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„Extreme Hochwasser bleiben trotz integriertem Risikomanagement eine Herausforderung“ – Ein Statement zum Hochwasser in Rheinland-Pfalz

Forschende des Graduiertenkollegs „NatRiskChange“ haben ein Statement zum Hochwasser in Rheinland-Pfalz veröffentlicht. | Foto: AdobeStock/PhotographyByMK
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Forschende des Graduiertenkollegs „NatRiskChange“ haben ein Statement zum Hochwasser in Rheinland-Pfalz veröffentlicht.

Forschende des DFG-Graduiertenkollegs „NatRiskChange“ an der Universität Potsdam haben die Ergebnisse einer ad-hoc Untersuchung zum Hochwasser in Rheinland-Pfalz veröffentlicht. In der Stellungnahme stellen die Expertinnen und Experten für Naturrisikenforschung fest, dass extreme Hochwasserereignisse auch mit einem modernen integrierten Risikomanagement eine große Herausforderung darstellen. Zudem mahnen sie an, dass die verschiedenen Faktoren die in ihrer Gesamtheit zu solch extremen Ereignissen wie dem vom Juli 2021 führen, inklusive der Schäden, intensiv wissenschaftlich untersucht werden müssen. Zum einen seien solche Ereignisse per Definition extrem selten und werden durch andere oder zusätzliche Prozesse verursacht als häufiger auftretende Hochwasser. Dies besser zu verstehen, sei essenziell, um unsere Gesellschaft widerstandsfähiger gegenüber solchen Naturgefahren zu machen. Zum anderen zeige schon eine vorläufige Analyse, dass für ein besseres Risikomanagement ein weiter zurückgehender Blick in die Geschichte wichtig ist: Historische Hochwasser sollten systematisch aufgearbeitet werden und – wo möglich und sinnvoll – in die Hochwasserstatistik und die Gefahrenkarten eingearbeitet werden.

Die Hochwasser im Westen Deutschlands im Juli 2021 mit mehr als 180 Todesopfern und Schäden in Milliardenhöhe gelten zurecht als Extremereignis. Doch beispiellos sind sie nicht. Das besonders stark betroffene Ahrtal wurde etwa bereits am 21. Juli 1804 von einem Hochwasser heimgesucht, dessen Schilderungen – mit zahlreichen Todesopfer, zerstörten Häusern und Brücken – denen aus diesem Jahr ähneln. Für die Erstellung von Gefahren- und Risikokarten würde jedoch nur die Hochwasserstatistik herangezogen, die auf korrekten Daten der Abflüsse beruhen, und diese reichen in diesem Fall beispielsweise nicht weiter als 70 Jahre zurück. Dadurch fehlten gerade bei derart seltenen Vorkommnissen wichtige Informationen früherer Ereignisse, merken die Potsdamer Forschenden an. Beispielhaft nahmen sie für eine Modellrechnung frühere Hochwasserereignisse auf: „Insgesamt deutet sich für die Ahr also an, dass a) die historischen Hochwasser nicht hinreichend bei der Extremwertstatistik und bei der Erstellung von Hochwassergefahrenkarten berücksichtigt wurden und b) dass Sommerhochwasser anders generiert werden können als Winterhochwasser und zwar seltener, aber höher ausfallen“, so die Autorinnen und Autoren der Stellungnahme.

Historische Extremwetterereignisse zu berücksichtigen, könnte demzufolge dazu beitragen, die Aussagekraft der Gefahren- und Risikokarten zu verbessern. Außerdem sind sie nicht zuletzt hilfreiche Instrumente bei der Kommunikation von Gefahren und Risiken. So könnten Verweise auf historische Hochwasser als „Kontextualisierungen und Ankerbeispiele“ dienen, um Warninformationen besser einzuordnen.

Schließlich regen die Forschenden an, eine Qualitätskontrolle für essentielle Entscheidungs- und Planungsgrundlagen beim Risikomanagement zu etablieren – etwa in Form des in der Wissenschaft üblichen Peer-Review-Verfahrens. Dabei sei eine stärkere Einbeziehung der Wissenschaft und der neuesten Erkenntnisse aus der Forschung wichtig.

Das Statement im Internet: https://www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/natriskchange/Taskforces/Flut2021_StatementThiekenEtAl.pdf

Kontakt:
Prof. Dr. Annegret Thieken, Professorin für Geographie und Naturrisikenforschung sowie Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs „NatRiskChange“
Tel.: +49 331 977-2984
E-Mail: thiekenuni-potsdamde

Dr. Theresia Petrow, Koordinatorin des DFG-Graduiertenkollegs „NatRiskChange“
Tel.: +49 331 977-5434
E-Mail: natriskuni-potsdamde

Medieninformation 05-08-2021 / Nr. 066