Erfahrungsberichte aus der Romanistik
Studierende | Erfahrungsbericht oder Interview |
Philipp Krah | Auslandsstudium UNAL (Kolumbien) SoSe2024 Erfahrungsbericht hier lesen. |
Hanna Novara | Erasmus Università degli Studi di Palermo (Italien) SoSe2024 Erfahrungsbericht hier lesen. |
Paula Malpricht | Erasmus+ Praktikum - deutsch-italienische Kulturinstitut SI-PO Prato in der Toskana (Italien) 22.9.22-21.10.22 Erfahrungsbericht hier lesen. |
Linda Thomas | Studium Romanische Philologie - Italienisch 09.1998 - 03.2005 Interview hier lesen. |
Armand Ligouis | Studium Master of Education Französisch für die Sekundarstufe II WiSe 2019/20 - SoSe 2021 Interview hier lesen. |
Katharina Weißbach | Studium Bachelor und Master of Education Französisch und Spanisch 09.2008 - 07.2015 Interview hier lesen. |
Philipp Krah
Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium
Kolumbien: Universidad Nacional de Colombia (UNAL) (SoSe 2024)
Bachelor of Education Lehramt für die Sekundarstufen I und II (allgemeinbildende Fächer)
Im letzten Semester meines Bachelorstudiums habe ich das Glück gehabt, dank eines Stipendiums des DAAD einen akademischen Auslandsaufenthalt an der größten und renommiertesten staatlichen Universität Kolumbiens, der Universidad Nacional de Colombia (UNAL), absolvieren zu können.
Ich studierte an der Humanwissenschaftlichen Fakultät in Bogotá Erziehungswissenschaften und Linguistik. Der Campus dort ist der größte der insgesamt acht Campus der Uni im ganzen Land. Bogotá als Hauptstadt ist nicht nur ökonomisches und kulturelles Zentrum Kolumbiens, sondern mit Gewissheit auch eine Hauptstadt der Graffiti und der Straßenkünste im Allgemeinen. So thront auf fast 2800m auch das höchste Graffito Lateinamerikas im Zentrum der Stadt. Die kulturelle Vielfalt spürt man selbstverständlich auch auf dem Universitätscampus, dessen Gestaltung seither durch Studierende in Autonomie und ohne Erlaubnis angeeignet wird, wie es das größte und berühmteste Graffito auf der zentralen Plaza Che verlauten lässt. Der Campus gehört allen und niemandem, ist jedoch stets offen für jedermann. Letzteres ist eine absolute Besonderheit in dem durch Gewalt und soziale Unterschiede gezeichnetem Land. Während es Einlasskontrollen und zahlreiche Juan Valdez (kolumbianischer Starbucks) auf den Campus der Privatunis gibt, kriegt man in der UNAL an jeder Ecke einen Tinto (schwarzer Kaffee) für einen Zehntel des Preises, die die Student:innen zur Finanzierung ihres Studiums in den sogenannten Chazas verkaufen.
Neben leckerem Kaffee findet man dort auch jegliche Leckereien, und trifft auf dem Campus vor allem aber auch auf diverse Zusammenkünfte von Student:innen. Das Angebot kultureller Aktivitäten ist riesig. Neben vielen Sport- und Tanzkursen, findet beispielsweise jeden Donnerstag direkt neben der humanwissenschaftlichen Fakultät eine informelle Feier statt, wo getrunken, geraucht, vor allem aber viel getanzt und musiziert wird. So wird Cumbia gesungen und getanzt und dies vom Klang traditionell andinischer Langflöten, den Gaitas, begleitet. In Momenten wie diesen Treffen Menschen verschiedenster Herkünfte aufeinander. Nicht zuletzt ist Bogotá das Zentrum der Binnenmigration in Kolumbien. Auch das trägt dazu bei, dass die Student:innen voller Stolz behaupten, die UNAL sei ein Spiegel der kolumbianischen Gesellschaft, was mit sicherlich keine andere Universität des Landes von sich behaupten kann.
Das kulturelle Angebot ist auch außerhalb des Universitätskontextes atemberaubend und nahezu unerschöpflich. Ohne einen Vorwurf formulieren zu wollen, aber wer sich in Bogotá langweilt, ist wahrlich selbst dran schuld. Es gibt unglaublich viele Museen, die einen oder auch mehrere Besuche wert sind. Viele bieten für Student:innen öffentlicher Universität obendrein freien Einlass.
Lockt einen nicht bereits die kulturelle Vielfalt, so kann Kolumbien mit seiner immensen Biodiversität punkten, man spricht daher auch von ökologischer Megadiversität. Um diese kennenzulernen, muss man auch nicht unbedingt in den Amazonas reisen. In Medellín gibt meiner Meinung nach den schönsten botanischen Garten des Landes, und in Bogotá kann man den andinischen Wald entlang der geschützten Wanderrouten durch die Cerros Orientales erkunden. Möchte man wahrhafte Naturschätze kennenlernen, so ist ein Besuch des Caño Cristales empfohlen, welcher als hochgeschätztes nationales Erbe auch auf der 2k COP Note abgedruckt ist. Der Fluss erstrahlt aufgrund der dort heimischen Wasserpflanze Macarenia in allen Tönen des Farbspektrums zwischen grün und pink. Je nach Sonneneinstrahlung bildet die Pflanze nämlich mehr oder weniger Carotin, was zu wunderschönen Farbverläufen in dem Flussbett führt.
