Grenzüberschreitungen. Zu Genese, Ausmaß und Folgen „illegitimer“ Gewalt in den spanischen Karlistenkriegen des 19. Jahrhunderts
Teilprojekt 2
Grenzüberschreitungen. Zu Genese, Ausmaß und Folgen „illegitimer“ Gewalt in den spanischen Karlistenkriegen des 19. Jahrhunderts
Die militärische Gewalt gilt im 19. Jahrhundert als „eingehegt“. Doch die in der europäischen Gewaltgeschichte zumeist vernachlässigten spanischen Karlistenkriege fordern diese Sichtweise heraus. So wird hier die These vertreten, dass die auf der Iberischen Halbinsel etablierten Praktiken exzessiver Gewalt nicht nur weitreichende Folgen für die spanische, sondern auch für die europäische Gewaltgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts hatten. Es waren keineswegs rein dynastisch motivierte Bürgerkriege. Vielmehr galten sie als epochale Auseinandersetzung zwischen Fortschritt und Reaktion bzw. zwischen Revolution und Monarchie, zwischen Religion und Antiklerikalismus. Diese weltanschauliche Aufladung trug zur Emotionalisierung der Auseinandersetzung und Brutalisierung der Gewaltpraktiken bei. Damit standen die Kriege in einer Tradition, die mit dem Unabhängigkeitskrieg gegen Napoleon begonnen hatte. Indem ein Schwerpunkt bei der Untersuchung des „Kleinen Krieges“ liegt, bildet die Studie eine Brücke zwischen den Projekten zu den napoleonischen Kriegen und dem Vorläuferprojekt zum Krieg von 1870/71. Konkret soll erstens eine Systematik der exzessiven Gewaltpraktiken in den Karlistenkriegen erarbeitet werden. Zweitens werden die Diskussionen über „illegitime“ und „legitime“ Gewalt in Politik, Kirche und Öffentlichkeit rekonstruiert und analysiert. Drittens wird die internationale Dimension aufgezeigt, indem die Beteiligung auswärtiger Soldaten nachgewiesen und nach den Transfers von Gewaltpraktiken in die militärischen Gewaltkulturen anderen Staaten (Deutschland, Frankreich, England) gefragt wird.
Projektleitung
- Prof. Dr. Birgit Aschmann
Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts, Humboldt Universität Berlin
E-Mail: birgit.aschmann@hu-berlin.de