Und er blieb auch nach dem Schulabschluss, studiert mittlerweile Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. An der Uni fühlt er sich sehr wohl. Das liegt auch an den Mitstudenten, die ihn unterstützen. „Das ist anders als zum Beispiel in Berlin, wo Freunde von mir nach drei Semestern noch niemanden an der Uni kannten. Ich kann meine Kommilitonen fragen, wenn ich wegen eines Wettkampfs mal eine Vorlesung verpasse.“ Nachdem sein Studienfach anfangs eher pragmatisch gewählt war, hat er inzwischen nach einem Mentoring eine Idee davon, was er beruflich machen möchte. Social Business, wie es der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus entwickelt hat, findet er spannend. „In diese Richtung soll es erstmal gehen und dann gucke ich, was noch kommt“, sagt er. 

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2020 „Bioökonomie“ (PDF).