Der Balanceakt zwischen Leistungssport und Studium gehört zu ihrem Alltag. Insofern war der symbolische Parkour auf dem roten Teppich am Eingang der Oberen Mensa für die Anwesenden eine leichte Übung. Sie hatten die Fliehkräfte der zeitlichen Anforderungen, die den Weg säumten – einerseits durch Trainingsprogramme und Wettkämpfe, andererseits durch Seminare und Prüfungen – gut im Griff…
Zum zweiten Mal fand am 21. Februar der Sportlerempfang der Universität Potsdam statt. Rund 60 Gästen waren gekommen. „Wir wollen die sportlichen und die akademischen Erfolge der Studierenden würdigen“, sagte der Präsident der Universität, Prof. Oliver Günther, Ph.D. „Dieser Empfang bietet dafür den passenden Rahmen und soll eine schöne Tradition begründen“, so Günther in seiner Rede. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs versprach in seiner Grußbotschaft, „von jetzt an immer dabei zu sein“. Für die Landeshauptstadt sei es wichtig, die Verbindungen zwischen Spitzensport und Universität zu stärken, damit die studierenden Athletinnen und Athleten ihre duale Karriere erfolgreich umsetzen können.
Die Bilanz der Sportlerinnen und Sportler, die an der größten Hochschule des Landes Brandenburg studieren, kann sich sehen lassen: Zwei Olympiamedaillen sowie achtmal Gold, neunmal Silber und siebenmal Bronze bei den Europäischen und Deutschen Hochschulmeisterschaften – so lesen sich die Erfolge im vergangenen Jahr. 27 Spitzensportler sind derzeit an der Universität Potsdam eingeschrieben. Drei von ihnen gehörten 2016 zur Deutschen Olympiamannschaft in Rio: Ronald Rauhe gewann im Kanu eine Bronzemedaille, Maike Naomi Schnittger holte im paralympischen Schwimmen Silber und Ralf Buchheim ging im Sportschießen an den Start. Auf dem Sportlerempfang auf dem Sportlerempfang ließen die drei Olympiateilnehmer die durchlebten Höhen und Tiefen in Rio noch einmal Revue passieren. Schwimmerin Maike Naomi Schnittger hob die besondere Gemeinschaft der Weltklasse-Athleten im Olympischen Dorf als prägende Erfahrung hervor. Ronald Rauhe nahm die Gäste gedanklich mit auf die Wettkampfstrecke über 200 Meter, die er in seinem 1er Kajak zu bewältigen hatte. Als er den unmittelbaren Moment nach dem Rennen schilderte, auf dem vierten Platz eine Medaille knapp verpasst zu haben, wurden seine Augen wieder feucht. Die Stimme stockte. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass er um Haaresbreite doch die Bronzemedaille geschafft hatte. „Ein Auf und Ab der Gefühle“, so Rauhe.
Nach einem solchen sportlichen Großereignis ist die Rückkehr in den Studierendenalltag immer wieder eine Umgewöhnung, da sind sich die drei Athleten einig. Psychologiestudentin Maike Naomi Schnittger bereitet sich derzeit auf die nächste Prüfung vor, Ronald Rauhe will in absehbarer Zeit seine Bachelor-Arbeit im Sportmanagement abschließen und der Sportschütze Ralf Buchheim hat sein VWL-Studium nun wieder fest im Blick.
Die Gäste des Empfangs am Neuen Palais verfolgten gebannt die emotional vermittelten Olympia-Eindrücke und wie die Sportler ihre duale Karriere umsetzen. „Das sind hervorragende Botschafter, die den Namen unserer Universität in die Welt tragen“, so der Universitätspräsident Oliver Günther. Ihm bleibt es daher ein förderwürdiges Anliegen, die beiden Laufbahnen – im Spitzensport und an der Universität – zu ermöglichen. Dazu gehören manchmal auch unerwartete Fliehkräfte, die das Gleichgewicht zwischen Sport und Studium durcheinander bringen. So sind die beiden Kanuten Ronald Rauhe und Ronald Verch jüngst Vater geworden und meistern auch in dieser Rolle ihren Balanceakt.
Die Universität Potsdam versucht, den Athletinnen und Athleten beste Bedingungen zu schaffen. Sie widmet sowohl dem Spitzensport als auch dem Freizeitsport große Aufmerksamkeit. Gegenwärtig trainieren 8.500 Studierende pro Semester im Hochschulsport der Universität. Aus ihren Reihen wurden im vergangenen Wettkampfjahr 133 Athletinnen und Athleten zu Deutschen und Europäischen Hochschulmeisterschaften delegiert. „Bei 20 000 Studierenden können das gern noch mehr werden“, sagte die Leiterin des Zentrums für Hochschulsport, Dr. Petra Bischoff-Krenzien. Voraussetzung dafür aber sei eine gute Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport. Hierfür sollen künftig die Mentoren an der Universität, die Studierendensekretariate, die Laufbahnberater des Olympiastützpunktes Potsdam und die Trainer noch enger zusammenwirken.
Text: Silke Engel
Online gestellt: Agnetha Lang
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