Spricht man von wahren Schätzen, muss man vor allem aber auch die Kolumbianer:innen selbst erwähnen. Ebenso kalt wie Bogotá sein kann, sind die Menschen dort herzlich. Ich habe bereits innerhalb der ersten Woche, ehe das Semester an der UNAL startete, ein paar Freunde finden können, die mit großer Begeisterung mir ihre liebsten Orte der Stadt gezeigt, mich zu ihnen in die Universidad Pedagógica eingeladen haben, die ich durch unsere gemeinsame Zeit sehr schätzen lernte und nun in Erinnerung in meinem Herzen trage. Mit Sicherheit aufgrund der schieren Größe und Vielfalt kann man in Bogotá viele interessante Menschen kennenlernen, wozu ich jedem jedoch ein Mindestmaß an Spanischkenntnissen empfehlen würde. Historisch geprägt und aktuell verstärkt ist ein latenter Antiamerikanismus spürbar, weshalb, in der Landessprache zu kommunizieren, neben einer Frage des Respekts auch ein großer Vorteil sein kann, andere Menschen kennenzulernen. Sich in Bogotá bewegen und vernetzten zu können, öffnet einem die Tore zur Schönheit dieser Stadt, die einen auf faszinierender Weise in ihren Bann ziehen kann.
In diesem Sinne erinnere ich einen Satz der Koordinatorin der Einführungswochen an der UNAL, die zu Semesterbeginn warnte: „Cuidado, el peligro es que se quieran quedar.“
Hanna Novara
Erfahrungsbericht Erasmussemester
Italien: Università degli Studi di Palermo (SoSe 2024)
M.A. Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik
Spontan entschied ich mich dazu, im Verlauf meines Masterstudiums ein zweites Erasmus-Semester anzutreten. Im Bachelor habe ich bereits ein Semester an einer Uni in Rom verbracht. Da die Bewerbungsfrist zum Zeitpunkt meiner Entscheidung abgelaufen war, habe ich mich auf einen Restplatz in Italien beworben – Italien deshalb, weil ich meine Sprachkenntnisse im Italienischen gerne weiter vertiefen wollte.
Die Kontaktaufnahme mit der Università degli Studi di Palermo war anfangs etwas holprig, aber das Team des International Office vor Ort war immer hilfsbereit und bemüht.
Das Studiensystem in Italien unterscheidet sich etwas von dem in Deutschland. Der Unterricht ist viel frontaler und auch Seminare sind oft so aufgebaut wie Vorlesungen. Das hängt allerdings auch von der Anzahl der Studierenden und den jeweiligen Dozierenden ab. In Palermo habe ich vier Kurse belegt, die jeweils zweimal pro Woche stattfanden. Ich war dabei sehr frei in meiner Wahl, da es wenig Kurse gab, die direkt auf meinen Master zugeschnitten waren. Die Prüfungen waren alle mündlich. Dabei waren die Dozierenden teilweise sehr entgegenkommend und ließen Erasmus- Studierende auch in den Kursen auf Italienisch die Prüfungen auf Englisch ablegen. Insgesamt habe ich die Dozierenden als sehr wohlwollend gegenüber Studierenden erlebt. Der akademische Anspruch der Kursinhalte war sehr machbar.
Der Kontakt zu anderen (Erasmus-)Studierenden ergab sich sehr schnell. Da sich das Nachtleben der (internationalen) Studierenden in Palermo sehr auf das Zentrum der Stadt beschränkt, hat sich schnell ein gemeinschaftliches Gefühl eingestellt – immer wieder läuft man sich spontan über den Weg. Mit italienischen Studierenden hatte ich in der Uni nicht so viel Kontakt. Durch Freund*innen habe ich aber Italiener*innen kennengelernt, die in Palermo aufgewachsen sind und mir so auch eine ganz andere Seite der Stadt zeigen konnten. Generell mischen sich aber, vor allem beim Ausgehen in Bars oder dem gemeinsamen Chillen auf den Plätzen der Stadt, einheimische und internationale Studierende. Bereits vor meinem Aufenthalt in Palermo hatte ich durch meine Erasmus-Zeit in Rom und den Besuch zweier Sprachkurse an der Uni Potsdam gute Grundkenntnisse im Italienischen. Diese konnte ich durch einen intensiven Sprachkurs in Palermo und den alltäglichen Smalltalk im Supermarkt oder Cafés ausbauen.
Ich habe das Semester in Palermo sehr genossen und als bereichernd empfunden. Die Sizilianer*innen habe ich als sehr offen und herzlich wahrgenommen und die Stadt hat eine ideale Größe, um sich schnell einzuleben und trotzdem täglich Neues zu entdecken. Die Nähe zum Meer habe ich ausgenutzt und bin häufig mit dem Zug oder Auto zu umliegenden Stränden gefahren. Ansonsten empfehle ich unbedingt, sich in der Stadt treiben zu lassen und offen für den etwas chaotischen Vibe der Stadt zu sein. Einplanen würde ich Zeit, um auch den Rest von Sizilien zu bereisen, dies ist unkompliziert mit Zügen und Bussen machbar. Insgesamt empfehle ich, ein Semester an der Università degli Studi di Palermo zu verbringen. Die Zeit war aufregend, sonnig und unvergesslich!

Paula Malpricht
Praktikumsbericht
Praktikumszeitraum: 22.8.-21.10.2022
Einrichtung: SI-PO Istituto Culturale Tedesco Prato (Italia)
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