Wir fahren im Faltenüberschiebungsgürtel des Neuquén-Beckens weiter Richtung Süden. Wir finden eine markante Gipslage innerhalb der „Huitrin“-Formation der Oberen Kreide. Die Gipslage ist Zeuge einer sehr isolierten Phase in der Geschichte des Beckens, in der es keine Verbindung zum Pazifischen Ozean gab. Das Becken trocknete komplett aus und hinterließ sogenannte Evaporite – Ausfällprodukte in Form von Gips.
Die Umrundung des „Cerro Rayoso“ offenbart den Blick auf eine spektakuläre Faltenstruktur, die von den jüngeren, undeformierten, rötlichen Sedimenten der „Neuquén-Gruppe“ überlagert ist. Geologen sprechen in diesem Fall von einer sogenannten Winkeldiskordanz. Diese ist ein wichtiges Merkmal, um Deformationsphasen in einen genaueren Zeitrahmen der Erdgeschichte einzuordnen. So können wir dadurch sagen, dass die früheste Phase der Andendeformation in der Oberen Kreide stattgefunden haben muss.
Wir erreichen den Neuquén-Fluss, den wir mit einer primitiven, von Hand getriebenen Fähre überqueren. Dies ist unsere letzte „sichere“ Möglichkeit, den Fluss auf diese Art und Weise zu passieren.
Am Nachmittag finden wir Aufschlüsse der „Agrio“-Formation – dem unteren Teil der Oberen Kreideabfolge im Neuquén-Becken. Fossilien springen uns sprichwörtlich ins Auge. Wir finden komplette Muscheln und Austern und Fragmente von Ammoniten, Korallen und vielen weiteren Schalentieren aus dieser Zeit der Erdgeschichte.
In Zapala biegen wir in Richtung Osten ab. Der Deformationsstil ändert sind, wird milder, offener und weiter. Langwellige Kuppen und Senken entlang der Straße zeigen, dass wir den Faltenüberschiebungsgürtel hinter uns gelassen haben und uns nun auf der Plattform des Beckens befinden. Schließlich erreichen wir Cultral Có, wo wir die nächsten zwei Tage übernachten werden.
Hintergrundinformationen zur Reise der Potsdamer Geowissenschaftler gibt es hier.
Text: Henry Wichura
Online gestellt: Matthias Zimmermann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde
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