Adaptive Force
Die Adaptive Kraft bezeichnet eine bisher so noch nicht beschriebene Kraftform, welche das spezifische Anpassungsverhalten des Nerv-Muskel-Systems an äußere Kräfte kennzeichnet.
Es wurde ein Kraftmessgerät gebaut, das der Testperson die Möglichkeit gibt, trotz Kraftsteigerung in einer isometrischen Position zu verweilen. Erst wenn der applizierte Druck die maximale isometrische Adaptive Kraft der Testperson überschreitet, geht sie in eine exzentrische Bewegung über. Umso besser die isometrische Position beibehalten werden kann, desto besser erscheint die Adaptationsfähigkeit des neuromuskulären Systems.
Die Forschung betrachtet diesbezüglich verschiedene Aspekte:
1. Wie verhält sich die Adaptive Kraft im Vergleich zu den bekannten isolierten Muskelaktionen (Isometrie, Konzentrik, Exzentrik)?
Hierzu werden insbesondere die Werte der maximalen isometrischen sowie exzentrischen Adaptiven Kraft und der isometrischen sowie der konzentrisch-isometrischen Maximalkraft erfasst und miteinander verglichen.
2. Wie gut kann sich das neuromuskuläre System an die steigende äußere Kraft adaptieren?
Unsere Hypothese ist, dass erkrankte neuromuskuläre Systeme die isometrische Position während der Kraftmessung der Adaptiven Kraft nicht in dem Maße aufrechterhalten können wie intakte Systeme. Hieraus lassen sich dann ggf. Möglichkeiten für Prävention, Diagnostik und Therapie ableiten.
3. Lassen sich durch die schnelle Adaptive Kraft mit Vorspannung der Muskulatur Trainingseffekte erzielen?
Mit dem Messsystem lassen sich auch schnelle Kraftanstiege realisieren. Damit ist auch die schnelle Adaptive Kraft erfassbar. Diesbezüglich konnte gezeigt werden, dass eine höhere muskuläre Vorspannung zu Beginn der Messung der schnellen Adaptiven Kraft einen sofortigen höheren Kraftoutput nach sich zieht. Diesen Effekt würden wir gerne bei schnellem exzentrischem Training einsetzen und überprüfen, ob dadurch eine Leistungssteigerung erzielt werden kann.
Der manuelle Muskeltest (MMT) nach Lovett und Kendall wird seit 100 Jahren, inzwischen weltweit in verschiedenen klinischen Bereichen eingesetzt, u.a. in Neurologie, Physio- und Sporttherapie, Sportwissenschaft, Orthopädie, Sportmedizin. Trotz der jahrelangen Erfahrung mit dieser Muskelprüfung ist sie bisher noch nicht hinreichend durch objektive Verfahren unterlegt. Eine Objektivierung des MMT ist Ziel der Studie.
Bei alltäglichen Bewegungen, aber auch im Sport spielt die Anpassung des Nerv-Muskel-Systems an ständig veränderliche Kräfte eine wichtige Rolle, so beim Gehen, Treppabsteigen o.ä. Der Terminus Adaptive Force (AF) beschreibt die Fähigkeit des Nerv-Muskel-System sich an extern einwirkende Kräfte während isometrischer und exzentrischer Muskelarbeit anzupassen. Es wird angenommen, dass Messungen der AF den MMT und somit die sensomotorische Halteleistung des neuromuskulären Systems abbildet.
Bislang existiert kein Verfahren, das diese Kraftfähigkeit objektiv und standardisiert erfasst. Bei etablierten Kraftmesssystemen wird diese adaptive Haltefunktion nicht berücksichtigt. Daher entwickelten wir dafür geeignete innovative pneumatische Messsysteme für Flexoren bzw. Extensoren von Knie und Ellbogen. Die Evaluation der Systeme laufen gegenwärtig. Für diese haltende Kraftfähigkeit führten wir den Begriff Adaptive Force (AF) ein.