Dr. Alejandra Rodríguez-Sánchez, die an der Professur für angewandte Sozialforschung und Public Policy an der Universität Potsdam forscht, wurde für ihre Publikation mit dem Titel „Search‑and‑rescue in the Central Mediterranean Route does not induce migration: Predictive modeling to answer causal queries in migration research“ im führenden Forschungsjournal „Nature Scientific Reports“ ausgezeichnet. In ihrer Studie, für die sie Daten zu Überquerungsversuchen zwischen 2011 und 2020 ausgewertet hat, kommt Rodríguez-Sánchez zu dem Schluss, dass die Suche nach und die Rettung von Booten, die Migrantinnen und Migranten über das zentrale Mittelmeer transportieren, offenbar keinen Einfluss darauf haben, wie viele Menschen die riskante Reise beginnen. Dies widerspricht der regelmäßig vorgebrachten Behauptung, die Such- und Rettungsaktionen selbst würden dazu beitragen, dass mehr Menschen die Mittelmeer-Überquerung versuchten – und damit ihr Todesrisiko erhöhen.
„Unsere Modellierung hat gezeigt, dass die Veränderungen bei der Zahl der Grenzübertritte auf dem Seeweg offenbar nicht durch die sogenannten Search-and-rescue-Aktionen beeinflusst wurden, was darauf hindeutet, dass diese keinen Anreiz für weitere Übertrittsversuche bieten“, sagt Alejandra Rodríguez-Sánchez. „Als viel entscheidender erwiesen sich andere Faktoren wie Konflikte, wirtschaftliche oder ökologische Bedingungen.“
Ulrike Lucke, Professorin für Komplexe Multimediale Anwendungsarchitekturen, Dr. Tobias Moebert, Ann-Marie Gursch und Lilian Hasse vom Institut für Informatik und Computational Science erhalten den Landeslehrpreis für ihr Seminar „Ethik für Nerds“, in dem sie sich mit ethischen Aspekten des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) auseinandersetzen. In dem Kurs, der gemeinsam mit der Technischen Universität München durchgeführt wird, bearbeiten die Studierenden individuelle Themen in bevorzugt hochschulübergreifenden Tandems. Durch ihre verschiedenen kulturellen und fachlichen Hintergründe bringen sie unterschiedliche Wahrnehmungen von KI sowie Ethik in Gesellschaft und Politik ein und befördern eine pluralistische Sichtweise. „Es gibt kein Falsch und kein Richtig in diesem Kurs“, sagt Ulrike Lucke. „Wir betrachten verschiedene Theorien der normativen Ethik und einschlägige Professionsethiken, anhand derer die Studierenden konkrete KI-Systeme bzw. -Anwendungen reflektieren. Die Berücksichtigung ethischer Aspekte des KI-Einsatzes wird nicht als abzuhakende Checkliste, sondern als beständig neu durchzuführender Aushandlungsprozess eingeübt.“
Weitere Informationen:
Zur Arbeit von Dr. Alejandra Rodríguez-Sánchez: https://www.uni-potsdam.de/de/medieninformationen/detail/2023-08-03-such-und-rettungsaktionen-scheinen-die-ueberquerungsversuche-migranten-nicht-zu-beeinflussen
Zur Arbeit der Professur für Komplexe Multimediale Anwendungsarchitekturen: https://www.uni-potsdam.de/de/multimedia/
Foto:
2024_031_IFI_KevinRyl: Lilian Hasse, Ann-Marie Gursch, Dr. Tobias Moebert und Prof. Dr. Ulrike Lucke. Foto: Kevin Ryl
2024_031_Wissenschaftspreis_UniPotsdam_Sandra_Scholz_IMG: Dr. Tobias Moebert, Ann-Marie Gursch und Prof. Dr. Ulrike Lucke, ausgezeichnet mit dem Landeslehrpreis 2024, und Dr. Alejandra Rodríguez-Sánchez, Trägerin des Postdoc-Preises 2024. Foto: Sandra Scholz
Kontakt:
Prof. Dr. Ulrike Lucke, Professorin für Komplexe Multimediale Anwendungsarchitekturen
Tel.: 0331 977-3023
E-Mail: ulrike.luckeuuni-potsdampde
Dr. Alejandra Rodríguez Sánchez, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für angewandte Sozialforschung und Public Policy
E-Mail: alejandra.rodriguez.sanchezuuni-potsdampde
Medieninformation 04-05-2024 / Nr. 031