Viele junge Kambodschanerinnen und Kambodschaner sind heute nicht mehr angemessen über die Verbrechen der Roten Khmer und damit über einen von extremer Gewalt und Nationalismus geprägten Teil der Vergangenheit ihres Landes informiert. Mit seiner Arbeit fördert Duong Keo die differenzierte und umfassende Aufklärung über die Geschichte des Genozids. Zudem setzt er sich vehement für die Integration der im Land lebenden vietnamesischen Minderheit ein. Er versucht, Brücken zu der gesellschaftlich marginalisierten Bevölkerungsgruppe zu schlagen und engagiert sich auf diese Weise für ein von Toleranz und Respekt getragenes friedliches Miteinander.
Keo ist Co-Investor des internationalen akademischen Netzwerks „Education Justice and Memory Network“ mit Sitz an der Universität Bristol, Großbritannien und arbeitete für zivilgesellschaftliche Organisationen wie Youth for Peace und andere, in denen er für die Erforschung der Geschichte der Roten Khmer und der Lebensgeschichten der in Kambodscha lebenden Vietnamesen zuständig war. Duong Keo unterrichtet Universitätsstudierende, hält öffentliche Vorträge und publiziert Berichte und Forschungsarbeiten, um die historische Bildung für Versöhnung und Resilienz zu verbessern und das Verständnis für die vietnamesische Minderheit zu fördern. „Eine Vielzahl von gesellschaftspolitischen Aktivitäten, aber auch von Tätigkeiten für Nicht-Regierungs-Institutionen begleitet den Lebensweg dieses jungen Forschers, der sein soziales Engagement zu seinem Forschungsgegenstand gemacht hat, ohne in diesem Engagement nachzulassen“, sagt Professor Ottmar Ette in seiner Laudatio für den Preisträger.
Der Voltaire-Preis wird von der Friede Springer Stiftung finanziert und seit 2017 jedes Jahr an einen Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin vergeben, der oder die sich für die Freiheit von Forschung und Lehre sowie für das Recht auf freie Meinungsäußerung einsetzt. „Voltaire muss im 21. Jahrhundert fortgeschrieben werden. Die Toleranz steht insbesondere da auf dem Spiel, wo niemand hinschaut“, sagt Jurymitglied und Klimafolgenforscher Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber. Zur Jury gehören außerdem der Präsident der Universität Potsdam, Prof. Oliver Günther, Ph.D., Vizepräsident Prof. Dr. Florian Schweigert, der Humboldt-Experte Prof. Dr. Ottmar Ette, der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Christoph Markschies sowie Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D’Aprile, Professor für Kulturen der Aufklärung an der Universität Potsdam.
Ausgezeichnet wurden bislang die türkische Politologin Dr. Hilal Alkan, die den Krieg in den kurdischen Gebieten und das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Zivilisten anprangerte und daraufhin ihre Anstellung verlor, die guatemaltekische Soziologin Dr. Gladys Tzul Tzul, die sich für indigene Völker in Mittelamerika engagiert, und der afghanische Philosoph Ahmad Milad Karimi für sein fachliches Engagement als Mittler zwischen den Kulturen. Preisträger des Jahres 2020 war der Medien- und IT-Rechtler Gábor Polyák für seinen unermüdlichen Einsatz für die Presse- und Medienfreiheit in Ungarn. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Politologin und Menschenrechtsaktivistin Elisabeth Kaneza für ihren Kampf gegen Diskriminierung.
Rede des Voltaire-Preisträgers Duong Keo beim Neujahrsempfang (PDF)
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Medieninformation 26-01-2022 / Nr. 011