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Gesundheitsmanagement

Gesamtgesellschaftliche Gesundheitsthemen sowie die physische und psychische Verfassung Einzelner stehen nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie im Fokus des öffentlichen Interesses, sondern tangieren jeher ganz unterschiedliche öffentliche Bereiche. Dementsprechend bietet auch das Gesundheitsmanagement für Studierende und Absolvent*innen diverser Fachrichtungen spannende Einsatzmöglichkeiten.

Grob gesagt vereint das Feld alle forschenden, planerischen, konzeptionellen und beraterischen Prozesse in Bezug auf Gesundheitsthemen und Gesundheitsmaßnahmen und bildet somit meist eine Spezialisierung innerhalb grundlegenderer Berufsfelder wie etwa der Forschung, der politischen Steuerung oder auch des Consultings ab.
Das Spektrum reicht dabei von der Entwicklung konkreter Gesundheitsangebote, über die Erforschung einzelner Gesundheitsfragen bis hin zur Planung und Steuerung gesellschaftlicher Gesundheitsmaßnahmen. So werden in der Gesundheitsforschung Daten erhoben, ausgewertet und gesundheitsbezogene Fragestellungen erörtert und in der Gesundheitsverwaltung und -politik beispielsweise die Steuerung und Kontrolle der in der Gesundheitswirtschaft tätigen Akteur*innen koordiniert oder gesamtgesellschaftliche Präventions- und Schutzmaßnahmen entwickelt.
An der Schnittstelle zur Produktentwicklung medizintechnischer Start-ups und Unternehmen sowie naturwissenschaftlicher Forschungseinrichtungen hingegen werden Gesundheitsmanager*innen gesucht, um im Rahmen des Qualitäts- und Risikomanagements Zulassungsfragen für Gesundheitsprodukte zu klären oder den arbeitsbezogenen Umgang mit Gefahrenstoffen zu kontrollieren. Politik- oder Unternehmensberatungen suchen wiederum Gesundheitsmanager*innen, um in den bisher erwähnten Feldern ihre Consultingdienstleistungen anbieten zu können.

Großes Aufgabenspektrum auch im betrieblichen Gesundheitsmanagement

In einem häufigeren, engeren Begriffsverständnis wird unter Gesundheitsmanagement jedoch meist rein das betriebliche Gesundheitsmanagement verstanden, bei dem es um die Entwicklung und Realisierung gesundheitsfördernder Maßnahmen für die Mitarbeitenden, z. B. einer Firma, einer Organisation oder einer öffentlichen Einrichtung geht. Je nachdem, wie umfassend dieses Gesundheitsmanagement angelegt wird bzw. welchen Stellenwert das Thema in der Einrichtung genießt, gestaltet sich dabei auch das Aufgabenfeld betrieblicher Gesundheitsmanager*innen. So setzen manche Firmen auf einen ganzheitlich gesundheitsfördernden Ansatz und agieren auch präventiv, während andere lediglich vereinzelte Schulungen (wie etwa eine Rückenschule in der Mittagspause o.ä.) anbieten oder auf akut auftretende Probleme reagieren. Die Tätigkeiten betrieblicher Gesundheitsmanager*innen können daher sowohl umfassenderer wissenschaftlich-konzeptioneller Natur sein (z. B. Statistiken über Krankheitsstand der Mitarbeitenden führen und auswerten, gesundheitsbezogene Umfragen unter den eigenen Angestellten durchführen, Gesundheitskonzepte oder Maßnahmen für das Wiedereingliederungsmanagement entwickeln, …), als auch eher konkrete Organisationstätigkeiten wie die Ausrichtung von Beratungs- und Schulungsangeboten umfassen. Da es im Kern immer um den Erhalt oder die Wiedererlangung der Beschäftigungsfähigkeit von Mitarbeitenden geht, sind betriebliche Gesundheitsmanager*innen meist der Personalbteilung zugeordnet oder arbeiten mit dieser zusammen (HR-Management, Personalberatung). Zuweilen ergeben sich aber auch thematische Anknüpfungen an den Bereich Arbeitssicherheit/Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, etwa wenn es um Präventionsmaßnahmen (z. B. hinsichtlich Schulungen zur Ergonomie am Arbeitsplatz, der Einhaltung von Dienst- und Pausenzeiten, o.ä.) und  Gefährdungsbeurteilungen hinsichtlich physischer und psychischer Gesundheitsrisiken oder den konkreten Umgang mit Unfällen am Arbeitsplatz geht. Auch gibt es teilweise eigene spezialisierte Weiterbildungen und Berufsbezeichnungen wie z. B. das Health-Safety-Environment-Management (HSE-Management).

Für eine Anstellung als betriebliche*r Gesundheitsmanager*in wird häufig ein spezialisierter Studienschwerpunkt im Gesundheitsmanagement, der Gesundheitsökonomie oder der Gesundheitswissenschaft gefordert. Aber auch mit sportwissenschaftlichem Hintergrund, einem Abschluss in Psychologie oder in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften hat man, je nach inhaltlicher Schwerpunktsetzung der Stelle, gute Chancen. Im Grenzbereich zum Arbeitsschutz werden gelegentlich auch Ingenieur*innen oder Naturwissenschaftler*innen (z. B. hinsichtlich des Umgangs mit Gefahrengut oder großen technischen Anlagen) gesucht.

Anknüpfungspunkte des eigenen Faches prüfen und vertiefen

Gesundheitsmanagement sowohl im betrieblichen Kontext als auch im globaleren Verständnis von Forschung und Politik, bietet also Schnittstellen zu ganz unterschiedlichen Bereichen und Disziplinen. Bei Interesse an Gesundheitsthemen sollte man daher möglichst frühzeitig die Überschneidungen mit dem eigenen Studienfach und die daraus resultierenden Einsatzmöglichkeiten prüfen. Auch empfiehlt es sich abzustecken, in welchem inhaltlichen Teilgebiet man tätig werden möchte. So könnten Informatiker*innen sich mit der Entwicklung digitaler Gesundheitsdienste (digital health) beschäftigen, Sozialwissenschaftler*innen die Entwicklung der öffentlichen Gesundheit (public health) erforschen, Jurist*innen den Schutz gesundheitsbezogener Daten im Blick haben (siehe auch: Datenschutzberatung) und Psycholog*innen resilienzfördernde Maßnahmen für Angestellte und Arbeiter*innen entwickeln.

Arbeitsstellen finden sich daher sowohl in Unternehmen als auch bei Krankenkassen und Gesundheitsverbänden, Gewerkschaften, in wissenschaftlichen Institutionen, aber auch Ministerien, der öffentlichen Verwaltung, Consultingagenturen, u.v.m. Zur Stellensuche sollten somit auch die Stellenbörsen der oben verlinkten Felder herangezogen werden.
 

Robert Brauer

ist Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologe bei den arbeitsmedizinischen Diensten der TÜV Rheinland Group

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