ERASMUS-Partnerschaften, Forschungskooperationen, Austausch von Dozenten – die Uni Potsdam ist mit vielen Universitäten und Hochschulen weltweit verbunden. Mal durchgängig und intensiv, mal lose und eher sporadisch. Das soll sich ändern, zumindest teilweise. „Auch wenn wir die Vielfalt der internationalen Beziehungen, gerade beim Studierendenaustausch, weiter pflegen wollen“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Demske, Vizepräsidentin für Internationales, Fundraising und Alumni, „soll es in Zukunft doch auch einige wenige intensivere Kooperationen geben.“ Eine erste dieser sogenannten strategischen Partnerschaften nimmt nun konkrete Formen an: die Zusammenarbeit mit der Macquarie University in Sydney.
Kerngedanke der strategischen Partnerschaften ist die Bündelung. Während das Gros der bestehenden Beziehungen entweder dem Studierendenaustausch oder gemeinsamer Forschung dient, soll eine strategische Partnerschaft beides beinhalten. Zudem gilt es als Grundvoraussetzung, dass aufseiten der Universität Potsdam mindestens zwei Fakultäten oder Profilbereiche beteiligt sind. Diese Profilierung der internationalen Beziehungen wurde im Anschluss an das HRK-Audit zur „Internationalisierung der Hochschulen“ 2012 beschlossen. Dabei sollen zunehmend Kooperationen mit Hochschulen in acht identifizierten Schwerpunktregionen entstehen – darunter einzelne intensivere: strategische Partnerschaften. Bis zu fünf solcher Partnerschaften sollen im Laufe der nächsten Jahre geschlossen werden. „Wir wollen Ressourcen bündeln, wissenschaftliche Projekte anbahnen und unterstützen sowie Strukturen für langfristige Austausche von Studierenden, aber auch Wissenschaftlern schaffen“, so Prof. Demske. Dabei sollen strategische Partnerschaften im Idealfall an bereits bestehende Kooperationen anknüpfen, diese organisatorisch zusammenfügen und fördern. Wie im Fall der Macquarie University in Sydney.
Eine Potsdamer Forscherin, die derzeit im regen Austausch mit australischen Kollegen von Macquarie steht, ist die Psychologin Prof. Dr. Barbara Höhle. Schon länger unterhalten Patholinguisten, aber auch Spracherwerbsforscher beider Universitäten Forschungskontakte. „Grund dafür sind ähnliche Forschungsinteressen“, erklärt Höhle. „Es hilft natürlich, dass wir ähnliche Bereiche und jeweils einen expliziten Schwerpunkt Kognitionswissenschaften haben.“ Seit 2010 existiert ein Abkommen über gemeinsame, sogenannte Cotutelle-Promotionsverfahren. Auf dieser Grundlage haben die beiden Universitäten – zusammen mit den europäischen Hochschulen von Groningen, Newcastle und Trento – das Doktorandenprogramm „Idealab“ gegründet. Für die Potsdamer Promovierenden würde sich dadurch die Chance eröffnen, in Sydney besondere wissenschaftliche Methoden und Instrumente kennenzulernen, so Höhle. „Wir ergänzen uns methodisch sehr gut. Außerdem können dank der Kooperation manche Doktoranden leichter sprachvergleichend arbeiten.“ Dass das „Idealab“ seit 2012 sogar vom „Erasmus Mundus-Programm“ gefördert wird, hat Macquarie die Besonderheit verschafft, Teil einer europäischen Mobilitätsinitiative zu werden. Alle Doktoranden des Uni-Konsortiums verbringen ein Drittel ihrer Zeit im Programm an einer der anderen – eigentlich europäischen – Hochschulen. Nun können sie das auch in Australien tun. So oder so kommen sie alle einmal dort vorbei: Die jährliche Winterschule sämtlicher Doktoranden macht im Februar 2014 in Macquarie Station. Hinter den Kulissen arbeiten Barbara Höhle und ihre australischen Kollegen schon seit zwei Jahren daran, diese gemeinsame Doktorandenausbildung möglich zu machen. Unterschiede bei Promotionsordnung, Ausbildungskosten und zahlreichen Verwaltungsfragen mussten geklärt werden. Doch es wird sich lohnen, da ist sie sich sicher. Und je solider die Basis der Zusammenarbeit, umso größer sind die Chancen, dass sie von Dauer ist, hofft Barbara Höhle.
Im Rahmen der strategischen Partnerschaft mit Macquarie könnte – auf Potsdamer Seite – das Institut für Anglistik und Amerikanistik neu hinzukommen. Schon jetzt gibt es erste Pläne für einen Studierendenaustausch zweier Studiengänge. Und im Dezember fuhr eine Potsdamer Anglistin nach Sydney, um Gespräche über eine mögliche gemeinsame Forschergruppe aufzunehmen.
Text: Matthias Zimmermann, Bearbeitung: Julia Schwaibold