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Mitten im Leben

Prof. Dr. Michael Kühn dringt zum Grundwasser vor

Foto: Karla Fritze
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Foto: Karla Fritze

Nah an der Praxis zu sein, ist für Michael Kühn eine sehr wichtige Motivation, Forschung zu betreiben. Deshalb ist er auch froh, sich mit Erfolg um die gemeinsame Professur für Hydrogeologie an Uni Potsdam und dem Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ), beworben zu haben.

In seiner Forschungsarbeit beschäftigt er sich mit dem Wasser in der Erdkruste. Dabei geht es um das Grundwasser, dem am weitesten verbreiteten und genutzten Rohstoff der Welt, und alle Faktoren, die es beeinflussen. Besondere Herausforderungen für die Forschung ergeben sich aus der Frage, welchen Einfluss die Nutzung von in größeren Tiefen lagernden Georessourcen - wie CO2-Speicherung, Geothermie, Gaslagerstätten oder Energiespeicherung - auf das Trinkwasser in flacheren Bereichen hat. Michael Kühn und sein Team richten bei ihrer Arbeit "den Fokus auf die dynamischen Wechselwirkungen zwischen flachen und tiefen Grundwassersystemen und ihre quantitative Beschreibung". Sie nutzen dazu computergestützte Prozesssimulationen. Es geht um das Verständnis des Stoffhaushaltes und des -austausches der Grundwassersysteme, aber auch um die Quantifizierung der darin verfügbaren Ressourcen. Der studierte Chemiker hat seinen Schwerpunkt bewusst abseits der klassischen Trinkwasserhydrogeologie gesetzt. "In den letzten Jahren hat sich die Frage herauskristallisiert, welche Folgen die verstärkte Nutzung des tieferen Untergrundes hat." So ist zu entscheiden, ob beispielsweise die schwer zugänglichen Gase mit der umstrittenen Frackingtechnologie aus dem Gestein geholt werden sollen oder nicht, und welche Folgen das hat. Michael Kühn hat es sich zum Ziel gesetzt, die bislang getrennten Welten von Trinkwasserhydrogeologie im Oberflächenbereich mit dem in die Tiefe "gehenden" Reservoirengineering zu verbinden. Auf diese Weise erst wird es möglich, für jedes Projekt Potenziale und Risiken abschätzen zu können.

Im Land Brandenburg, mit einer großen Breite erneuerbarer Energien einerseits und Braunkohlevorkommen andererseits, besitzt diese Problematik besondere Bedeutung und Brisanz. Michael Kühn möchte helfen, in Kooperation mit Praxispartnern, anwendbare Lösungen zu finden. Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel und unersetzbar. Vor dem Hintergrund, dass Grundwasser in vielen Teilen der Welt für die Menschen den einzigen Zugang zu Trinkwasservorkommen bildet, will der Wissenschaftler mit seinem Team einen Beitrag dazu leisten, die Lebensgrundlagen des Menschen zu erhalten und zu verbessern. Sehr wichtig ist ihnen, daran mitzuwirken, "Antworten auf die Fragen der Zukunft im Spannungsfeld von Mensch, Energie, Erde und Umwelt zu finden".

Bevor Michael Kühn an das GFZ kam, hat er unter anderem in Australien gearbeitet. Dort suchte er mit dem "Computer nach Gold". Mithilfe von Computerprogrammen erkundete der Wissenschaftler "rückwirkend" die Entstehung von Erzlagerstätten. Seit 2007 arbeitet der Forscher in Potsdam, zunächst am GFZ als leitender wissenschaftlicher Angestellter in der Sektion Umwelt-Geotechnik und bis 2012 als Leiter des Zentrums für CO2-Speicherung. Hier forschte er zum Verständnis der geologischen Speicherung von Kohlenstoffdioxid und untersuchte die im Untergrund ablaufenden Prozesse der CO2-Injektion und -Ausbreitung.

Michael Kühn gehört zu jenen gemeinsam berufenen Professoren, die sowohl an der kooperierenden Einrichtung als auch an der Universität Potsdam "dazugehören und sich integrieren möchten". Neben seiner Forschung begeistert sich Michael Kühn für die Lehre. Schon als Doktorand nutzte er die Chance, Studierende zu betreuen. "Damals habe ich festgestellt, dass mir die Arbeit mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs großen Spaß macht." Und das ist bis heute so. Wissen und Erfahrungen zu vermitteln, zu motivieren, betrachtet er als Herausforderung und Vergnügen zugleich. Und außerdem: "Keiner lernt aus einer Vorlesung so viel wie der Vortragende."

PERLEN DER WISSENSCHAFT

Jede einzelne hat ihr unverwechselbares Profil, gemeinsam wollen sie ihr Potenzial besser ausschöpfen: 18 führende Wissenschaftseinrichtungen Brandenburgs haben sich 2009 auf Initiative der Universität Potsdam zum "pearls • Potsdam Research Network" zusammengeschlossen. Im Netzwerk wollen sie Synergien nutzen, um die Forschung und Ausbildung enger zu verzahnen, gemeinsam noch erfolgreicher Drittmittel-Projekte einzuwerben und innovative, zukunftsweisende Forschungsbereiche zu entwickeln. www.pearlsofscience.de 

Text: Barbara Eckardt, Online gestellt: Julia Schwaibold