Zum Hauptinhalt springen

Psychometrie

Fast alle von uns kennen die typischen Berufswahltests aus der Oberstufe oder die "Welcher Persönlichkeitstyp bist du" - Tests aus Zeitschriften und Magazinen. Dass deren Ergebnisse kein objektives Bild unserer Person liefern wird von den meisten mit einem gewissen Augenzwinkern hingenommen. Anders allerdings wenn auf  Grundlage von Testverfahren Personalentscheidungen getroffen oder medizinische Behandlungskonzepte eingeleitet werden. Diese Tests mit höchstmöglicher Fachlichkeit zu versehen ist Aufgabe psychologischer Testentwickler*innen.

Psycholog*innen aller Schulen bedienen sich sogenannter psychologischer Testverfahren, um die psychische Konstitution ihrer Klient*innen und Patient*innen besser einschätzen zu können. Die Konstruktion dieser Verfahren, aber auch anderer psychologischer Tests, wird im Bereich der Psychologie als Testentwicklung bezeichnet. Grundsätzlich handelt es sich dabei um die Entwicklung und ständige Optimierung von Mess- bzw. Evaluierungsmethoden, um Einzelpersonen und/oder Gruppen (Proband*innen) in bestimmte psychologische Muster einzuordnen oder auf Spektren zu verorten. Diese Prozesse fallen unter den Begriff "Psychometrie", also das Messen der Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen und psychologischen Erscheinungen.

Psychologische Tests werden unter anderem in der psychologischen Diagnostik eingesetzt, um psychologische Erkrankungen oder Störungen wie Depression, Narzissmus oder Psychopathie feststellen und Therapieverläufe bewerten zu können. Auch in Form von sogenannten Online-(Self)-Assessments (kurz: OSA) werden psychologische Tests beispielsweise im Bildungswesen oder in der Personalentwicklung durchgeführt, um Proband*innen bei ihrer Studienfach- oder Berufswahl zu unterstützen oder die Eignung von Bewerber*innen für eine bestimmte Stelle zu prüfen. 

Sehr gute Statistikkenntnisse und Psychologisches Fachwissen unabdingbar

Hierfür wird zurecht erwartet, dass die Tests gewisse Standards erfüllen, um als wissenschaftlich fundiert zu gelten und möglichst belastbare Ergebnisse zu generieren. Dazu zählen  Standardisierung, Normierung, Objektivität, Reliabilität, Zumutbarkeit, Fairness und Validität. In der Praxis bedeutet dies zum Beispiel, dass die Testentwickler*innen und –leiter*innen gegenüber Proband*innen eine gewisse Neutralität wahren und die Tests immer unter möglichst ähnlichen Bedingungen stattfinden. Die Ergebnisse müssen daraufhin ausgewertet und interpretiert werden; Es kommt also zwangsläufig zu einer Überschneidung von statistischen Verfahren mit psychologischer Diagnostik. Testverfahren werden häufig wiederholt und permanent neu evaluiert. Außerdem ist die Entwicklung von psychologischen Tests oft in größere Forschungsprojekte eingebettet bzw. inhaltlich von ihnen abhängig, da sich der derzeitige Forschungsstand und die Formulierung von Fragen bzw. Aufgaben (sog. Items) gegenseitig bedingen.

Einstellungsvoraussetzung ist ein Abschluss in Psychologie oder vergleichbaren Disziplinen, sowie sehr gute Kenntnisse in Statistik, sowie manchmal Programmierkenntnisse. Für die Testentwicklung im Arbeitsbereich Human Resources empfiehlt es sich, bereits während des Studiums eine Spezialisierung auf Wirtschafts- oder Personalpsychologie vorzunehmen. Stellen finden sich vor allem im universitären und Forschungsumfeld, bei Personaldienstleistern sowie bei Testanbietern und Testplattformen. 
 

Porträt Miguel Paker

Miguel Paker

ist akademischer Mitarbeiter und Teil des OSA-Entwicklungsteams der Universität Potsdam

Klassiche Tätigkeiten

Mögliche Arbeitsorte