„Der Fontane-Wissenschaftspreis“, so die Jury, „geht im Jahr 2022 an Eda Sagarra, die sich seit über einem halben Jahrhundert auf ebenso vorbildliche wie wirksame Weise um die Internationalisierung der Fontane-Forschung und damit zugleich um den europäischen Kulturaustausch verdient gemacht hat. Früh in ihrer Karriere stand Eda Sagarra bereits in regem Austausch mit den Fontane-Communities in Ost- und Westdeutschland. Nachhaltig wirkte sie an der Erforschung von ›Fontane in der globalisierten Welt‹ mit, so der programmatische Titel einer ihrer Arbeiten. Auf einnehmende Weise vereinen die Arbeiten von Eda Sagarra einen weiten kulturwissenschaftlichen Horizont mit philologischer Präzision und mit dem intellektuellen Esprit einer weltgewandten Forscherin. Immer wieder kehrt sie in ihren Studien dabei auf Fontanes großen Altersroman ‚Der Stechlin‘ zurück, dessen zeit-diagnostische Kraft sie ebenso herausarbeitete wie dessen ethisches Programm einer auf Weltoffenheit und Toleranz sich gründenden Verbindung des Regionalen mit dem Globalen.“
Seit ihrer Promotion an der Universität Wien entwickelte sich Eda Sagarra − geboren 1933 als Tochter des Unabhängigkeitskämpfers Kevin O’Shiel, dessen Biografie sie 2013 veröffentlichte − zu einer international renommierten Expertin für die deutschsprachige Literatur des 19. Jahrhunderts. Als Inhaberin des Lehrstuhls für Germanistik am traditionsreichen Trinity College Dublin engagierte sie sich mit großer Wirkung für die deutsche Sprache und Literatur ebenso wie für die irisch-deutschen Beziehungen. Für ihre Verdienste um den internationalen Kulturaustausch wurde sie mit der Goethe-Medaille des Goethe-Instituts (1990) und mit dem Jakob- und Wilhelm-Grimm-Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (1995) ausgezeichnet. Seit 2001 ist sie Mitglied der Academia Europaea. Im Juni dieses Jahres veröffentlichte sie unter dem Titel „Living with My Century“ (Dublin 2022) ihre Autobiografie.
Der Fontane-Wissenschaftspreis wird alle drei Jahre vergeben und ist mit 2.000 Euro dotiert. Erster Preisträger war 2019 der Lektor, Editor und Fontane-Forscher Dr. Gotthard Erler. Die Jury des Preises setzt sich zusammen aus den Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Theodor-Fontane-Archivs e.V. und dem Leiter des Theodor-Fontane Archivs. In diesem Jahr fungierten als Mitglieder der Jury Dr. Thomas Gerber, Prof. Dr. Johann Holzner, Prof. Dr. Joseph Anton Kruse, Dr. Hanna Delf von Wolzogen, Prof. Dr. Peer Trilcke und Wolf Heinrich Freiherr von Wolzogen.
Der 2013 gegründete Förderverein des Theodor-Fontane-Archivs, die Gesellschaft der Freunde und Förderer, hat sich zum Ziel gesetzt, das Fontane-Archiv in seiner Tätigkeit als bedeutendes Literaturarchiv und Zentrum der internationalen Fontane-Forschung zu unterstützen und seinen wissenschaftlichen und kulturellen Rang in der Öffentlichkeit nachdrücklich hervorzuheben und zu verdeutlichen.
Das Theodor-Fontane-Archiv, gegründet 1935, ist ein Literaturarchiv, eine Forschungseinrichtung und ein Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung. Es ist Theodor Fontane und seiner Zeit gewidmet. Seit 2007 in der Villa Quandt am Potsdamer Pfingstberg angesiedelt, ist das Archiv seit 2014 eine wissenschaftliche Einrichtung der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam. Seit 2017 wird es geleitet von Prof. Dr. Peer Trilcke.
Foto: Prof. Dr. Eda Sagarra. Foto: John J. O'Malley
Kontakt: Rainer Falk, Theodor-Fontane-Archiv, Tel.: 0331 20139-6, E-Mail: rfalkuuni-potsdampde
Media Information 05-07-2022 / Nr. 079
Rainer Falk