Wer ist William James?
“That is what makes him a good philosopher; he was a real human being.”
Ludwig Wittgenstein über William James
William James (1842-1910) ist einer der wichtigsten Vertreter der amerikanischen Philosophie. Zunächst wurde er aber durch sein Grundlagenwerk zur Psychologie The Principles of Psychology (1890) bekannt, das man heute als interdisziplinäre Untersuchung par excellence verstehen muss. Aufgrund seiner Studien zur Religion The Varieties of Religious Experience (1902) gilt er außerdem bis heute als bedeutender Religionswissenschaftler. Mit seinen Werken The Will to Believe (1897) und Pragmatism (1907) legte er den Grundstein für den amerikanischen Pragmatismus.
Als junger Mann wollte James ursprünglich Künstler werden und studierte im ersten Jahr Malerei. Später schloss er ein Medizinstudium ab. Die vielfältigen Lebensbezüge und wissenschaftlichen Quellen seiner Schriften sind ein wesentlicher Grund für die große Bedeutung, die William James für die heutige Wissenschaft besitzt.
Stationen seines Lebens
- 11.01.1842 - Geburt in New York (Hotel Astor House) als erstes Kind einer wohlhabenden, gebildeten Familie, wächst gemeinsam mit drei Brüdern und einer Schwester auf, die sehr geliebt und von klein auf gefördert werden; sein Bruder Henry jun. wird ein bekannter Schriftsteller, seine Schwester Alice schreibt literarische Tagebücher
- 1847-1860 - Besuch einer Reihe von öffentlichen und privaten Schulen in New York, London, Paris (1856), Newport (1858), Genf (1859) und Bonn (1860); einen Schulabschluss erwirbt er nicht
- 1860 - Familie kehrt nach Auslandsaufenthalten endgültig nach Newport zurück; William beginnt zunächst, Malerei zu studieren
- 1861 - Wechsel an die Lawrence Scientific School in Harvard zum Studium der Chemie und Anatomie
- 1864 - Wechsel zur Fachrichtung Medizin
- 1865-1866 - Expedition an den Amazonas (Brasilien), die von dem Geologen Louis Agassiz geleitet wird; Erkrankung
- 1867-1868 - Aufenthalte in verschiedenen deutschen Heilbädern, lebenslange gesundheitliche Beschwerden (chronische Rücken- und Augenleiden, Schlafstörungen und Depressionen) - Besuch von Vorlesungen zur Physiologie und Psychologie in Berlin und liest philosophische, psychologische und physiologische Veröffentlichungen von Wundt, Kant, Lessing, Goethe, Schiller, Renan, Renouvier
- 1869 - Abschluss des Medizinstudiums mit dem Doctor of Medicine (M.D.), ohne jedoch jemals als Arzt zu praktizieren
- 1870-1871 - Depression und schlechte Gesundheit
- 1870er - Mitglied im „Metaphysical Club“ in Cambridge, geleitet von Charles Sanders Peirce
- 1872 - Lehrangebot des Präsidenten der Harvard-Universität, einen Grundstudiengang in vergleichender Physiologie zu übernehmen
- 1873-1907 - Dozent an der Harvard University
- 1873-1876 - Lehre in Anatomie und Physiologie; Europaaufenthalt
- 1875 - Lehrveranstaltungen in experimenteller Psychologie (zum ersten Mal in den USA überhaupt), behandelt seine Studenten kollegial, fordert sie zur Evaluation seiner Lehre auf; gründet erste amerikanische Psychologie-Labor
- 1876 - Ernennung zum Assistenzprofessor für Physiologie
- 1878 - Heirat mit Alice Howe Gibbens
- 1880 - Ernennung zum Assistenzprofessor für Philosophie
- 1882 - Europareise
- 1885 - Vollständiger Wechsel zur Philosophie, Ernennung zum ordentlichen Professor für Philosophie
- 1894-1895 - Präsident der "Society for Psychical Research"
- 1901 und 1902 - Gifford Lectures an der Universität von Edinburgh
- 1903 - Teilnahme am 5. Internationalen Kongress für Psychologie in Rom Ehrendoktorwürde der Harvard University
- 1906 - Gastprofessor an der Stanford University
- 1907 - Vorlesungen in Boston Emeritierung, Fortsetzung seiner Publikationstätigkeit
- 1908 - Hibbert Lectures in Oxford
- 26. August 1910 - Tod in seinem Landhaus in Chocorua, New Hampshire